“Wir wollen Mitbestimmung”

Vorarlberg / 19.09.2021 • 19:04 Uhr
Lina Feurstein ist seit Kurzem die neue Landesschulsprecherin für Schüler an den heimischen Gymnasien. VN/Paulitsch
Lina Feurstein ist seit Kurzem die neue Landesschulsprecherin für Schüler an den heimischen Gymnasien. VN/Paulitsch

Feurstein möchte eine Impfpflicht für Lehrer an Volksschulen und Kindergärten.

Schwarzach Schülervertreterinnen und Schülervertreter teilen sich in Zeiten wie diesen ihre größte Sorge mit vielen anderen Mitgliedern der Gesellschaft: Corona. Wie damit umgehen? Welche Maßnahmen ergreifen? Wie Schule wieder in Orte des angstfreien Lernens verwandeln? Auf diese und andere Fragen hat AHS-Landesschulsprecherin Lina Feurstein klare Antworten.

 

Was bewegt einen jungen Menschen wie dich, eine solche Funktion auszuüben?

Feurstein Es ist der Drang, etwas zu verändern, etwas gegen die Unzufriedenheit mit dem System zu tun. Dieses Bedürfnis hatte ich schon in der Volksschule. Im Gymnasium Gallusstraße habe ich mich aber erst später wieder für die Interessen meiner Kolleginnen und Kollegen eingesetzt. So wurde ich zuerst Schulsprecherin und jetzt Landesschulsprecherin.

 

Worin siehst du die größten Herausforderungen im kommenden Schuljahr?

Feurstein Wir Schüler müssen um mehr Mitbestimmung kämpfen. Diesbezüglich planen wir auch ein Projekt, durch das wir auf regionaler Ebene mit Schülerräten Wünsche und Forderungen eruieren, um diese dann entsprechend vorzubringen. Es gab bisher oft Regionen, die vernachlässigt wurden. Damit soll Schluss sein. Weitere Herausforderungen sehe ich im Kampf gegen die soziale Ungleichheit, die sich während der Lockdowns ganz besonders offenbarte. Wir wollen zudem Maßnahmen gegen den Leistungsdruck durchsetzen, weil wir wissen, dass während Corona die mentale Gesundheit vieler SchülerInnen stark beeinträchtigt wurde.

Stichwort Corona. Wie beurteilst du den Umgang der Regierung mit diesem Problem für die Schulen?

Feurstein Auf der traditionellen Notenskala würde ich der Regierung ein 3 bis 4 geben. Die Maßnahmen wurden im vergangenen Jahr von einem Tag auf den anderen angeordnet. Das war alles nicht durchdacht und für uns SchülerInnen sehr unangenehm. Die Maßnahmen an sich fand ich richtig. Testen und Masken waren notwendig.

 

Wie sollte man mit dem Coronaproblem an den Schulen in diesem Jahr umgehen?

Feurstein Das Offenhalten der Schulen muss im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen. Schüler sind bereit, sinnvolle Maßnahmen umzusetzen. Wir dürfen nicht noch mehr soziale Ungleichheit zulassen und brauchen ein Konzept, wie man Versäumtes nachholen kann. Ich arbeite bei all diesen Zielen mit meiner Kollegin von den berufsbildenden Schulen, Anne Urbanek, übrigens sehr gut zusammen.

 

Bist du für eine Impfpflicht für Lehrer?

Feurstein Das sehe ich differenziert. Ich bin für eine Impfpflicht von Lehrern im Volksschule- und Elementarpädagogikbereich. Dort gibt es ausschließlich Kinder, die sich – noch – nicht impfen lassen können, die also ungeschützt sind. Zudem ist der Körperkontakt bei den Jüngeren viel stärker. Bei den älteren Schülern ist eine Impfpflicht wohl nicht notwendig. Das hängt jedoch auch von den anderen Maßnahmen ab.

 

Möchtest du für eine Impfung für ältere Schüler werben?

Feurstein Ja, das werde ich tun. Ich habe mich aus Überzeugung impfen lassen. Es gibt natürlich auch Schüler, die das nicht tun. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese sehr stark von ihrem familiären Umfeld und von Bekannten beeinflusst wurden. Meiner Wahrnehmung nach gibt es unter den Schülern wenige deklarierte Impfgegner.

 

Weg von Corona, hin zur Matura. Hat die Reifeprüfung, so wie sie jetzt ist, aus deiner Sicht das richtige Format gefunden?

Feurstein Was die Matura im kommenden Jahr anbelangt, so fordere ich mehr Erleichterungen bei der Leistungsbeurteilung. Aus gutem Grund: Wir letztjährige Siebtklässler hatten nämlich am meisten unter den Lockdowns zu leiden und waren am längsten von der Schule verbannt. Ich bin prinzipiell auch gegen die Durchführung der mündlichen Prüfung. Wenn’s doch eine geben sollte, muss der Stoff entsprechend reduziert werden.

 

Man hat den Eindruck, dass Corona zu einer selten engen Partnerschaft zwischen Lehrern und Schülern geführt hat. Ist dem so?

Feurstein Ja, das kann man schon so sagen. Wir hatten dieselben Ziele:eine offene und sichere Schule. Und wir wollten die schulischen Herausforderungen gemeinsam meistern. Dieser Geist der Partnerschaft soll auch nach der Pandemie weiter wehen.

 

Bist du als Schülervertreterin eher der konsensuale oder der konfrontative Typ?

Feurstein Ich würde sagen: beides. Ich habe es gerne konsensual. Wenn das jedoch nicht geht, scheue ich auch keine Konfrontation. Es geht immer um die Sache. Die bestimmt, wie man vorgeht.

Zur Person

Lina Feurstein ist 17 Jahre alt. Sie lebt in Bregenz und besucht eine Maturaklasse des BG Gallusstraße. Ihre Hobbys sind Lesen und Schwimmen. Lina Feurstein möchte sich auch für die Bundesschülervertretung bewerben.