Landesbibliothek in Bregenz wird „Dritter Ort“

Die Umgestaltung dauert noch bis November. Es werden rund 3,3 Millionen Euro investiert.
Bregenz Die Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz wird umgebaut. Sie soll ab November zu einem Kommunikationszentrum, einem sogenannten „Dritten Ort“, werden. Einem Treffpunkt bzw. Platz des Ausgleichs.
Wo sich bereits Kelten, Römer sowie die Heiligen Gallus und Kolumban niedergelassen haben, entstand in den 1980er-Jahren eine der modernsten Bibliotheken Österreichs. Seit 1986 befindet sich die Vorarlberger Landesbibliothek am Fuße des Gebhardsbergs im Areal des ehemaligen Benediktinerklosters St.-Gallus-Stift. Die Bibliothek verfügt über einen großzügigen Freihandbestand und einen gewaltigen Kuppelsaal als Veranstaltungsraum. Obwohl sich die Ansprüche an Bibliotheken in den letzten Jahrzehnten massiv verändert haben, ist die Landesbibliothek bisher seit über 30 Jahren architektonisch nahezu unverändert geblieben.
Ort des Lernens
Das Verhalten der Besucher hat sich u. a. durch den Einzug digitaler Medien sehr geändert. Denn Bibliotheken haben sich immer mehr als Lernorte etabliert. Sie sind längst nicht mehr nur Plätze, die kurz besucht werden, um Bücher oder andere Medien auszuleihen. Es ist ein Trend erkennbar, dass sie immer mehr zu architektonisch attraktiven Orten werden, die zum Studieren und Verweilen ohne Konsumzwang einladen.
Historischen Charme erhalten
Der Umbau der Vorarlberger Landesbibliothek begann im August 2020 und sollte im November 2021 beendet sein. Die Bausumme beträgt 3,3 Millionen Euro. Mit der Planung der Architektur und der neuen Parkanlage wurde das
Bregenzer Architekturbüro Ludescher + Lutz beauftragt. Funktionell sollen die neuen Räume sein und der historische Charakter der Gebäude gewahrt bleiben. Das Bundesdenkmalamt begleitet die Planung und Fertigstellung des Projekts.
Schlösschen in neuem Glanz
Die Verbindungsspange aus Beton zwischen Hauptgebäude und Schlösschen Babenwohl wurde entfernt. Das Schlösschen mit Grundmauern aus dem 14. Jahrhundert erstrahlt so als eigenständiges Gebäude wieder in neuem Glanz. Es ist nun über einen unterirdischen Verbindungsgang mit dem Hauptgebäude verbunden. Neu wird die Außenanlage, der Eingangsbereich, der sich „zur Stadt hin öffnen“ soll.
Ebenfalls umgestaltet wird im Hauptgebäude das Stiegenhaus, das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss. Dort entstehen der neue Lesesaal und die Gruppenarbeitsräume. Hier stehen künftig vier komfortable Räume für kooperatives Lernen in der Kleingruppe zur Verfügung. Sie sind kostenlos online buchbar und mit WLAN und Smartboards ausgestattet. „Die Hälfte des Stockwerks, das vorher Regalfläche war, wird zum Leseraum“, erklärt Mag. Thomas Feuerstein von der Landesbibliothek.
Der neue Lesesaal im ersten Stock zeigt sich mit einer verspiegelten Decke, was ein großzügiges Raumgefühl vermittelt.
Die Wände sind mit Regalen bestückt, die wissenschaftliche Zeitschriften in großer Zahl aufnehmen können. Saniert werden auch die Lüftungsanlagen und die sanitären Anlagen im gesamten Gebäude. „Die Fernwirkung und Anordnung der Gebäude in ihrem alten Baumbestand sprechen die Sprache von Gründerzeit und Jugendstil“, heißt es seitens der Architekten Ludescher + Lutz. „Wir versuchen, dieser Stimmung zu entsprechen, indem wir solide Materialien wie Beton, Kalkputz und Massivholz einsetzen und diese mit einer handwerklichen Arbeit verbinden, wie sie vor dem Zweiten Weltkrieg noch üblich war.“ So soll es gelingen, „an diesem einmaligen Ort ein Gefühl von Zeitlosigkeit und Gleichzeitigkeit entstehen zu lassen“.


