Auf Willi kann man immer zählen

Vorarlberg / 14.10.2021 • 10:00 Uhr
Auf Willi kann man immer zählen
Willi beim Gläsertrocknen im VIP-Raum der Lustenauer Austria. Der Pensionist hilft noch heute beim Verein tatkräftig mit. VN/Hartinger

Der 91-jährige Willi Krautsieder packt noch heute bei seinem Herzensklub Austria Lustenau kräftig an.

Lustenau „Mein Gott“, sagt Willi Krautsieder beim Verlassen des Reichshofstadions wehmütig, „wenn ich doch nur noch erleben könnte, wie hier ein neues Stadion entsteht und die Austria aufsteigt.“ Willi hätte es sich verdient. Er gehört zu jenen Unverwüstlichen, die stets für den Verein da sind und anpacken, wo es anzupacken gilt. Der erstaunlich fitte gebürtige Oberösterreicher schleppt heute noch Kartons mit Gläsern herum, lupft Bierbänke von A nach B, kehrt im Austria-Dorf nach Spielen Unrat zusammen.

Den Typen muss man einfach mögen. Brandon Baiye (l.) und Stimmungskanone Michael Chekoua nehmen Willi gerne in ihre Mitte. <span class="copyright"> VN/Hartinger </span>
Den Typen muss man einfach mögen. Brandon Baiye (l.) und Stimmungskanone Michael Chekoua nehmen Willi gerne in ihre Mitte. VN/Hartinger

Die Gemeinschaft

„Das Schönste ist, wenn wir nach getaner Arbeit zusammensitzen, blödeln, lachen und uns unterhalten“, schwärmt der Senior vom Geist der Gemeinsamkeit unter den freiwilligen Helfern. 1954 kam der zweifache Vater und vierfache Großvater aus dem Mühlviertel nach Vorarlberg, wo wirtschaftlich Milch und Honig floss. Als gelernter Schreiner fand er Arbeit in einem Lustenauer Betrieb. „Ich kam am Vormittag an, wurde vom Chef zum Mittagessen eingeladen und hab‘ schon am Nachmittag gearbeitet“, schwelgt Willi in glücklichen Erinnerungen.

Er heiratete die Schwester des langjährigen Austria-Zeugwarts Gottfried Pfeifer. Dieser brachte ihn 1997 als freiwilliger Helfer zur Austria. „Vorher hatte ich vor lauter Arbeit gar keine Zeit. Aber damals, als die Austria in die Bundesliga aufstieg, brauchte man ja Leute, die anpacken.“ Das tat Willi von Anbeginn an – bis heute.

Auch im Trainerzimmer mit Mathias Nesler, Cheftrainer Markus Mader und Martin Schneider (v.l.) fühlt sich Willi Krautsieder äußerst wohl. <span class="copyright">VN/Hartinger</span>
Auch im Trainerzimmer mit Mathias Nesler, Cheftrainer Markus Mader und Martin Schneider (v.l.) fühlt sich Willi Krautsieder äußerst wohl. VN/Hartinger

Freude über den Erfolg

„Ich kann nur staunen, wie Willi trotz seines hohen Alters noch harte körperliche Arbeit verrichten kann“, artikuliert Mannschaftsbetreuer Otmar Hämmerle seine Bewunderung. „Solche Leute sind vielleicht die wichtigsten in einem Verein“, verbeugt sich Spieler und Lustenauer Pius Grabher vor dem 91-Jährigen. Der quittiert diese Worte der Anerkennung mit einem verlegenen Lächeln. „Weißt du, ich bin nicht jemand, der gerne im Rampenlicht steht“, sagt er. Sein Wohlbehagen ob dieser Lobeshymnen kann er dennoch nicht ganz verbergen.

Lotte Reheis, die Grand Dame der Austria-Helferfamilie, und Willi Krautsieder sind bei der Austria "Oldies but Goldies". <span class="copyright">VN/Hartinger</span>
Lotte Reheis, die Grand Dame der Austria-Helferfamilie, und Willi Krautsieder sind bei der Austria "Oldies but Goldies". VN/Hartinger

Dem rüstigen Pensionisten tut die Erfolgswelle, auf der die Austria derzeit schwimmt, gut. „Ich habe bekanntlich andere Zeiten mit dem Verein erlebt.“

Essen mit Prinzen

In guten wie in schlechten Zeiten hat er an seinem Bund mit der grünweißen Familie aufopferungsvoll festgehalten. Gerne erinnert er sich auch an einige Spieler des Vereins. Besonders Roger Prinzen ist ihm dabei in Erinnerung geblieben. Dem hat er wie anderen beim Umziehen geholfen. „Dabei ist ein Kasten zerbrochen. Ich habe ihm diesen wieder zusammengeschustert. Prinzen hat mich daraufhin zum Essen eingeladen.“ Bewundert hat er auch Thiago, ebenso wie Harry Dürr und Christoph Stückler. Durch Corona konnte sich eine Beziehung zur jetzigen Erfolgstruppe noch nicht so richtig entwickeln. Doch als er deren Kabine vor dem Mittwochtraining betritt und vorgestellt wird, ist der Respekt für den alten Mann spürbar.

Anpacken mit Betreuer Otmar Hämmerle. Willi Krautsieder ist mit seinen 91 Jahren am Buckel noch voll auf der Höhe. <span class="copyright">VN/Hartinger</span>
Anpacken mit Betreuer Otmar Hämmerle. Willi Krautsieder ist mit seinen 91 Jahren am Buckel noch voll auf der Höhe. VN/Hartinger

Willi will noch lange für die Austria tätig sein. “Ich sehe zwar nicht mehr so gut, aber körperlich fühle ich mich topfit.”  

Willi Krautsieder

Geboren: 17. Mai 1930

Wohnhaft: Lustenau

Familie: zwei Kinder, vier Enkel

Beruf: Pensionist

Hobbys: Kreuzworträtsel, Garten, Laufen

Lieblingsspeise: Sauerkraut mit Knödel