Fieberhafte Suche nach Asylquartieren

Angespannter Wohnungsmarkt trifft auf steigende Asylzahlen.
Schwarzach Der Wohnungsmarkt 2015 und der Wohnungsmarkt 2021 ist in Vorarlberg nicht vergleichbar. Das merkt nun auch die Flüchtlingshilfe. Aufgrund steigender Asylzahlen befinden sich das Land und die Caritas wieder auf Quartiersuche. Nur: Der Markt ist heiß umkämpft. Vorarlberg ist deshalb bei der Aufnahmequote auf den letzten Platz abgerutscht. Andere Bundesländer weigern sich mittlerweile sogar, Flüchtlinge aufzunehmen.
18.411 Menschen suchten bis September in Österreich um Asyl an. Im Vorjahr waren es zur gleichen Zeit 8315. Heuer im April registrierte das Innenministerium noch 1494 Anträge, im Juni schon 2131 und im August 4758. Laut VN-Informationen prognostizierten Experten im Ministerium heuer 22.000 Ankünfte. Mittlerweile heißt es, dass es über 40.000 werden könnten. Derzeit erreichen zwischen 1200 und 1500 Personen Österreich. Die Zahlen von 2015 sind aber noch in weiter Ferne, damals waren es 2000 bis 2500 pro Woche. Dennoch müssen Quartiere gefunden werden. Und das ist schwierig.
Letzter Platz bei der Quote
In Österreich ist es so geregelt, dass jedes Bundesland im Verhältnis zur Einwohnerzahl Flüchtlinge beherbergen muss. Vorarlberg sollte 4,4 Prozent aller Asylwerber betreuen. Das wären 60 bis 70 Flüchtlinge pro Woche. Doch der Platz ist nicht vorhanden. Derzeit wird die vorgegebene Quote zu 68 Prozent erfüllt. Wien steht mit 179 Prozent am anderen Ende der Skala und hat laut Ö1 einen Aufnahmestopp verkündet. Das gilt auch für Kärnten und Niederösterreich. Die zuständigen Landesräte kritisieren die Bundesregierung für fehlendes Management. Vorarlbergs Landesrat Christian Gantner sieht die Verantwortung hingegen auch bei den Ländern. „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Wir haben am Wohnungsmarkt bekanntlich eine schwierigere Situation als andere.“ Er sei aber zuversichtlich, dass die Quote bald wieder steigt.
Die Caritas stoppte schon Anfang des Jahres den Rückbau der Flüchtlingsunterkünfte. Der Puffer an freien Plätzen ist mittlerweile aufgebraucht. Wenn ein Flüchtling auszieht, wird der Platz sofort neu vergeben, erklärt Bernd Klisch von der Caritas Flüchtlingshilfe. Derzeit betreut die Caritas 75 Unterkünfte und beschäftigt in der Flüchtlingshilfe 66 Mitarbeiter. 2016 am Höhepunkt der Flüchtlingskrise waren es 230 Mitarbeiter. „Wir haben derzeit keine personellen Engpässe. Für die Erweiterung der Unterkünfte hat die Personalsuche erst begonnen“, betont Klisch.
327 Asylwerber
Aktuell wohnen 1005 Menschen in einem Quartier der Caritas. 327 befinden sich noch im Asylverfahren, 86 verfügen über einen negativen Bescheid und 592 haben Bleiberecht. Sie müssten eigentlich nach einigen Monaten ausziehen, finden aber oft keine Wohnung.
Gemeindeverband, Caritas und Verantwortliche aus dem Landhaus treffen sich mittlerweile wieder wöchentlich. Die Runde ist alle ehemaligen Unterkünfte durchgegangen. Manche gibt es nicht mehr, andere sind vermietet. Dazu kommt, dass der Landtag in der Krisensituation 2015 per Gesetz Bauvorschriften für große Unterkünfte vereinfachte. Dieses Gesetz lief erst im Juni dieses Jahres aus. Offenbar wird im Landtag schon darüber nachgedacht, ein ähnliches Gesetz wieder zu beschließen. Große Quartiere sind nicht nur die Alternative zu Wohnungen, auch weniger Personal wird dafür benötigt. Und die Quote würde ebenfalls wieder stark steigen.
Flüchtlingssituation
75 Unterkünfte betreibt die Caritas Flüchtlingshilfe. Die drei größten sind in Gaisbühel (100 Betten), in Wolfurt (61 Betten) und in Feldkirch (55 Betten).
1005 Menschen werden von der Caritas betreut. 327 sind im Asylverfahren. 592 haben einen positiven Status.
18.411 haben inklusive August Österreich heuer schon erreicht. Vor einem Jahr waren es um diese Zeit noch 8315 Menschen.