Gebetsstätte in Lustenau bereits beantragt

Vorarlberg / 21.10.2021 • 02:00 Uhr
Gebetsstätte in Lustenau bereits beantragt
Das islamische Kulturzentrum samt Moschee mit Turm wurde beim VN-Stammtisch vor einer Woche leidenschaftlich diskutiert. VN/Paulitsch

Geplanter Turm sorgt für reichlich Diskussion. Gestaltungsbeirat wird entscheidende Rolle spielen.

Lustenau Die Projektbetreiber des islamischen Kulturzentrums in Lustenau wollen ihr Vorhaben zügig umsetzen. “Der Bauantrag für das Objekt ist bereits eingelangt”, bestätigt Florian Gabriel (43), zuständig für Baurecht in der Marktgemeinde.

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Teil des Antrags ist auch der geplante, knapp 20 Meter hohe Turm mit dem Halbmond als sichtbares Zeichen für ein islamisches Gotteshaus. Neben der Verkehrsproblematik, die sich beim VN-Stammtisch als große Herausforderung entpuppte, bietet der Turm reichlich Stoff für Diskussionen.

Wichtiger Gestaltungsbeirat

Wie der Bauantrag behandelt wird, erklärt Baurechtsexperte Gabriel detailliert: “Es werden jetzt Fachgutachten eingeholt, einige davon von interner Stelle, andere von externer Seite. Unter anderem beschäftigt sich damit auch der Gestaltungsbeirat der Gemeinde.” Laut Gabriel sei diese Expertise für eine mögliche Umsetzung entscheidend. “Über dessen Urteil wird man sich schwer hinwegsetzen können.” Im Gestaltungsbeirat der Marktgemeinde Lustenau sitzen renommierte Architekten wie Helmut Kuess, Markus Cukrowicz oder Helmut Dietrich. Eine Entscheidung über das islamische Kulturzentrum soll spätestens in sechs Monaten fallen.

“Über das Urteil des Gestaltungsbeirats zum Turm wird man sich schwer hinwegsetzen können.

Florian Gabriel, Baurechtsexperte Lustenau

Unabdingbar für eine Annahme bzw. Ablehnung des Antrags sei auch die Beurteilung der Raumplanung des Landes. “Weil der Turm höher als 15 Meter ist und nicht in einem Betriebsgebiet liegt, muss sich das Land damit auseinandersetzen”, sagt Gabriel.

Der islamische Turm zu Lustenau. Es wird kein Minarett, die Aufregung darüber ist unter Teilen der Bevölkerung dennoch groß. <span class="copyright">Rendering Cansiz/Specht</span>
Der islamische Turm zu Lustenau. Es wird kein Minarett, die Aufregung darüber ist unter Teilen der Bevölkerung dennoch groß. Rendering Cansiz/Specht

Geprüft wird das Projekt auch hinsichtlich der Einhaltung des Gesetzes für Naturschutz und Landschaftsentwicklung. Dafür ist die Bezirkshauptmannschaft zuständig. “Die stützt sich auf Gutachten vom Land”, erklärt der Baurechtsexperte.

“Wollen gesehen werden”

Integrationsexpertin Eva Grabher zeigt Verständnis für das Bauprojekt der ATIB-Community in Lustenau – auch für den vorgesehenen Turm. “Man muss schon Verständnis dafür aufbringen, dass sie etwas errichten wollen, was ihrem ästhetischen Verständnis entspricht. Natürlich steckt bei diesem Bauteil der Wunsch dahinter: Wir wollen gesehen werden, wir sind auch Teil der Bevölkerung in dieser Gemeinde.” Aus Sicht von Grabher ist weniger der Turm das Problem, sondern die noch ausbaufähige Offenheit des ATIB. “Ich kann natürlich nicht glauben, dass der ATIB mit den politischen Entwicklungen in der Türkei rein gar nichts zu tun haben soll. Der ATIB wird seine Haltung zu Demokratie und gesellschaftlichen Werten klar definieren müssen.”

“Natürlich steckt beim Turm auch der Wunsch dahinter: Wir wollen gesehen werden. Wir sind ein Teil von hier.

Eva Grabher, Integrationsexpertin

Hohe Sensibilität

Eva Grabher ist die besondere Sensibilität islamischer Symbole sehr wohl vertraut. Sie war beim Minarett-Streit der ATIB-Moschee in Bludenz vor 13 Jahren als Vermittlerin tätig. “Dabei gab es dafür damals noch gar keine Pläne. Es ging um Skizzen von deutschen Architekten, die im Aufenthaltsraum der Moschee hingen und die dann jemand entdeckt hat. Es entstand daraufhin sofort ein großer Wirbel.”

Laut Grabher haben daraufhin bosnische Moslems in Rankweil aufgrund der Ereignisse in Bludenz von sich aus auf äußere Symbole ähnlicher Art verzichtet.

Zurückversetzt

Beim VN-Stammtisch im Lustenauer Reichshofsaal empfanden einige Diskutanten den Turm als “Provokation”. Die Architekten Kemal Cansiz und Jochen Specht versicherten in ihrer Präsentation des Gesamtprojekts, dass dieses Bauteil keineswegs als Minarett gedacht sei. Der Turm stehe zudem nicht direkt an der Straße, sondern zurückversetzt hinter dem Neubau, um nicht plakativ zu wirken.