Langschläfern wird eine Stunde geschenkt

Vorarlberg / 30.10.2021 • 12:00 Uhr
Langschläfern wird eine Stunde geschenkt
Tanja Handle rechnet einen Arbeitstag für das Umstellen der rund 1200 Uhren ein. VN/Steurer

Die Sommerzeit endet. Die Uhren werden Sonntagfrüh um eine Stunde zurückgestellt.

Feldkirch Die Tage werden allmählich kürzer, die Temperaturen sinken ebenfalls. Der Herbst zeigt sich zwar derzeit von seiner goldenen Seite, doch der Winter meldet sich schon an. Ein Vorbote ist die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit. In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Zeiger von 3 auf 2 Uhr und damit auf Normalzeit zurückgedreht. Der letzte Oktobertag wird zu einem 25-Stunden-Tag und bringt so den Langschläfern eine Stunde mehr.

Handarbeit im Uhrengeschäft

Mehr Arbeit hingegen verursacht die Zeitumstellung dem Uhrenhandel. So ist bei Juwelier Handle in Feldkirch Handarbeit angesagt. Während die Funk- und Automatikuhren keinen Mehraufwand benötigen, muss jede batteriebetriebene Uhr zurückgedreht werden. „Je nach Kundenandrang benötigen wir einen Arbeitstag, um die 1200 Uhren in unseren Geschäften umzustellen“, erklärt Tanja Handle. Meist wird mit der Umstellung ein bis zwei Tage davor angefangen. Die Uhren, die im Verkaufsraum sind, werden zuerst an die neue Uhrzeit angepasst. Jene im Schaufenster kommen zuletzt dran, schildert die Uhren- und Schmuckhändlerin. Was die Zeitumstellung betrifft, ist Tanja Handle zwiegespalten. Einerseits wäre sie froh, wenn es nur eine Zeit gäbe, andererseits würde sie der Abschaffung der Sommerzeit nachtrauern.

An Bahnhöfen läuft dagegen die Umstellung auf die Winterzeit automatisch ab. Bei den ÖBB sind vorarlbergweit 201 Uhren betroffen, österreichweit sind es rund 4000. Elf Nachtreisezüge sind heuer zum Zeitpunkt der Zeitumstellung im österreichischen Streckennetz der ÖBB unterwegs. Sie alle halten innerhalb dieser Stunde an einem geeigneten Bahnhof entlang der Reisestrecke und setzen ihre Fahrt anschließend im richtigen Takt fahrplangemäß fort. 

Ende der Zeitumstellung

Eigentlich ist die Zeitumstellung immer für Diskussionen gut. Diesmal hält sich die Aufregung pandemiebedingt in Grenzen. Deshalb ist auch weiterhin unklar, wie es mit der Zeitumstellung in der EU weitergehen wird. Der Ball liegt immer noch beim EU-Ministerrat, der die Abschaffung der zwei Mal jährlichen Zeitumstellung das letzte Mal im Juni 2019 beraten hat, zuständig sind die Verkehrsminister.

Im März 2019 hatte das Europaparlament mit großer Mehrheit für die Abschaffung der Sommerzeit per 2021 gestimmt. Losgetreten wurde der Prozess der Abschaffung durch eine EU-weite Onlineumfrage. Bei dieser hatten sich 84 Prozent der Teilnehmer für ein Aus der Zeitumstellung ausgesprochen. Die meisten votierten 2018 für eine dauerhafte Sommerzeit.

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Die Zeitumstellung schlägt einigen auf den inneren Rhythmus. APA

Energiesparen mit der Sommerzeit

1973 wurde die Sommerzeit in Europa eingeführt. Anlass waren die Ölkrise und der Hintergrund, Energie zu sparen. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht für Unternehmen und Haushalte gewonnen werden. Frankreich machte damals den Anfang. Österreich beschloss die Einführung der Sommerzeit erst 1979 wegen verwaltungstechnischer Probleme und weil man eine verkehrstechnische Harmonisierung mit der Schweiz und Deutschland wünschte. Diese beiden Länder führten die Sommerzeit erst 1980 ein.

In Österreich gab es bereits im Ersten Weltkrieg schon einmal die Sommerzeit. Im Jahr 1916 galt sie für die Monarchie vom 1. Mai bis 30. September. Sie wurde dann aber wieder eingestellt. Ein zweiter Versuch wurde in den Jahren 1940 bis 1948 unternommen.

Da die Zeitumstellung bei einigen Menschen den inneren Rhythmus durcheinanderbringt, wird seit Jahren über eine EU-weite-Abschaffung diskutiert. Bei einer ständigen Sommerzeit würde es im Westen des Kontinents im Winter sehr spät hell werden. Bei einer dauerhaften Winterzeit würde die Sonne im Sommer im Osten sehr früh aufgehen.