Hospizbegleiterin Dolores Podgorschek: Vom Leben bis zum letzten Atemzug

Vorarlberg / 02.11.2021 • 09:00 Uhr
Hospizbegleiterin Dolores Podgorschek: Vom Leben bis zum letzten Atemzug
Neben dem Ehrenamt zählt das Singen und Musizieren zu den großen Freuden von Dolores Podgorschek. VN/Steurer

Dolores Podgorschek ist seit fast zehn Jahren Hospizbegleiterin.

Feldkirch „Sterben gehört zum Leben. Es gibt kein Leben ohne Sterben.“ Für Dolores Podgorschek (58) sind solche Sätze mehr als Plattitüden. Sie begleiten sie auch im Alltag. Seit bald zehn Jahren ist die vierfache Mutter aus Feldkirch ehrenamtlich als Hospizbegleiterin tätig. Sie schenkt sterbenden Menschen ihre Zeit und Empathie. „Es ist wichtig, auch bei diesem Thema hinzuschauen“, sagt sie. Dolores Podgorschek hatte immer einen offenen Zugang zu Krankheit und Tod. „Den habe ich von zu Hause mitbekommen“, erzählt sie von ihrer Mutter, die den Vater bis zu seinem Tod pflegte. Dann wurde er noch zu Hause aufgebahrt. Die ganze Familie konnte sich verabschieden. Als ihre Eltern starben, war da zwar Traurigkeit, aber ebenso viel Dankbarkeit. „Wenn ich an die Monate und Wochen des Abschiednehmens von meinem Vater vor mehr als zehn Jahren und meiner Mutter, die vergangenes Jahr verstorben ist, denke, dann bin ich zwar traurig, aber auch dankbar für die Zeit, die wir noch gemeinsam verbringen durften“, erzählt Dolores Podgorschek.

Alles zugelassen, was ging

Sie selbst hatte das Gefühl, dass sogar dieses Sterben voller Leben war: „Bis zum letzten Atemzug wurde alles zugelassen, was ging.“ Den Alltag klammerte die Pfarrsekretärin dabei ebenfalls nicht aus.  Sie erzählt vom gemeinsamen Pizzaessen mit den Enkelkindern oder dem Singen alter Lieder. Sie bezog ihre Kinder ganz bewusst ein, beantwortete Fragen, die ihnen auf der Seele lagen. Dolores Podgorschek nennt es, sich der Thematik stellen. „Der Tod ist allgegenwärtig, auch wenn wir das gerne vergessen“, flicht sie mit starker Stimme ein.

Dolores Podgorschek hat bei der Hospiz der Caritas ihre Berufung gefunden.
Dolores Podgorschek hat bei der Hospiz der Caritas ihre Berufung gefunden.

Die Ausbildung zur Hospizbegleiterin absolvierte Dolores Podgorschek vor neun Jahren. Zuvor war sie Trauerbegleiterin. Irgendwann machte sie eine Bekannte auf die Möglichkeit der Hospizbegleitung aufmerksam. „Die Kinder waren aus dem Gröbsten heraus, und ich hatte wieder Zeit.“ Die Frage, ob sie mit der Ausbildung bis nach der Pensionierung warten sollte, stellte sich, aber nur kurz. „Ich wollte die Zeit sinnvoll investieren“, begründet sie ihre Entscheidung, gleich mit dem Lehrgang zu beginnen. Die begeisterte Sängerin hat es nicht bereut. Dolores Podgorschek hat in ihrer Ehrenamtszeit schon viele Sterbende sowohl zu Hause, als auch im Krankenhaus oder Pflegeheim begleitet. Eine Frau betreute sie mehr als sechseinhalb Jahre, eine andere ein Jahr. „Bei allen Einsätzen durfte ich schöne und durchaus auch lustige Begegnungen erleben“, sagt sie mit einem Lächeln.

Liebe und Zuneigung

Oft gibt es Situationen, die Sterbende mit ihren Angehörigen nicht ansprechen können. „Als Hospizbegleiterin bin ich eine Außenstehende, dieser Abstand kann von Vorteil sein“, hat Dolores Podgorschek erfahren. „So können Sterbende ganz bei sich und echt sein. Masken müssen keine mehr getragen werden.“ Die Hospizbegleiterin verhehlt nicht, dass es auch mühsame Tage gibt, aber der Umgang mit den Ängsten der Sterbenden ist Dolores Podgorschek besonders wichtig. Diese Angst dürfe auf keinen Fall bagatellisiert werden. „Viele haben Angst vor dem, was kommt, aber auch vor unverarbeiteten Erlebnissen.” Sie berichtet von Männern, die sich in Gedanken in Kriegsgräben befanden. „Erst als sie auch diese Erinnerungen loslassen konnten, kamen sie zur Ruhe.“ Sterben gehört zum Leben. „So wie beim Geburtsprozess das Kind mit viel Liebe erwartet wird, so sollte auch dem Sterbenden in seiner letzten Lebensphase mit ganz viel Liebe und Zuneigung begegnet werden. Das ist ihr großer Wunsch“, weiß Dolores Podgorschek. Sie kommt diesem Wunsch mit ganzem Herzen nach. VN-MM

Zur Person

Dolores Podgorschek

Alter: 58

Beruf: Pfarrsekretärin in Feldkirch-Altenstadt

Familie: vier Kinder, eine Enkelin

Hobbys: Singen, Ehrenamt