Warum in Kindergärten Virusangst herrscht wie noch nie

Vorarlberg / 19.11.2021 • 18:00 Uhr
Die Rückkehr der Masken an den Schulen ist nach den Herbstferien erfolgt. Jetzt müssen auch die Volksschüler an ihren Sitzplätzen einen Mundnasenschutz tragen.  <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Die Rückkehr der Masken an den Schulen ist nach den Herbstferien erfolgt. Jetzt müssen auch die Volksschüler an ihren Sitzplätzen einen Mundnasenschutz tragen. VN/Steurer

Bildungseinrichtungen bleiben offen. Das sorgt für Erleichterung, aber auch Unsicherheit.

Bregenz Thomas Kelterer, Vorsitzender der Younion-Gewerkschaft und als solcher für das Personal in den elementarpädagogischen Einrichtungen zuständig, runzelt die Stirn. “Es ist ja gut, wenn auch die Kindergärten offen bleiben. Doch an der für uns riskanten Situation ändert sich nichts.” Gerade eben hat er erfahren, dass es in zehn der 20 Dornbirner Kindergärten positive Fälle gab.

“So etwas ist bisher noch nie vorgekommen.” Der Gewerkschafter sorgt sich um die Pädagoginnen. “Sie sind bei der derzeitigen Entwicklung am gefährdetsten. Die Kinder haben körperlichen Kontakt mit ihnen, eine Testpflicht gibt es nicht, die neue Virusvariante scheint nun vor allem Kinder zu betreffen.” Es brauche dringend strengere Schutzmaßnahmen, mahnt Kelterer. Welche das konkret sein könnten, weiß er nicht.

Wer schaut auf die Lehrer?

Dass die Schulen dem Lockdown entgangen sind, wird von den Systempartnern überwiegend positiv bewertet, wenn auch nicht vorbehaltlos. Jürgen Sprickler, Direktor der Volksschule Dornbirn-Haselstauden, sieht den Regierungsbeschluss differenziert. “Grundsätzlich ist es gut, dass wir offen bleiben. Aber ich hätte auch einen scharfen, 14-tägigen Lockdown zur Entspannung der Situation goutiert”, sagt der Schulleiter. Die Fälle haben sich an seiner Schule zuletzt gehäuft. “Lange hatten wir nur einen, jetzt sind es mehrere. In einer Klasse haben sich gleich sieben Kinder infiziert”, berichtet Sprickler. Seine Kritik: “Wir Lehrer spielen in all den Überlegungen wieder einmal die kleinste Rolle. Es wird von oben her bestimmt, und wir haben umzusetzen. Das ist sehr ärgerlich.”

“Einen harten 14-tägigen Lockdown an den Schulen zur Entspannung der Situation hätte ich goutiert.”

Jürgen Sprickler, Direktor VS Dornbirn Haselstauden

Mehr Autonomie gewünscht

Michael Weber, Direktor der HAK Feldkirch, hat mit der nun vorliegenden Regelung gerechnet. “Aber wir wären darauf vorbereitet gewesen, wäre es anders gekommen. Das System des Distance Learnings ist bei uns erprobt. Ich bin nur etwas besorgt darüber, dass die Eltern die Möglichkeit haben, ihre Kinder zu Hause zu behalten. Das könnte missbraucht werden.” Grundsätzlich spricht sich Weber für mehr Entscheidungsfreiheit der einzelnen Standorte aus. “Eine infektionsfreie Schule unterscheidet sich doch eindeutig von einer Schule mit vielen Coronafällen. Da müsste es unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten geben.”

Michael Weber, Direktor der HAK Feldkirch, würde sich mehr eigenständiges Handeln an den einzelnen Standorten wünschen.<span class="copyright"> VN/Steurer</span>
Michael Weber, Direktor der HAK Feldkirch, würde sich mehr eigenständiges Handeln an den einzelnen Standorten wünschen. VN/Steurer

Erleichterung ja, aber …

Lehrervertreter Willi Witzemann ist verärgert darüber, dass die Entscheidungen “wieder einmal so kurzfristig mitgeteilt wurden”. Die Möglichkeit der Eltern, ihre Kinder zu Hause zu lassen, schaffe zudem Unsicherheit. “Da wissen die Schulen nicht, worauf sie sich einstellen müssen. Ein Übergangstag wäre wichtig gewesen.”

Erleichtert über die Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichts ist der Vorstand des Elternverbandes, Michael Tagger. “Den Eltern wäre nicht mehr zuzumuten gewesen, ihre Kinder zu Hause zu betreuen. Entscheiden können sie trotzdem darüber, ob sie die Kinder zu Hause behalten oder nicht.”

Michael Tagger, Vorstand des Elternverbandes, ist erleichtert darüber, dass die Schulen nun doch offen bleiben. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Michael Tagger, Vorstand des Elternverbandes, ist erleichtert darüber, dass die Schulen nun doch offen bleiben. VN/Paulitsch

AHS-Landesschulsprecherin Lina Feurstein sieht die Maßnahme zwiespältig. “Die Infektionslage bleibt natürlich sehr kritisch. Andererseits sollten Schulen die letzten Einrichtungen sein, die zusperren und die ersten, die wieder aufmachen.”

AHS-Landesschulsprecherin Lina Feurstein sieht das Offenhalten der Schulen durchaus zwiespältig. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
AHS-Landesschulsprecherin Lina Feurstein sieht das Offenhalten der Schulen durchaus zwiespältig. VN/Paulitsch

Elisabeth Mettauer-Stubler, Kommunikationsleiterin der Bildungsdirektion Vorarlberg, macht darauf aufmerksam, dass Kindern, die der Schule fernbleiben, kein digitaler Fernunterricht angeboten werden muss. An den Schulen selbst werden die Sicherheitsmaßnahmen weiter verschärft. Jetzt müssen auch Volksschulkinder an ihrem Sitzplatz Mundnasenschutz tragen.