Wer in Lustenau die Puppen tanzen lässt

Vorarlberg / 23.11.2021 • 14:30 Uhr
Wer in Lustenau die Puppen tanzen  lässt
Edith Hämmerle (rechts) und Edith Bösch lassen die Puppen tanzen. bvs

Beim Lustenauer Marionettentheater entstehen wahre Kunstwerke an Marionettenpuppen.

Lustenau Edith Hämmerle hält die Fäden fest zusammen. An ihrer Hand hängt die neue „Kleine Hexe“ an langen Fäden, die als erste Figur für das gleichnamige Stück im kommenden Jahr bereits fertiggestellt ist.

Auf und ab, hin und her bewegt sich die kleine Hexe. Ihr wurde bereits Leben eingehaucht. Auch die Bühnenbilder sind liebevoll gezeichnet worden und laden die Betrachter dazu ein, in die wundersame Welt dieser Geschichte von Otfried Preußler einzutauchen. „Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr unser Stück aufführen können“, erzählt die Obfrau des Marionettentheaters, Edith Hämmerle.

Liebevolle Bühnenbilder werden in Handarbeit gezeichnet. <p class="caption">
Liebevolle Bühnenbilder werden in Handarbeit gezeichnet.

Im Keller des Kindergartens Wiesenrain haben die Marionettenspieler ihren Bastel- und Werkraum. Dort wird gesägt, geschleift, geschnitzt und den Puppen Leben eingehaucht. Hier entstehen Unikate an Marionettenfiguren, die von Kopf bis Fuß von ihnen eigens geschaffen werden.

Keine Puppe gleicht der anderen. Auch die Gesichter weisen richtige Charakterzüge auf. Für das Stück „Die kleine Hexe“ benötigen die Vereinsmitglieder insgesamt 23 Figuren. „Vor uns liegt noch etwas Arbeit“, stellt Hämmerle lächelnd fest. Doch nun herrscht Probepause, da sich ihr Probelokal in einer alten, ungeheizten Stickerei im Dorf befindet. „Sobald es wärmer wird, starten wir.“

 Hölzer müssen zurechtgeschnitten werden. <p class="caption">
Hölzer müssen zurechtgeschnitten werden.

Für jedes Theaterstück erschaffen die Schauspieler komplett neue Puppencharaktere. „Das ist zeitintensiv, deshalb führen wir lediglich alle zwei Jahre ein neues Stück auf.” Gut 60 Stunden brauchen sie für eine Marionettenpuppe. Da sind handwerkliches Geschick und viel Leidenschaft gefragt. Aus weichem Holz setzen sie die Puppen zusammen. „Wir stellen Gliedmaßen und Gelenke her und schauen, dass alles an der Puppe beweglich ist, damit wir am Ende möglichst realitätsnahe Bewegungen mit ihnen machen können“, erklärt Hämmerle. Sie zeigt stolz mit Schauspielkollegin Edith Bösch, was dafür alles benötigt wird.

Die Klamotten liegen bereit.
Die Klamotten liegen bereit.

Hämmerle hat vor rund 30 Jahren einen Puppenbauerkurs in Augsburg besucht, dem Mekka des Marionettentheaters. Die Leidenschaft dafür hat sie nicht mehr losgelassen, weshalb sie seit diesem Zeitpunkt im Verein schauspielert und Puppen herstellt. Auch Schauspielkollegin Edith Bösch ist seit 20 Jahren aktives Mitglied. Für die zwei und die weiteren zwölf Vereinsmitglieder gibt es nichts Schöneres, als die strahlenden Kinderaugen bei Vorstellungsbeginn zu sehen. „Das macht mich glücklich“, so Bösch.

Auch der Rabe Abraxas fliegt schon neben der Kleinen Hexe herum.
Auch der Rabe Abraxas fliegt schon neben der Kleinen Hexe herum.

Die Schauspieler sind zu hundert Prozent für die Puppen zuständig. „Wir harren oftmals in ungewöhnlichen Stellungen aus“, erklärt Hämmerle. Deshalb wird das Stück von professionellen Sprechern aufgenommen und mit musikalischen Elementen hinterlegt. „Beim Marionettenschauspiel geht es vorrangig darum, die Puppen spielen zu lassen.“ Die Lichteffekte und die Tontechnik übernehmen die Vereinsmitglieder selbst. „Wir haben sehr vielseitige Aufgaben. Das macht unser Hobby so spannend“, fügt Hämmerle hinzu. Sie hoffen, dass sich auch Jüngere ihrem Verein anschließen, damit das Marionettenschauspiel in Vorarlberg aufrechterhalten bleibt. bvs