Auch Damüls: Tourismusgemeinden ziehen die Notbremse

Vorarlberg / 25.11.2021 • 13:30 Uhr
Auch Damüls: Tourismusgemeinden ziehen die Notbremse
Diese Visualisierung zeigt das Großprojekt “Alpenstolz”, das als vorerst eines der letzten Investorenmodelle in Damüls umgesetzt werden kann. Alpenstolz

Warum sich die Gemeindeverantwortlichen im Kampf gegen “kalte Betten” vom Land im Stich gelassen fühlen.

Damüls “Nützen Sie die Chance, sie kommt so schnell nicht wieder.” So wirbt sinngemäß das jüngste Damülser Hotelprojekt auf seiner Homepage für den Verkauf von 38 Investorenwohnungen. Man muss der Werbung nicht alles glauben, in diesem Fall könnte es aber zutreffend sein.

Auch Damüls: Tourismusgemeinden ziehen die Notbremse

Denn im Kampf gegen “kalte Betten” hat auch Damüls mit einem zweijährigen Baustopp dem Investorenmodell einen Riegel vorgeschoben. Zuletzt hätten immer mehr Bauträger ihr Interesse bekundet. Die Grundstückspreise seien regelrecht explodiert. “Zudem stand die Einreichung eines weiteren Projekts unmittelbar bevor. Im Prinzip ist das jetzt ein Hilfeschrei”, beschreibt Stefan Bischof, Bürgermeister der Tourismusgemeinde. Man habe so etwas Zeit gewinnen können. Nun brauche es dringend eine Novellierung des Raumplanungsgesetzes.

Auch im "Alpenstern" wurden Wohnungen auf Investorenbasis veräußert. <span class="copyright">STP</span>
Auch im "Alpenstern" wurden Wohnungen auf Investorenbasis veräußert. STP

Die Hilferufe aus den Talschaften werden lauter und sie werden mehr. Lech hatte mit dem Baustopp im Sommer den Anfang gemacht, Mittelberg, Mellau, Damüls und Tschagguns haben mittlerweile nachgezogen. Mit der “Sicherung der räumlichen Existenzgrundlage, Erhalt des Dorfcharakters mit einem intakten Gemeinschaftsleben und Erhaltung des Ortsbildes” wird im Erlass der Gemeinde Damüls für den Baustopp argumentiert. Die Tourismusgemeinden sehen eine existenzgefährdende Entwicklung und hoffen auf Unterstützung des Landes. Eine erste Gesprächsrunde – aber nichts Handfestes – habe es bisher gegeben. “Wir warten auf konkrete Schritte”, sagt Bischof.

Bürgermeister Stefan Bischof hat gemeinsam mit der Gemeindevertretung die Notbremse gezogen und eine zweijährige Bausperre verhängt. <span class="copyright">VN/Sams</span>
Bürgermeister Stefan Bischof hat gemeinsam mit der Gemeindevertretung die Notbremse gezogen und eine zweijährige Bausperre verhängt. VN/Sams

57,1 Kilometer liegen auf dem Straßenweg zwischen Bregenz und Damüls. Weit voneinander entfernt scheinen Gemeinde und die Behörden in der Landeshauptstadt auch im Umgang mit der Zweitwohnsitzproblematik. Damüls hatte in den 70er-Jahren Bauland großzügig auf Vorrat gewidmet. “Bauträger konnten sich damit jetzt Grundstücke sichern und die Gemeinde umgehen”, beschreibt Stefan Bischof. Für die Bauvorhaben gab es schließlich grünes Licht von der Bezirkshauptmannschaft. Mehrere Hundert Betten auf Investorenbasis sind so im 310-Einwohner-Ort entstanden. “Wir sind von der Entwicklung überrollt worden”, räumt der Bürgermeister ein.

Auch Damüls: Tourismusgemeinden ziehen die Notbremse
Der Beschluss ist in der Gemeindevertretung gefällt worden.

In den Gemeinden ortet man eine Umgehung des Raumplanungsgesetzes und fühlt sich bei der Kontrolle vom Land im Stich gelassen. Die Bezirkshauptmannschaft interessiere sich nur bis zur Schlussabnahme für das Bauvorhaben, wie es mit der tatsächlichen Nutzung ausschaue, werde nicht weiterverfolgt, beschreibt Bischof “eine unbefriedigende Situation”. Er würde sich mehr Unterstüzung wünschen.

In den letzten Jahren gab es eine rege Bautätigkeit im beschaulichen Tourismusort Damüls.
In den letzten Jahren gab es eine rege Bautätigkeit im beschaulichen Tourismusort Damüls.

Mit dem Schulterschluss im Kampf gegen Zweitwohnsitze helfen sich die Tourismusgemeinden jetzt erst einmal selbst. Beispiele in Tirol haben sie auf den Plan gerufen. Dort hätten sich Investorenmodelle als nur kurzfristiger Segen erwiesen. In der Zukunft könnten aus den Vorzeigeprojekten Geisterburgen werden, wenn die nächste Generation ihr Interesse verliert und sich die vielen verschiedenen Eigentümer nicht über notwendige Investitionen einigen können.

Viel Zustimmung im Ort

Als Gemeinde generiere man zwar momentan auch Einnahmen, gleichzeitig würden Grundstücke für Einheimische unerschwinglich und die notwendige Infrastruktur an ein Limit gebracht, beschreibt Bürgermeister Stefan Bischof nur einige der Probleme mit den vielen Zweitwohnsitzen. Im Ort selbst findet der Erlass überwiegend Zustimmung. Sehr wahrscheinlich, dass bald auch weitere Gemeinden folgen werden.