Fanatische Impfgegnerin schreckt Kind

Vorarlberg / 03.12.2021 • 18:26 Uhr
Selina Scheffknecht (r.) mit ihrer Mutter Tanja. Die ungewollte Begegnung mit der Impfgegnerin mochte das Mädchen gar nicht.VN/Hämmerle
Selina Scheffknecht (r.) mit ihrer Mutter Tanja. Die ungewollte Begegnung mit der Impfgegnerin mochte das Mädchen gar nicht.VN/Hämmerle

Weil sie geimpft sei, würde sie in ein einigen Jahren sterben, prophezeite die Frau dem Teenager.

LUSTENAU Selina Scheffknecht (12) wird den Vorfall vom vergangenen Montag um die Mittagszeit nicht mehr so schnell vergessen. Die Schülerin des Gymnasiums Lustenau war auf dem Heimweg in die Feldkreuzgasse, als sie kurz vor der Sägerstraße einer ihr bekannten Frau begegnete. „Ich trug meine Maske. Nicht gegen Corona, sondern gegen die Kälte. Da sprach mich die Frau an. ‚Nimm doch die Maske herunter‘, sagte sie mir deutlich. Ich blieb stehen. Da fing sie an auf mich einzureden. Ob ich geimpft sei, wollte sie wissen. Ich bejahte. Dann ging es weiter. Sie sagte mir, ich solle mich ja nicht unter Druck setzen lassen. Weder von Lehrern noch von den Eltern. Und dann sagte sie, dass alle Geimpften eh in ein paar Jahren sterben würden. Als sie noch vor sich hin nuschelte, ob ich einmal Kinder wolle, fuhr ich weg.“

Zuerst, sagt Selina, sei ihr das ganze Gespräch noch zum einen Ohr rein- und zum anderen Ohr rausgegangen. Doch als sie dann zu Hause war, kam ihr das Ganze hoch. Sie erzählte den Vorfall ihrer Mama Tanja. „Als ich das hörte, war ich aufgebracht. Wie kommt diese Person dazu, unsere Tochter von sich aus so anzusprechen?“, erzählt die Mutter. Sie teilte das Geschehene ihrem Mann mit. Der konfrontierte die Frau, mit der er noch vor Kurzem in derselben Firma war und die ihn schon zuvor auf das leidige Impfthema wenig freundlich angesprochen hatte, mit der unliebsamen Begebenheit. „Mein Mann hat ihr ruhig, aber bestimmt gesagt, sie solle unsere Kinder in Ruhe lassen. Sie meinte dann, sie habe uns nur helfen wollen. Danach wurde sie ausfällig. Wir seien nur Marionetten und würden willig das machen, was uns die Regierung vorschreibt.“

Frau keine Unbekannte

Als Tanja von Bekannten geraten wurde, die Polizei zu informieren, tat sie das schließlich. „Ich habe einer Beamtin den Vorfall mitgeteilt. Sie meinte, es sei zu wenig, um dagegen vorzugehen. Wenn die Frau das allerdings wieder mache, sollen wir das melden. Besagte Dame ist in Lustenau als fanatische Impfgegnerin mit missionarischem Sendungsbewusstsein keine Unbekannte. Von den VN mit den Vorwürfen der Familie Scheffknecht konfrontiert, räumte sie zwar ein, die Jugendliche zum Thema Impfen angesprochen zu haben. „Aber vom Sterben habe ich nichts gesagt“, hält sie fest. Sie habe nur einen guten Rat erteilen wollen.

Selinas Entscheidung

Freilich glaubt Tanja Scheffknecht ihrer Tochter und nicht der Frau. „Man kennt sie ja. Und überhaupt: Sie hat kein Recht, mein Kind einfach so anzusprechen und zu versuchen, sie zu beeinflussen. Was fällt ihr nur ein.“

Selina selbst macht deutlich: „Mich haben Mama und Papa niemals zum Impfen gezwungen. Ich habe das für mich selber entschieden. Und ich bereue es nicht.“