Feuerwehrübung im Pfändertunnel: Trainieren, das Richtige zu tun

Vorarlberg / 11.12.2021 • 18:00 Uhr
Feuerwehrübung im Pfändertunnel: Trainieren, das Richtige zu tun
Starke Verrauchung, ein Brand und zahlreiche Verletzte waren die Herausforderungen für die Feuerwehr bei der Übung. VN/Rauch, VOL/Vlach

Ein Einsatz im Straßentunnel ist eine Herausforderung für sich, auch weil man gegen das Bauchgefühl handeln muss.

Bregenz Ein Lkw kollidiert mit einem Pkw im Pfändertunnel. Schnell bildet sich hinter dem Unfall ein Stau, es kommt zu Folgeunfällen mit Verletzten. Aufgrund des Unfalls fängt der Lkw Feuer. Dies war glücklicherweise ein reines Übungsszenario der Feuerwehren Lochau und Bregenz-Rieden, des Roten Kreuzes in Bregenz, von Polizei und Asfinag am Abend des 15. November.

Das Simulationsgerät der Feuerwehr Zwischenwasser füllt den Tunnel mit Rauch, Lärm und  Flammen.
Das Simulationsgerät der Feuerwehr Zwischenwasser füllt den Tunnel mit Rauch, Lärm und Flammen.

Dem Pfändertunnel kommen seine moderne Sicherheitstechnik wie auch der Aufbau in zwei Röhren zugute. Die Sicherheitskameras wie auch in der Straße verbaute Magnetschlaufen erkennen Geisterfahrer automatisch und schalten die Ampeln auf Rot. Auch auf Brände ist der Tunnel besonders vorbereitet. In den Ausweichbuchten ist ein einsatzbereiter Löschschlauch mit Schaumkanister. In den Notrufkabinen sind jeweils zwei Feuerlöscher untergebracht. Außerdem gibt es zwei Alarmknöpfe: Der SOS-Knopf reduziert die Geschwindigkeit im Tunnel auf 60 km/h, der Brandknopf sperrt den Tunnel. Außerdem gibt es Brandmelder im Tunnel, die auf Temperatur reagieren. Im Tunnel gibt es mehrere Hydranten mit zusätzlichen Löschschläuchen, die aus zwei Reservoiren mit jeweils 10.000 Liter Wasser gefüttert werden.

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Im Tunnel sind Hydranten und zusätzliche Schläuche gelagert.
Im Tunnel sind Hydranten und zusätzliche Schläuche gelagert.

Der verletzte Lkw-Fahrer kann das Feuer nicht löschen. Schnell füllt sich der Tunnel mit Rauch. Die Leute flüchten in die Fluchtstollen und Notrufkabinen, Verletzte liegen bewusstlos auf der Fahrbahn oder sitzen in ihren Fahrzeugen. Von beiden Seiten fahren die ersten Trupps der Feuerwehren in den Tunnel ein. Aufgrund der schlechten Sicht bald im Schritttempo und unter schwerem Atemschutz.

Schlechte Sicht erschwert das Vorwärtskommen.
Schlechte Sicht erschwert das Vorwärtskommen.

Extra für solche Einsätze hat die Feuerwehr sogenannte Langzeitatmer. Mit ihnen kann ein Florianijünger vier Stunden unter Atemschutz im Einsatz bleiben. “Die Kommunikation unter Atemschutz ist extrem schwierig”, weiß Riedens Kommandant Walter Höfle. Gerade die Kommunikation und Koordination innerhalb und zwischen den Organisationen war im Fokus der Übung.

Die letzten Dutzend Meter müssen die Feuerwehren zu Fuß überwinden.
Die letzten Dutzend Meter müssen die Feuerwehren zu Fuß überwinden.

Das Vorauskommando der Feuerwehr Lochau dringt durch den Stau vor, doch beide Spuren sind versperrt. Von hier aus müssen die Feuerwehrleute zu Fuß zum Brandherd vordringen. Verletzte werden mit Leuchtmarkern gekennzeichnet, ansonsten jedoch vorerst ignoriert. Denn im Tunnel gibt es andere Prioritäten, die dem Bauchgefühl widersprechen. “Im Tunnel gilt ‘löschen, um zu retten’ und den Brand möglichst effizient einzudämmen”, bestätigt Höfle. Wenn der Brand nicht schnell unter Kontrolle ist und die Tunnelwände gekühlt werden, drohen im Extremfall Teileinstürze von Tunnelsegmenten. Um eine solche Katastrophe zu verhindern, muss der Drang zum Helfen unterdrückt werden, erst nacheilende Kräfte übernehmen die Personenbergung. Auch dieses Verhalten muss durch solche Übungen eintrainiert werden.

Verletzte sind zu finden und zu bergen.
Verletzte sind zu finden und zu bergen.

Ein Eckpfeiler der Brandbekämpfung in einem Tunnel ist der LUF 60 der Firma LUF in Thüringen. Neben der Feuerwehr Rieden ist dieses Unterstützungsgerät auch in Rankweil und Braz stationiert. Mit bis zu 2400 Liter pro Minute schafft das fernlenkbare Kettenfahrzeug in kürzester Zeit einen Sprühnebel zur Brandunterdrückung und Kühlung unter schwierigsten Bedingungen.

Der LUF 60 füllt den Tunnel mit Sprühnebel
Der LUF 60 füllt den Tunnel mit Sprühnebel

Insgesamt 120 Einsatzkräfte stemmen sich an diesem Abend gegen den Brand, versorgen und transportieren Verwundete ab und sichern den Tunnel. Eine Stunde nach der Erstalarmierung ist die Übung erfolgreich abgeschlossen – und muss sich hoffentlich nie im Realfall beweisen.