Ab Weihnachten helfen Tourismusschulen aus

Vorarlberg / 21.12.2021 • 16:42 Uhr
Tourismusschulen werden ab Weihnachten ihre Praxis-Einsätze in Hotellerie und Gastronomie forcieren, gefragt sind vor allem Köchinnen und Köche. <span class="copyright">STP/4</span>
Tourismusschulen werden ab Weihnachten ihre Praxis-Einsätze in Hotellerie und Gastronomie forcieren, gefragt sind vor allem Köchinnen und Köche. STP/4

250 Jugendliche ziehen Praxiseinsatz in Hotellerie und Gastronomie großteils vor.

Bezau Die Personalsituation im Vorarlberger Tourismus ist alarmierend – nach fast zwei Jahren Pandemie haben zudem viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Hotellerie und Gastronomie auf die schwierige und schwer einschätzbare Situation reagiert und die Branche gewechselt. Damit hat sich der Personalmangel noch verschärft, und viele Tourismus-Betriebe haben Mühe, nach Ende des Lockdowns wieder zu öffnen, weil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen.

Alle, die verfügbar sind

Jetzt haben das Land und die Wirtschaftskammer gemeinsam mit den Tourismusschulen ein Sofortprogramm entwickelt, mit dem dieser Personalmangel kurzfristig – konkret heißt das schon ab 24. Dezember – gemildert werden soll: „Dafür bieten wir alle Schülerinnen und Schüler auf, die verfügbar sind und für diesen Einsatz z. B. bei Bedarf auch auf ihre Weihnachtsferien verzichten“, erläutert Mario Hammerer, Direktor der Bezauer Wirtschaftsschulen, das Projekt.

Rund 250 Jugendliche

In Zahlen: „Insgesamt werden rund 250 Jugendliche – zum Teil früher als normalerweise vorgesehen – in eine mehrwöchige Praxis eintauchen, um die Belegschaften in der Vorarlberger Hotellerie und Gastronomie zu verstärken und zu ergänzen“, so Hammerer, der das Projekt im Detail erläutert.

» Die Lehrgangsberufsschule Lochau führt vier Lehrgänge zu je zehn Wochen pro Schuljahr durch. Der aktuelle Lehrgang hat am 15. November 2021 begonnen und endet am 4. Februar 2022. In diesem Lehrgang sind 109 Lehrlinge (in verschiedenen Lehrberufen) in Ausbildung. In der Zeit vom 24. Dezember 2021 bis einschließlich 9. Jänner 2022 wird der Lehrgang normalerweise durch Weihnachtsferien unterbrochen. Auf diese Ferien wird jetzt verzichtet und in dieser Zeit stehen die Lehrlinge den Betrieben zur Verfügung.

» Auch für 29 Schülerinnen und Schüler der Höheren Lehranstalt für Tourismus aus Bezau entfallen die Weihnachtsferien und sie werden vorgezogen in das mehrmonatige Winterpraktikum einsteigen.

» Gleiches gilt für 60 GASCHT-Schülerinnen und -Schüler aus Bezau, Bludenz und Hohenems, die ebenfalls früher in ihr Winterpraktikum einsteigen.

» Für 45 GASCHT-Lehrlinge startet ebenfalls zu Weihnachten ein weiterer Praxisblock.

Dieses Programm ist eine Bestätigung für eine bestens funktionierende Partnerschaft zwischen Tourismusbetrieben, Wirtschaftskammer und Schulen bei der Bewältigung von großen Herausforderungen.

Begehrt wie noch nie

Zu Beginn der Coronakrise zogen über dem Tourismus neue dunkle Wolken auf – Unsicherheit hinsichtlich des Arbeitsplatzes wegen mehrfachen und monatelangen Betriebsschließungen haben viele bewogen, dem Tourismus den Rücken zu kehren und in andere Branchen zu wechseln.

Das Bild hat sich jedoch geändert, ist Direktor Mario Hammerer überzeugt. „Jede Krise ist auch eine Chance – Freizeit, Reisen, Wellness, Erholung und Kulinarik werden nachgefragt wie nie zuvor. Der Marktwert der heimischen Fachkräfte, auch wegen der sehr guten Fach- und Sprachkompetenz international sehr gefragt, ist enorm gestiegen.“ Tourismusberufe hätten deshalb hervorragende Perspektiven. Das wolle man jetzt offensiv darstellen und so das Image von Tourismusberufen verbessern.

In die gleiche Kerbe schlägt Landesrat Christian Gantner: „Der Tourismus ist gesamtheitlich betrachtet ein äußerst modernes und zukunftsträchtiges Arbeitsfeld. Tourismusberufe sind sichere Berufe, denn unsere Berge und unsere Gastfreundschaft kann man nicht auslagern.“

Attraktivität steigern

Für Markus Kegele, Obmann Sparte Tourismus und Obmann Fachgruppe Hotellerie, ist der akute Mitarbeitermangel ein Alarmsignal, das zum Handeln zwingt. „Die frühere verstaubte Ansicht, der Tourismus sei ein fades und einseitiges Arbeitsfeld, ist längst überholt. Wir in Vorarlberg wollen den hierzulande vorherrschenden schlechten Ruf des
Tourismus endgültig ausräumen. Dies wird dadurch geschehen, dass wir die Ausbildungen im Tourismus, aber auch die Arbeitsplätze selbst und das Arbeitsumfeld attraktiver machen.“

Jeder findet seine Bestimmung

„Vorarlberg bietet neben Bergen, Seen, einem vielfältigen Kultur- und Freizeitangebot eine breite kulinarische und touristische Vielfalt. Ob Spa-, Aktivsport-, Winter- oder Sommertourismus. Im Tourismus findet hier jeder seine Berufung“, umschreibt Kerstin Biedermann-Smith, Geschäftsführerin Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, die Vorzüge eines Tourismusberufs.

Branche stark im Wandel

Kathrin Leitner, Leitung Tourismusschulen Bludenz, sieht „die Tourismusbranche sehr stark im Wandel. Die Nachfrage nach unseren Schülerinnen und Schülern ist sehr groß. Die Betriebe haben großes Interesse, motivierte und qualifizierte Mitarbeiter zu erhalten und diese mit ihrem Know-how und ihren Visionen zu fördern. Es macht zurzeit richtig Spaß, einen aktiven Beitrag leisten zu können.“

Gute Entwicklungsmöglichkeiten

Andrea McGowan, Direktorin der Landesberufsschule Lochau, sieht in diesem Zusammenhang noch einen anderen verlockenden Aspekt: „Die Tourismusbranche gehört zu einem der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Vorarlberg und bietet gute Entwicklungsmöglichkeiten für qualifizierte Nachwuchskräfte. Wer eine gewisse Flexibilität mitbringt, wird mit einem spannenden und abwechslungsreichen Job belohnt und hat die Möglichkeit, viel von der Welt zu sehen.“ STP