Vor 75 Jahren wurde Lochau selbstständige Gemeinde

Volksabstimmung sorgte schließlich 1947 für eine Loslösung von Bregenz.
Lochau Nach langen Kriegsjahren wurde die im Jahr 1938 von der Stadt Bregenz annektierte Gemeinde Lochau mit damals rund 2830 Einwohnern aufgrund einer Volksabstimmung am 8. Dezember 1946 mit Wirkung vom 1. Jänner 1947 wieder eine selbstständige Gemeinde.
Schon der 8. Dezember 1946 kann als „Tag der Wiedergeburt der selbstständigen Gemeinde Lochau“ bezeichnet werden, denn in einer freien Volksabstimmung stimmten an diesem Tag vor nunmehr über 75 Jahren die Lochauer mit großer Mehrheit für die Loslösung von der Stadtgemeinde Bregenz und somit für die volle Selbstständigkeit im früheren Gemeindeumfang. Ein neuerlicher Vorstoß der Stadt Bregenz, bei dieser Gelegenheit wenigstens das Tannenbachgebiet bis hin zur Klause behalten zu dürfen, konnte zudem aufgrund der eindeutigen Gesetzeslage erfolgreich abgewiesen werden.
So kam Lochau 1938 zu Bregenz
Nach dem Einmarsch Hitlers am 12. März 1938 und der Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 10. April 1938 wurde bereits am 23. Juli 1938 auf „Parteibefehl“ die Eingemeindung der seit 130 Jahren selbstständigen Gemeinde Lochau mit rund 1740 Einwohnern an „Groß-Bregenz“, wie es damals genannt wurde, beschlossen.
Auch Eichenberg und Kennelbach
Das in den Jahren 1938 und 1939 neu erbaute Gemeindeamt mit Postamt, Parteiräumlichkeiten und Wohnung für den Ortsgruppenleiter der NSDAP wird zur „Stadtdienststelle Bregenz-Lochau“. Mit Lochau kamen damals auch die Gemeinden Eichenberg und Kennelbach sowie die Fluh zur Stadt Bregenz.
Großversammlung im Hotel Bäumle
Im Mai 1945 kapitulierte Hitlerdeutschland, Österreich wurde wieder ein eigener Staat. Am
21. März 1946 beschloss der Vorarlberger Landtag das Gesetz über die Bereinigung von während der deutschen Besetzung Österreichs getroffenen Verfügungen auf dem Gebiet des Gemeindewesens. Daraufhin forderten auch die Lochauer unter der Führung des früheren Gemeinderats und „Armenvaters“ Michael Mangold im Juni 1946 bei einer Großversammlung im Hotel Bäumle die baldigste Lostrennung ihres Gemeindegebiets von der Stadt Bregenz. Außerdem wurde die vom Bregenzer Stadtrat am
27. Dezember 1945 geforderte Verlegung der Gemeindegrenze vom Tannenbach bis hin zur Klause entschieden abgelehnt.
Volksabstimmung Dezember 1946
Die freie Abstimmung mit der
Frage „Verbleib bei der Stadt Bregenz oder selbstständige Gemeinde Lochau?“ am 8. Dezember 1946 brachte dann ein eindeutiges Ergebnis. Von den 692 Wahlberechtigten kamen 556 zur Wahl, davon entschieden sich 454 für die Lostrennung von Bregenz, 97 sprachen sich für den Verbleib bei Bregenz aus.
Durch dieses Wahlergebnis in Lochau wurde auch Eichenberg wieder eine eigene Gemeinde. In Kennelbach brachte die Abstimmung ebenfalls eine klare Mehrheit für die Selbstständigkeit, die Fluh hingegen blieb bei Bregenz.
Mit Wirkung vom 1. Jänner 1947 erlangte die Gemeinde Lochau wieder die volle Selbstständigkeit, und dies ohne jegliche „Gebietsverluste“ an die Stadt Bregenz. Michael Mangold wurde vorerst zum sogenannten „Amtswalter“ der wiedergeborenen Gemeinde Lochau bestellt, ihm zur Seite standen als Beiräte Josef Rupp sen. (Gemeindevorsteher von 1929 bis 1938) und der spätere langjährige SPÖ-Gemeinderat Viktor Schwarzmann.
Zeit für den Wiederaufbau
Lochau zählte damals 2831 Einwohner, davon allein rund 600 Südtiroler Umsiedler. Am 12. April 1947 bestätigte die vorläufige Gemeindevertretung in ihrer konstituierenden Sitzung den bisherigen Amtsverwalter Michael Mangold als „Bürgermeister“, 1. Gemeinderat wurde der Landwirt Josef Hehle vom Moos, 2. Gemeinderat der Privatangestellte in der Firma Rupp Käsle, Dir. Johann Alge. Trotz der schweren Nachkriegszeiten widmeten sich die Lochauerinnen und Lochauer nun mit großem Vertrauen und voll Zuversicht dem Wiederaufbau. bms

Die Gemeinde Lochau um 1955 mit rund 3200 Einwohnern. Dazu gehörten auch über 600 zugewanderte Südtiroler, die im Zuge der „Südtiroler Umsiedlung 1939 bis 1943“ hier in Lochau eine neue Heimat gefunden hatten. bms/2