Sura Kees in Familienhand

Vorarlberg / 21.02.2022 • 17:05 Uhr
Im Käsekeller wird der Sura Kees zubereitet. <span class="copyright">Alexander Kuster</span>
Im Käsekeller wird der Sura Kees zubereitet. Alexander Kuster

In der Hofsennerei Sandrell wird Wert auf eine nachhaltige Bewirtung der landwirtschaftlichen Flächen gelegt.

Tschagguns Die Hofsennerei Sandrell liegt idyllisch auf einer kleinen Anhöhe in Tschagguns. Das Wohnhaus im Montafoner Stil wirkt einladend und heimelig. Renate und Gotthard Sandrell haben den dazugehörenden landwirtschaftlichen Betrieb vor dreißig Jahren von Gotthards Eltern übernommen.

Neue Produktlinie entwickelt

„Früher wurde ein Großteil der am Hof produzierten Milch direkt an die Milchkunden abgegeben oder auch direkt an die Gäste des Campingplatzes, der zur Landwirtschaft dazugehörte, verkauft“, erklärt Renate Sandrell. „Der Milchverkauf ab Hof ging jedoch immer mehr zurück. Es war einfach nicht mehr modern, direkt beim Bauern Milch zu kaufen. Aus diesem Grund sahen wir uns gezwungen, nach einer Alternative zu suchen.“

Die Familie Sandrell: Tochter Mirijam mit Werner, Renate und Gotthard Sandrell, Steffi mit Georg Sandrell (Sohn).<span class="copyright">Alexander Kuster</span>
Die Familie Sandrell: Tochter Mirijam mit Werner, Renate und Gotthard Sandrell, Steffi mit Georg Sandrell (Sohn).Alexander Kuster

Die Hofsennerei besaß auch kein Kontingent, um an eine Großmolkerei zu liefern. Sauerkäse aus Magermilch und Butter zu produzieren, kam für das Ehepaar Sandrell ebenfalls nicht infrage, da die Bauernbutter zu dieser Zeit kein sonderlich wertgeschätztes Produkt war. „So haben wir damit begonnen, die komplette Milch mit ihren gesamten wertvollen Inhaltsstoffen zu versennen. Seither wird der hoftypische „Vollmilch Sura Kees“ produziert.

Der Sauerkäse aus Vollmilch kam bei Käseliebhabern sehr gut an: „Ich bin regelmäßig auf Wochenmärkte gegangen, um unseren Käse dort anzubieten. Zudem zählten wir zu den ersten Direktvermarktern im Montafon.“ Renate Sandrell suchte Kontakt zur Firma Spar: „Unser Käse ist seither in den regionalen Spar-Märkten sowie in ausgesuchten Hof- und Bioläden erhältlich.“

Zusammenhalt in der Familie

Alle Familienmitglieder können sennen: „Die Milch muss täglich verarbeitet werden – außer im Sommer, wenn alle Tiere auf den verschiedenen Alpen sind“, führt die begeisterte Sennerin weiter aus. Durchschnittlich befinden sich fünf Kühe plus der jeweilige Nachwuchs im Stall. „Wir füttern mit Heu und einer angemessenen Menge Kraftfutter. Rund zwei Drittel des Jahres befinden sich die Tiere auf der Weide.“

Die Kühe stehen zwei Drittel des Jahres auf der Weide. <span class="copyright">Alexander Kuster</span>
Die Kühe stehen zwei Drittel des Jahres auf der Weide. Alexander Kuster

Generell werde großen Wert auf eine nachhaltige Bewirtung der Flächen ihrer Landwirtschaft gelegt: „Das ist uns ganz wichtig. Denn es gilt, auch für die Zukunft naturnahe Landwirtschaftsflächen zu erhalten“, betont Renate Sandrell. Die Hofsennerei wird im Nebenerwerb betrieben. Gotthard Sandrell ist im Hauptberuf Lehrer und Renate ist als Krankenschwester in der Langzeitpflege tätig.

Die Hofsennerei ist ein richtiger Familienbetrieb, bei dem alle mithelfen, auch die Kinder Georg und Mirijam mit ihren Partnern. „Da ich verschiedene Schichtdienste habe, kann ich nicht immer selber sennen. Es muss im Vorfeld abgesprochen werden, wer die Arbeit in der Sennerei übernimmt. Aber das klappt meistens ohne irgendwelche Probleme“, zeigt sich Renate Sandrell über den Zusammenhalt in der Familie erfreut.

Wie die Milch zum Käse wird

Wenn Renate Sandrell von der Käseproduktion erzählt, ist sie in ihrem Element: „Zuerst wird die frische Rohmilch gesäuert, dies geschieht mit einem Säurewecker. Die gestockte Milch wird nach circa zwölf Stunden auf 45 Grad erwärmt. Sodann werden die festen Bestandteile, die ‚Polma‘, in eine Form ausgeschöpft und nach weiteren circa acht Stunden gestürzt. In weiterer Folge wird der Käse mit Salz und Paprika eingerieben.“ Die Schotta – das ist der Montafoner Ausdruck für Molke – holt anschließend ein befreundeter Landwirt zur Verfütterung an seine Schweine ab.

Der Sura Kees <span class="copyright">Alexander Kuster</span>
Der Sura Kees Alexander Kuster

Die Hofsennerei Sandrell ist Mitglied beim Verein „bewusst Montafon“, bei dem die Direktvermarktung von regionalen Produkten aus dem Montafon im Vordergrund steht. BI