Darum will Dmytro trotz emotionalem Protest seiner Familie nun in den Krieg

Dmytro will für die Ukraine in den Krieg und seine Familie nach Vorarlberg schicken.
Kiew, Schwarzach “Ich habe mit ihm vorher telefoniert”, sagt Kira Dür (39) mit tränenerstickter Stimme. “Aber er will sich von seinem Entschluss nicht abbringen lassen.” Die in Schwarzach lebende gebürtige Ukrainerin spricht über ihren Cousin Dmytro Potiako (39). Jener Dmytro, der sich mittlerweile im von den Russen angegriffenen Kiew mit seiner Familie in einen Schutzkeller zurückgezogen hat. Auf der anderen Seite der Front, in Donezk, ist sein Bruder Ivan (35). Der ist ebenfalls untergetaucht. Er würde von den Russen geschnappt und von der Armee zwangsverpflichtet, müsste im schlimmsten Fall gegen den Bruder in den Krieg – die VN berichteten.

Frau und zwei Kinder
Doch jetzt hat Dmytro einen Entschuss gefasst. “Er sagt, er könne dem Ganzen nicht mehr tatenlos zusehen und müsse sich der Verantwortung für das Land stellen. Er will in den Krieg gegen die Russen. Aber vorher möchte er seine Familie sicher an die polnische Grenze bringen”, berichtet Kira Dür.
Sie hat ihren Cousin angefleht und bekniet. “Gehe nicht. Die Familie ist wichtiger als der Krieg. Schau, dass du irgendwo durch den Wald über die Grenze nach Polen kommst und dich mit deiner Frau und den beiden Kindern in Sicherheit bringen kannst. All das habe ich ihm immer wieder gesagt. Er will nicht.”

Der vermeintlich sichere Westen
Der 39-jährige Vater von siebenjährigen Zwillingen (ein Mädchen, ein Bub) war nach den kriegerischen Ereignissen 2014 im Donbass nach Kiew gekommen, während sein jüngerer Bruder dort blieb. “Er dachte, er will in den sicheren Westen. Und jetzt?”, sinniert Kira Dür.
Seine Familie soll nach Warschau fliehen, meint Dmytro. “Aber sie sollen nicht nach Warschau müssen, wenn sie zu mir nach Schwarzach kommen können. Ich will sie aufnehmen. Wir haben Platz”, sagt die gebürtige Ostukrainerin. Platz hätte sie auch für Dymtro, wenn der nur wollte.
Den Krieg gespürt
Den Krieg gespürt hat Kira Dür selbst während sie mit ihrem Cousin telefoniert. “Er musste das Gespräch plötzlich unterbrechen, weil sie bombardiert wurden.” Die Schwarzacherin fragt sich: “Wie lange kann ich überhaupt noch mit meinen Verwandten sprechen. In Kiew weißt kein Mensch, wie lange es noch eine Internetverbindung gibt.” Ein kleiner Trost für Dür: Ihrer Mutter und Dymtros Bruder Ivan, der sich in Donezk versteckt, geht es gut. “Dort ist es im Vergleich zu Kiew jetzt relativ ruhig. Wer hätte das jemals gedacht?”