Der schwarze Oligarchen-Heli vom Arlberg

Wie treffen die EU-Sanktionen das Oligarchen-Hotel Aurelio?
Von Gerold Riedmann und Maximilian Werner
LECH Wenn der russische Oligarch Oleg Deripaska an den Arlberg kommt, dann kommt er standesgemäß. Meist per Hubschrauber, über den privaten Heli-Landeplatz der Firma Wucher in Zürs. Sein schwarzer Heli spielte schon eine Rolle, als die VN 2007 erstmals vom Russen-Engagement am Arlberg berichteten. Schon damals war es schwierig, das Hotel tatsächlich Deripaska zuzuschreiben. Denn es gehört einer Firma namens Dornton Limited aus Zypern. Auffällig war, das selbiges Unternehmen Immobilienbesitz in Russland hatte – eine Passkontrolle der Polizeiinspektion Lech bei der Einreise war der einzige Anhaltspunkt, dass es tatsächlich der russische Milliardär war, der am Arlberg das frühere 3-Sterne-Hotel Aurelio zum Luxus-Refugium in den Alpen umbaute.
EU-Staatsbürger
Heute ist das nicht mehr nötig, wie der Vorarlberger Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher bestätigt: “Seit auch die Schweiz dem Schengen-Raum beigetreten ist, finden solche Kontrollen durch die Polizei nach Flughafentransfers nicht mehr statt.” Und auch Deripaska hat für sich und seine Familienmitglieder einen sogenannten “Goldenen Pass” gelöst. Er ist 2017 zu einem zypriotischen Pass und damit einer EU-Staatsbürgerschaft gekommen.

Deripaskas Vermögen wurde zwischenzeitlich einmal auf über 10 Milliarden US-Dollar geschätzt, durch die 2018 verhängten US-Sanktionen taxiert ihn “Forbes” aktuell bei “nur” etwa 4 Milliarden. Die USA verhängten 2018 ein erhebliches Sanktionspaket gegen ihn aufgrund der engen Verwebung mit dem russischen Staat, das FBI untersuchte eines seiner Häuser an der noblen New Yorker Upper East Side.
Deripaska fehlt
Deripaska ist nun gemeinsam mit Milliardär Roman Abramowitsch einer jener Oligarchen, die noch auf der namentlichen Sanktionsliste der EU fehlen. Sollte Deripaska noch für die Liste, auf der schon 15 Oligarchen stehen, nachnominiert werden, würden seine Vermögenswerte in der EU und der Schweiz eingefroren. Aus der Österr. Nationalbank und dem Außenministerium erfuhren die VN, dass der genaue Personenkreis, der von den unterschiedlichen Listen erfasst sei, aktuell geprüft werde. Die VN fragten bei Finanzminister Magnus Brunner nach einer Einschätzung der Sanktionen: “Allein die Reaktionen der Oligarchen zeigen, dass die Sanktionen wirken”, so Brunner. Einige – darunter auch Deripaska – hatten Putin empfohlen, den Krieg zu beenden. Russland brauche ein „Ende des Staatskapitalismus“ schrieb der Oligarch auf Telegram.
Allein die Reaktionen der Oligarchen zeigen, dass die Sanktionen wirken.
Finanzminister Magnus Brunner
Vorerst ändert sich am Betrieb des Luxushotels am Arlberg also nichts. Das Hotel wird von einer österreichischen GmbH betrieben, im Eigentum der Firma aus Zypern.
Der Finanzminister warnt: “Es werden auch Umgehungskonstrukte von Personen, die auf der Sanktionsliste stehen, erfasst.” Bei Deripaska, der in der Aluminiumbranche (“RUSAL”) zum Milliardär wurde, ist neben der Perle im Portfolio, dem “Aurelio”, vor allem der 27,8-Prozent-Anteil an der Baufirma STRABAG relevant.
Lustenauer Sanktionen
EU-Liste hin oder her: Der Lustenauer Biobauer Simon Vetter wollte nicht mehr länger sein gutes Gemüse an das Oligarchen-Hotel liefern und hatte es in den vergangenen Tagen mit seinem Boykott österreichweit in die Schlagzeilen geschafft.
Deripaska an Bord
Deripaska treffen allerdings die gegen russisches Kapital und alle russischen Staatsbürger verhängten Sanktionen. Da wären wir auch wieder beim Heli. Deripaskas schwarzer Ländle-Heli ist nicht sein Eigentum, sondern ein VIP-Hubschrauber, den er von der Firma Wucher in Ludesch chartert. Dies bestätigt das Unternehmen den VN: “Natürlich zählen auch Urlaubsgäste des Hotels Aurelio zu unseren Passagieren, darunter auch die Familie Deripaska.” Man befördere Gäste gemäß den jeweils aktuellen Beförderungs- und Einreiserichtlinien, glaube aber nicht, dass die Sanktionen auf die Firma Wucher wirtschaftliche Auswirkungen hätten.
Das für Luftverkehr zuständige Klimaschutzministerium sagt auf VN-Anfrage, “die Regelung ist breit formuliert. Sie umfasst neben Luftfahrzeugen mit russischem Kennzeichen auch z. B. Hubschrauber, die von russischen Staatsbürgern gechartert werden”. Somit dürfte Deripaska künftig nicht mehr per Hubschrauber nach Lech kommen. In den vergangenen Tagen waren einige Flugbewegungen zwischen dem bei Russen sehr beliebten Nobelskiort Courchevel und Zürs, sowie von Zürs zu den umliegenden Fluglinien zu beobachten. Doch Deripaska selbst, so aktuelle VN-Informationen, soll aktuell nicht in Lech sein
