Der Narr in uns
Der Narr in uns reibt sich verwundert die Augen und starrt auf den Kalender: Aschermittwoch! Dabei hat er gar keinen Fasching in Erinnerung. Im Gegensatz zu jenen, die im Schutz der Demokratie „Freiheit“ und „Diktatur“ skandierend durch die Innenstädte zogen, blieb er daheim.
Der Narr ins uns fühlt sich betrogen. Missmutig wirft er die Kaffeemaschine an, denn er hat jetzt schon zwei Jahre Fastenzeit und findet, dass das wohl genüge. Die paar Kilos zu viel hat ihm der Frust beschert. Da gibt’s doch nichts zu büßen, oder? Und die Badefigur für den Sommer? Ach, der Narr in uns hat sich das Planen abgewöhnt. Schon 40 (Fasten)tage im Voraus scheinen ihm eine unwirklich lange Zeit.
Aber der Narr in uns hat einen Trumpf im Ärmel. Wenn er die Nachrichten aufdreht, sieht er im Osten, wie aus Narren Helden werden. Man sollte sie eben nie unterschätzen. Sie vermögen Unglaubliches. Sie können sogar über sich selber lachen. Nur jene, denen nie die maskenhaften Gesichtszüge entgleiten, die hinter jedem Lachen Verrat wittern, leben gefangen in einem ewigen, eisigen Aschermittwoch. Hoffnung ist ihnen fremd. Der Narr in uns indes glaubt fest an bessere, fröhlichere Tage, auch wenn jetzt entbehrungsreiche Zeiten vor ihm liegen.
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