Ausflugsziel mit bewegter Geschichte

Vorarlberg / 09.03.2022 • 16:57 Uhr
Heute ist der Gebhardsberg vor allem als Ausflugsziel bekannt und das Burgrestaurant beliebt. <span class="copyright">F. Böhringer</span>
Heute ist der Gebhardsberg vor allem als Ausflugsziel bekannt und das Burgrestaurant beliebt. F. Böhringer

Denkmalgeschützte Ruine der Burg Hohenbregenz auf dem Gebhardsberg: von mittelalterlichen Bauteilen sind nur Reste erhalten.

Bregenz Wenn Bregenzer vom „Gebhardsberg“ reden, meinen sie damit meistens die malerische Burg­ruine, die oberhalb von Bregenz, Richtung Fluh, thront. Eigentlich ist der Gebhardsberg ein hoher Bergsporn am Südwesthang des Pfänders.

Aber dort oben befindet sich eben die Burgruine, die richtigerweise Burg Hohenbregenz heißt, samt Wallfahrtskapelle und Burgrestaurant. Von der Burganlage sind nur die Ringmauer der Kernburg sowie Teile des Palas (lat. palatium‚ „kaiserlicher Hof“) erhalten geblieben. Im ehemaligen Palas der Burg wurde 1723 eine Wallfahrtskirche zu Ehren des hl. Gebhard gebaut, der dem Berg seinen Namen gibt. Am 8. August 949 soll der hl. Gebhard auf der Burg zur Welt gekommen sein. Er starb am 27. August 995. Der 27. August ist deshalb sein Wallfahrtstag. Unterhalb der Burgruine beginnt ein Naturlehrpfad, der 1993 errichtet wurde.

Von einer Hand in die andere

Erbaut wurde die Burg im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts (vor dem Jahr 1097) von den Grafen von Bregenz (Ulriche), nachdem Bregenz vom Abt von St. Gallen zerstört wurde. Sie hatte ursprünglich keinen Turm. Erstmals urkundlich erwähnt ist die Burg 1209. 1143 ging die Burg an die Grafen von Pfullendorf über, blieb aber nur kurz in deren Besitz. Schon wenige Jahre später (1170) kam sie an den Pfalzgraf Hugo von Tübingen (Vater Hugos I. Graf von Montfort). Hugo, der Minnesänger, heiratet 1373 die Stieftochter seines Vaters, Margarete von Pfannenberg. Er wird dadurch Erbe der Burg Pfannenberg im steirischen Murtal. Daher nannte das Volk die Burg auch Hohenbregenz Pfann(en)berg.

Burg geht an die Habsburger

Sechs Jahre später teilen die Grafen Konrad und Hugo die Burg unter sich auf. Konrad erhält das obere Haus (Kirche), Hugo das untere (Gastwirtschaft). 1400 wird mit dem Bau der Rondelle – der Halbrundtürme in der Ringmauer – begonnen. Gut 50 Jahre später verkauft Elisabeth, die Witwe Wilhelms, ihren Teil der Burg. So geht der obere Teil der Burg an die Habsburger, der untere Teil folgt 1523. Die Habsburger machen die Burg zum Sitz österreichischer Vögte. 1604 wird das Tor nach Plänen des Domenico Prato an die Seeseite der Burg verlegt, vier Jahre danach errichtet Bartholomä Lucchese die bergseitige Bastion zwischen der seeseitigen Ring- und der Zwingermauer. 1647 übergibt der Zürcher Oberst Äscher die Burg kampflos an die Schweden. Sie sprengen die Burg mit fünf Minen.

Wallfahrten beginnen

1670 zieht der erste Eremit in die Ruine, es bildet sich eine Eremitenklause. Die Wallfahrt setzt ein. 1723 weihte man die in der Ruine errichtete Kirche zu Ehren St. Georgs und des hl. Gebhard und sprach seitdem nur noch vom Gebhardsberg. 1740 wird das Mesnerhaus (alte Wirtschaft) gebaut. Maria Theresia verfügt Mitte des 18. Jahrhunderts, dass die Stadt Bregenz die Ruine zu erhalten habe. Dies deshalb, weil Ita, die Nichte des letzten Grafen von Bregenz, die Urgroßmutter des Königs Rudolf von Habsburg war. 1764 wird eine Pfarrvikarie errichtet, weil die Wallfahrt so florierte. 1791 brennt die Kapelle ab, wird aber im selben Jahr neu erbaut.

Wertvolle Armreliquie

1134 werden die Gebeine des hl. Gebhards „zur Ehr der Altäre“, erhoben, was den späteren Akten der Heiligsprechung gleichkam. Im Wirbel der Klosterauflösung zur Reformationszeit 1530 sollen Teile der Gebeine Gebhards in den See geworfen worden sein. 1821 schenken Mönche des aufgehobenen Klosters Petershausen der Wallfahrtskirche auf dem Gebhardsberg die kostbare Armreliquie. Glücklicherweise retteten aber schon bei der Zerstörung der Burg am 7. März 1647 Bauern zwei Tafelbilder des hl. Gebhard.

Gaststättenbau und Kanonenfund

1964 wird die Gaststätte in der heutigen Form errichtet. Dabei wird die Kanone aus dem 30-jährigen Krieg gefunden und in der Ritterstube eine gotische Decke aus Rankweil eingebaut, die bisher in der Stubensammlung des Landesmuseums lag. An die Kaiserin Maria Theresia erinnert ein nach ihr benanntes Zimmer mit ihrem Bild. mec