Sicher in Dornbirn, doch mit Kopf und Herz noch ganz in der Ukraine

Vorarlberg / 18.03.2022 • 22:05 Uhr
Die Kinder finden schnell wieder zum Spaß zurück. 
Die Kinder finden schnell wieder zum Spaß zurück. 

13 Flüchtlinge, ein Trauma und die Hoffnung, dass der Krieg bald aufhört.

Dornbirn Ludmilla Butmerchuk (58), kann ihre verzweifelte Miene nicht ablegen. Immer wieder wässern ihr Augen. Die zehnfache Mutter ist jetzt zwar in Sicherheit, das Trauma quält sie jedoch sekündlich. Sie ist geistig und seelisch noch in Kiew. “Ich höre die Bomben und Schüsse. Eine Nacht haben wir noch in der Wohnung übernachtet, danach mussten wir in den Keller.” Ludmilla hat gesehen, wie russische Raketen Wohnhäuser zerstörten, hat erlebt, wie unfassbares Leid von einem auf den anderen Tag auf die vorher friedliche Stadt hereinbrach.

Am vierten Tag nach Kriegsbeginn brachte sie ein Sohn zum Bahnhof. Einen Rucksack mit wenigen Habseligkeiten nahmen sie und eine ihrer Töchter mit. Dann begann die Reise weg vom geliebten Zuhause. Ludmillas Tochter Albina (30), wohnhaft in Schoppernau, nahm die Familienangehörigen vier Tage später im sicheren Vorarlberg in Empfang. “Ich will wieder nach Hause”, sagt Ludmilla leise.

Jetzt wohnt sie mit zwölf anderen Ukrainerinnen, davon vier Kinder, in einem von der Stadt Dornbirn zur Verfügung gestellten Mehrparteienwohnhaus, betreut von der Caritas.

Überragende Hilfsbereitschaft

Die 13 Frauen und Kinder, die alle aus dem weiteren Verwandtschaftsfeld stammen, sind dankbar. Albina Erath ist rund um die Uhr damit beschäftigt, die Flüchtlinge gemeinsam mit der Caritas und der Stadt Dornbirn zu betreuen. Sie wohnt vorübergehend bei ihren Verwandten. “Die Hilfsbereitschaft ist überragend. So viele Menschen bringen brauchbare Sachen vorbei. Es ist unglaublich”, schwärmt Albina von der Solidarität der Vorarlberger

Mit den Verwandten in der Ukraine stehen die Flüchtlinge täglich in Verbindung. “Gott sei Dank klappt das Internet noch. Wir sind froh, von unseren Lieben in der Ukraine zu hören”, spricht Albina im Namen aller.

Einig von ihnen beschäftigen sich schon mit einem geregelten Leben in Vorarlberg. Zum Beispiel die Kinderärztin Nathalie Kyrychenko (32). Sie ist die Cousine von Ludmilla Butmerchuk. Nahalie kam mit ihrer kleinen Tochter Karina unmittelbar vor Kriegsbeginn mit dem Privatauto nach Vorarlberg. “Wir hatten von amerikanischer Seite stichhaltige Informationen, dass ein Überfall der Russen kurz bevorsteht. Da ich in einem Vorort von Kiew lebe, in unmittelbarer Nähe von einem strategischen Angriffsziel, einem Elektrizitätswerk, habe ich mich mit meiner Tochter zur Flucht entschlossen”, erzählt Kyrychenko.

Krychenko hatte den richtigen Riecher.

Die traumatischen Ereignisse sind bei den im sicheren Dornbirn gelandeten Flüchtlingen noch lange nicht verschwunden. Wobei von den Ukrainisch und Russisch sprechenden Frauen vor allem eines immer wieder zu hören ist: “Wir wollen nicht die russischen Menschen für dieses furchtbaren Krieg verantwortlich machen, sondern einzig und allein Putin.”

Ein solches Gruppenfoto hätten sich die Abgebildeten nie gewünscht. Doch in Dornbirn sind die Flüchtlinge sicher. VN/Paulitsch
Ein solches Gruppenfoto hätten sich die Abgebildeten nie gewünscht. Doch in Dornbirn sind die Flüchtlinge sicher. VN/Paulitsch

Caritas: Raiba Feldkirch, IBAN AT323742200000040006, Ukraine-Nothilfe; Rotes Kreuz: Raiba Feldkirch, IBAN AT84374220000014 3248 „Vorarlberg hilft“