“Wir haben nur das Wichtigste gepackt”

Vorarlberg / 28.03.2022 • 07:00 Uhr
"Wir haben nur das Wichtigste gepackt"
Kristina Gorbunova (v.l.), Nataliia Horbunova mit Anatoliy und Roman sowie Sofia und Julia Panchernikova sind froh, in Rankweil untergekommen zu sein.  VN/Paulitsch

Zwei ukrainische Familien über ihre Flucht nach Vorarlberg.

Rankweil Seit vier Wochen tobt in der Ukraine Krieg. Laut der UN-Flüchtlingskommission sind seit Beginn der russischen Invasion etwa 3,7 Millionen Menschen aus dem Land geflohen. Darunter auch Nataliia Horbunova (41) mit ihren Kindern Roman und Anatoliy sowie ihrer Nichte Kristina. Gemeinsam mit ihrer Nachbarin Julia Panchernikova (38) und deren Tochter Sofia sind sie seit kurzem in einer Unterkunft der Caritas Vorarlberg in Rankweil untergebracht. 

Flucht mit dem Auto 

Mit dem Auto sind sie nach Beginn der Invasion zwei Tage lang bis zur ungarischen Grenze gefahren und von dort nach Österreich. Eine weitere Nachbarin der beiden hat in Vorarlberg Verwandtschaft. „Wir waren überhaupt nicht bereit zu fliehen, haben das Wichtigste gepackt und sind losgefahren“, schildert Julia Panchernikova. Mit dabei Hündchen Phibi und zwei Katzen, die ihnen in dieser Zeit eine wichtige seelische Stütze sind.

Ein Teil der Familie, unter anderem die Eltern von Kristina und ihre Männer sowie die Großeltern, mussten sie zurücklassen. Trotz des Krieges und Angst kommt es für sie nicht in Frage, ihr Zuhause aufzugeben. Per Whatsapp halten sie Kontakt miteinander. Nataliia zeigt auf ihrem Smartphone Fotos, die sie von ihren Verwandten zugesandt bekommen hat. Darauf zu sehen: Wohnhäuser, die in Schutt und Asche liegen.

Hündchen Phibi spendet Sofia Panchernikova Trost.
Hündchen Phibi spendet Sofia Panchernikova Trost.

Ungewissheit

„Es stehen fast täglich Häuser, die in unserer Nachbarschaft standen, in Flammen“, berichtet die Frau. Ihre Familie ist bereits 2014, als Russland die Krim annektierte, aus der Region Donezk im Osten der Ukraine geflüchtet. In einem Dorf nahe Kiew haben sie sich ein neues Leben aufgebaut. Nun herrscht wieder Krieg in ihrer Heimat.

Vor allem die Ungewissheit macht den beiden Frauen und ihren Kindern zu schaffen. Wie geht es der zurückgebliebenen Familie? Wie geht es weiter? Wann können wir wieder zurück? „Unseren Kindern gefällt es hier sehr gut, es fällt ihnen leichter, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen.“ Roman, Anatoliy und Sofia konnten sich bereits in Schulen in Rankweil vorstellen. „Sie freuen sich auf den Unterricht“, sagt Nataliia Hobunova. Bisher hatten die Kinder trotz des Krieges Distance Learning.

Herzliche Nachbarschaft

Trost in diesen schwierigen Zeiten spendet neben ihren geliebten Haustieren auch die Herzlichkeit nicht nur der Caritas-Mitarbeiter, sondern auch ihrer neuen Nachbarschaft. „Sie haben uns überrascht und Essen vorbeigebracht, das war wirklich sehr schön. Dafür sind wir sehr dankbar“, erzählen Nataliia und Julia, während sie ein Foto eines bunt gedeckten Tischs mit allerlei Speisen zeigen.

Vorarlberg hilft

Caritas: Raiba Feldkirch, IBAN AT323742200000040006, Ukraine-Nothilfe; Rotes Kreuz: Raiba Feldkirch, IBAN AT84374220000014 3248 „Vorarlberg hilft“