Museumsbähnle mit Kraftakt in die Saison

Auf knapp einem Drittel der Strecke im Bregenzerwald werden Schwellen und Schienen erneuert.
Bezau „Es gehört seit Beginn des Fahrbetriebs der Museumsbahn vor mehr als 30 Jahren zu den Fixpunkten der Arbeitswoche im Frühjahr, Schwellen und manchmal auch einzelne Schienen auszuwechseln, doch was heuer in Angriff genommen wurde, übertrifft alles bisher Dagewesene“, erklärt Bähnle-Urgestein Jakob Bobleter das diesjährige Frühlingserwachen an der Bahnstrecke.
Großbaustelle unübersehbar
Eine Feststellung, die keineswegs übertrieben ist, denn die Baustelle ist unübersehbar, zumal sie am Bahnübergang beim Kreisverkehr am Bahnhof Schwarzenberg – gut einsehbar für Autofahrer – direkt neben der L 200 gestartet wurde. Hunderte Betonschwellen sind entlang des Gleises vorbereitet, um auf diesem Streckenabschnitt einen Komplettaustausch vornehmen zu können. Man habe sich zu dieser Lösung entschieden, weil in diesem Abschnitt der Museumsbahn viele Schwellen altersschwach und auch neue Schienen zweckmäßig waren, um langfristig einen sicheren Bahnbetrieb gewährleisten zu können.
Das Besondere an diesem Kraftakt zum Saisonstart: „Bisher haben wir die Instandhaltung der Bahntrasse mit Vereinsmitgliedern bewerkstelligt, diesmal mussten wir auf eine Spezialfirma zurückgreifen, die auch über entsprechende Geräte verfügt“, wie Bobleter erläutert.
Auch Eigenleistungen
Mit Rhomberg-Bahnbau wurde ein Unternehmen aus der Region gefunden. Um Kosten zu dämpfen, werden sich Vereinsmitglieder mit Eigenleistungen einbringen – damit kann gleichzeitig auch die Bauzeit verkürzt werden, erläutert Vereinskassier Gottfried Winkel beim Lokalaugenschein auf der Baustelle. Kosten konnten auch bei den Schwellen gespart werden, „weil wir diese gebraucht erwerben konnten“, so Bobleter.
Eine Schmalspurbahn in einem anderen Bundesland wird modernisiert „und dafür müssen aus Sicherheitsgründen die Schwellen ausgetauscht werden, damit die Bahn schneller fahren kann. Da das ersetzte Schwellenmaterial aber noch in sehr gutem Zustand ist, wird es bei der Wälder Museumsbahn noch viele Jahre gute Dienste tun“, freut sich der Bähnle-Aktivist der ersten Stunde.
Keine leichte Entscheidung
Nach zwei Corona-Jahren mit schmerzhaften Einnahmen-Einbußen sei es keine leichte Entscheidung gewesen, räumt Bobleter ein, „aber so günstig kommen wir nie mehr zu fast neuen Schwellen, also mussten wir zugreifen und die Investition tätigen.“ In den vergangenen Jahren riss vor allem der Ausfall der Nikolausfahrten ein großes Loch in die Vereinskasse. Auch stornierte Sonderfahrten bedingten spürbare Einnahmen-Rückgänge, die durch die Entschädigungszahlungen des Bundes nicht vollständig ausgeglichen werden konnten. „2021 lag die Fahrgastzahl ziemlich genau bei der Hälfte der Vor-Corona-Ergebnisse“, rechnet Geschäftsführer Walter Rüf vor.
Späterer Saisonstart
Anders als in Vor-Corona-Zeiten, als die Saison schon mit den Osterfahrten gestartet wurde und zwischen Ostern und Pfingsten Sonderfahrten durchgeführt wurden, wurde heuer der Saisonbeginn auf das erste Juni-Wochenende (Pfingsten) festgelegt.
Bis dahin sollte sich die Corona-Situation so weit entspannt haben, „dass ein möglichst uneingeschränkter Betrieb möglich ist“, hofft nicht nur Bobleter. Vor allem aber hoffen die Museumsbähnler, dass die Saison wie geplant durchgezogen werden kann und vor allem die Nikolauszüge wieder durchgeführt werden können. Diese Sonderfahrten sind nicht nur für die Kinder ein Erlebnis, sie sind auch ein bedeutender Teil des Jahresumsatzes.
Jahreshauptversammlung im Mai
Verschoben wurde nicht nur der Saisonstart, auch die Jahreshauptversammlung – sie fand im Vorjahr coronabedingt erst im Herbst statt – wurde vorsorglich später terminisiert. „Die Versammlung fand traditionell Ende März statt. In den vergangenen Jahren war dies nicht möglich, deshalb entschieden wir uns für einen Termin Ende Mai. Bis dahin sollte es wieder möglich sein, eine reguläre Versammlung mit vielen Vereinsmitgliedern abhalten zu können.“ STP
