Ein Blick unter die Erde: Bernhard Braza zeigt den Stadttunnelstollen

Vorarlberg / 30.04.2022 • 05:30 Uhr
Ein Blick unter die Erde: Bernhard Braza zeigt den Stadttunnelstollen
Treten Sie ein: Projektleiter Bernhard Braza gibt einen Einblick in den Altstadtstollen. VN/Rauch

Der erste Stollen des Stadttunnel-Projekts ist fertig. Der Projektleiter führt die VN unter den Berg und gibt Ausblick auf die nächsten Bauetappen.

Von Mirijam Haller und Matthias Rauch

Feldkirch Es seit Jahrzehnten wohl das meist diskutierteste und mit Abstand größte Projekt der Montfortstadt: Die Rede ist vom Feldkircher Stadttunnel, mit den vier Tunnelästen, die über den zentralen unterirdischen Kreisverkehr miteinander verbunden sind. Erst im März hat der Verwaltungsgerichtshof die Beschwerde der Bürgerinitiative „stattTunnel“ abgewiesen. Damit hat das Vorhaben die letzte juristische Hürde genommen.

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Der Altstadtstollen aus der Vogelperspektive. Daneben wird das Tunnelportal Altstadt liegen. Drohnenfotos: VN/Lerch
Ein Blick unter die Erde: Bernhard Braza zeigt den Stadttunnelstollen
Projektleiter Bernhard Braza zeigt den sogenannten “Elisabeth-Stollen”.
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Der Erkundungsstollen dient dazu, zusätzliche geologische Aufschlüsse und Erkenntnisse zu gewinnen, die für den späteren Bau des Haupttunnels von Bedeutung sind.

2030 soll das Megaprojekt abgeschlossen sein. Bis dahin wird noch viel Wasser die Ill hinunter fließen und vor allem viel Felsmaterial gesprengt werden. Rund eine Million Tonnen ausgebrochenes Gestein wird während den Bauarbeiten des Projekts anfallen, erklärt Projektleiter Bernhard Braza bei einem VN-Lokalaugenschein des Erkundungsstollen Altstadt. Der sogenannte „Elisabeth-Stollen“, benannt nach der Tisner Ortsvorsteherin Elisabeth Pucher, wurde kürzlich von den Monteuren des Schrunser Unternehmens Jäger Bau fertiggestellt.

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Felsmaterial wird weiterverwendet

Für die insgesamt 250 Meter lange Röhre, die bis ins Gemeindegebiet Frastanz reicht, wurden seit November täglich zwei bis drei Sprengungen mit 100 Kilogramm Sprengstoff durchgeführt. Bei jedem Schuss werden etwa zwei Meter Gestein gelöst. „Das Material besteht zu einem großen Teil aus Schrattenkalk und hat eine gute Qualität. Es kommt zum Beispiel als Zusatz für die Betonverarbeitung zum Einsatz“, erklärt Braza. Später wird er der Stollen als Rettungs- und Versorgungstunnel dienen.

In einem nächsten Schritt werden nun Leitungen in die Stollensohle verlegt, darunter die 110 kV-Stromleitung der Vorarlberger Energienetze. Der Netzversorger schafft damit die Voraussetzung, um die Hochspannungsleitung über die Letze nach Fertigstellung des Stadttunnels unter die Tunnelfahrbahn zu verlegen.

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Rund 250 Meter tief in den Berg führt der Elisabethstollen.

Der Bauablauf sieht zwei Bauphasen vor. In der ersten Bauphase werden die Tunneläste Felsenau, Tisis, Altstadt sowie der Kreisel inklusive den dazugehörigen Gewerken errichtet. In der zweiten Bauphase wird der Tunnelast Tosters gebaut. Herzstück des mindestens 270 Millionen Euro teuren Tunnelsystems wird der unterirdische Kreisverkehr sein, vergleichbar mit der Größe des Kreisverkehrs Dornbirn Nord. Im gesamten Stadttunnel wird eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h gelten.

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Derzeit werden die Leitungen im Stollen verlegt.

Arbeiten in Tisis und Frastanz

Kürzlich starteten die Vorarbeiten für den 1200 Meter langen Erkundungsstollen Tisis, der ab September gebaut werden soll. “Es wurden bereits Weichenanlagen für den späteren Abtransport mit dem Zug sowie Lärmschutzwände errichtet”, führt der Bauingenieur aus. Kommenden Herbst wird außerdem mit der Umlegung der L190 im Portalbereich Felsenau gestartet. Dort soll unter anderem eine Radwegunterführung und eine neue Brücke errichtet werden. “Bereits jetzt laufen die Bauarbeiten für die Radwegbrücke über den Blödlebach.” Ende 2023 soll mit den Arbeiten am eigentlichen Haupttunnel begonnen werden.

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Nach coronabedingter Pause ist das Informationszentrum beim Schulbrüderheim wieder geöffnet.

Begleitende Maßnahmen

Mit dem Bau der vier Tunnelröhren und des unterirdischen Kreisels ist es allerdings nicht getan, betont Projektleiter Braza. Damit sich der Verkehr zukünftig nicht trotzdem durch die Feldkircher Innenstadt staut, werden dort zahlreiche begleitende Maßnahmen getroffen. So wird es unter anderem gezielte Fahrverbote und Verkehrslenkungen sowie zusätzliche Busspuren samt optimierten Ampelregelungen geben.

Wie stemmt der Bauingenieur ein Projekt dieser gigantischen Dimension? „Das Ganze ist nur durch den Einsatz eines großen, tollen Teams und der Beteiligung vieler Unternehmen möglich. Und es ist natürlich kein Job, bei dem man um 16 Uhr heimgeht“, sagt Braza mit einem Schmunzeln.

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Infozentrum Stadttunnel

Das Infozentrum beim Schulbrüderareal ist von Montag bis Freitag von 9 bis 19Uhr geöffnet.

Kontaktdaten Ombudsstelle

Infozentrum Stadttunnel Feldkirch

Schulbrüderareal, 6800 Feldkirch

ombudsstelle@stadttunnel-feldkirch.at

T +43 664 51 50 410

Sprechstunde jeweils dienstags, 17 bis 19 Uhr

Zahlen, Daten, Fakten zum Erkundungsstollen

250 Meter Länge verzeichnet der Erkundungsstollen. Jener in Tisis wird 1200 Meter lang.

Zwei bis drei Sprengungen pro Tag waren es im Hochbetrieb. Ein bis zweieinhalb Meter drang man pro Sprengung vor.

Ende 2023 hofft Projektleiter Bernhard Braza, mit dem Haupttunnel beginnen zu können.

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Tunnelportal Tisis
Anbindung an die Liechtensteiner Straße (L191a) – Grenzübergang Schaanwald
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Tunnelportal Tosters
Anbindung an das Betriebsgebiet Kapfweg; weitere direkte LKH-Zufahrt über die Hohle Gasse. VN/Lerch
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Tunnelportal Felsenau
Anbindung an die Vorarlberger Straße (L190) Richtung Bludenz – Autobahn-Anschlussstelle Feldkirch-Frastanz. VN/Lerch
<strong>Tunnelportal Altstadt</strong><br>Anbindung an die Innenstadt und zum LKH. <span class="copyright">VN/LErch</span>
Tunnelportal Altstadt
Anbindung an die Innenstadt und zum LKH. VN/LErch