Der Karren verliert ein Stück Seele

Nach 26 Jahren: Wirtepaar Nöckl hört im Panoramarestaurant auf. Neue Pächter gesucht.
Dornbirn Die langjährige Herren-Karrenrunde mit Günter (Güx) Rast, Robert Griesebner, Bernd Fässler und Christof Brüstle hält für einmal inne und schweigt. „Wir wissen echt nicht, wie das weitergeht. Unsere Stimmung ist sehr gedrückt“, sagt Griesebner schließlich. Die Kumpel nicken. Sichtlich bewegt sitzt Walter Nöckl (60) daneben. Um ihn und seine Frau Daniela (53) geht es. 26 Jahre, seit Eröffnung des Restaurants im Zuge des Neubaus der Karrenseilbahn, hat das Ehepaar den Gastrobetrieb auf dem Dornbirner Hausberg geführt. „Nun geht es nicht mehr. Gesundheitliche Gründe zwingen mich zum Aufhören“, sagt der in Hörbranz lebende gebürtige Vorderwälder.
Viel erlebt
„Sie sind unsere Freunde. Und doch waren sie als Wirte immer dem Servicegedanken verpflichtet. Nie anmaßend, stets großzügig“, beschreibt einer der Herrenrunde die Wirtsleute.
„Wir haben viel erlebt hier“, lässt Daniela Nöckl den Blick zurück auf die vergangenen 26 Jahre schweifen. „Ich weiß noch, wie das war am Eröffnungstag, 28. Juni 1996. Man sagte uns, bei schönem Wetter würden 3000 Leute kommen. Das Wetter war dann schlecht. Gekommen sind 10.000.“ Zu helfen haben sie sich dennoch gewusst. „Ich musste noch irgendwo Fleisch für die unzähligen Schnitzel-Bestellungen auftreiben“, erinnert sich Walter mit einem Schmunzeln.
Von Lech auf den Karren
Daniela und Walter hatten zuvor in einem Oberlecher Hotel gearbeitet, sich dort kennen und lieben gelernt. Irgendwann suchten sie eine neue Herausforderung. Es kam die Ausschreibung für das Karren-Panoramrestaurant. Sie erhielten den Zuschlag. Walter wird die sizilianischen Weintage am Karren nie vergessen – südländisches Flair hoch ob Dornbirn. Daniela ist noch der schneidige Rolls Royce in Erinnerung, der einst auf den Berg kurvte. Oder Sturm Lothar 1999, der Walter zwang, inmitten umgewehter Bäume auf den Karren zu stapfen, um die Vorräte einzufrieren. Gemeinsam haben sie viele Stammgäste gewonnen. Darunter mehrere Unternehmer, die später dann ihre Firmenfeste auf dem Karren veranstalteten.
Für die Nöckls waren das sichere Aufträge, denn gewöhnlich ist das Wetter ihre Umsatzsteuerung: Gutes Wetter, viel Geschäft, schlechtes Wetter wenig Umsatz. Vor ein paar Tagen haben sie ihre Entscheidung den Mitarbeitern und ihren Verpächtern, der Seilbahn AG, mitgeteilt. Die Herrenrunde erfuhr von der Entscheidung ebenfalls am selben Tag. Das hat die Männer sehr gefreut.
„Wir werden bald mit der Ausschreibung für neue Pächter beginnen müssen, Interessenten können sich schon jetzt melden”, sagt Herbert Kaufmann, Vorstand der Dornbirner Seilbahn AG. Nachsatz: „Es tut mir sehr leid, dass wir die Nöckls verlieren. Ihre Entscheidung hat mich doch überrascht.“
Geordnete Übergabe
Diese werden für eine geordnete Übergabe bis in den Herbst sorgen. Anschließend wollen sie sich einmal ausgiebig ausruhen. „Aber wir könnten uns vorstellen, danach etwas gastronomisch Kleineres zu führen“, verrät Walter. „Und wenn sie das egal wo machen, werden wir ganz sicher die ersten Stammgäste sein“, schwört Gux Rast von der Stammtischrunde.

