Warum für Camper neue Zeiten anbrechen

Vorarlberg / 07.06.2022 • 05:55 Uhr
Die Familie Fahr schätzt am Campen die Flexibilität. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Die Familie Fahr schätzt am Campen die Flexibilität. VN/Paulitsch

Camping boomt und Vorarlbergs Campingplatz-Betreiber locken mit zunehmend mehr Komfort.

Dornbirn Pfingstmontag am Campingplatz Dornbirn: Es ist die Ruhe nach dem großen Gäste-Ansturm. “Es war am Wochenende so viel los, dass ich sogar Anfragen absagen musste”, erzählt Chef Peter Zintl im Hinblick auf den Camping-Boom und das abgelaufene Veranstaltungswochenende. “Vor Corona war schon viel los. Aber jetzt scheint es so, als ob die Menschen wegen der Isolation zunehmend mehr Freiheit suchen.” Zählte Zintl im Vorjahr 13.500 Nächtigungen, so rechnet er in Anbetracht der aktuellen Buchungslage heuer mit 20.000, also rund einem Drittel mehr.

Peter Zindl blickt in Anbetracht der Buchungslage zufrieden in Richtung Sommer.
Peter Zindl blickt in Anbetracht der Buchungslage zufrieden in Richtung Sommer.

Während wieder ein Wohnwagen langsam von dannen rollt, packt auch Familie Fahr aus Paderborn ihre Camping-Sachen. “Inzwischen muss man schon deutlich früher buchen, damit man auf den Campingplätzen noch einen Platz bekommt”, erzählt René Fahr. Der Deutsche schätzt am Campen vor allem die Flexibilität. Er und seine Familie sind daher mehrmals im Jahr mit dem Wohnwagen unterwegs. Auch ein Zelt ist immer dabei – für die Jugend.

Sehr viele junge Familien sind mittlerweile mit Wohnmobilen unterwegs.

Peter Zintl, Campingplatz Dornbirn

Wohnwagen statt Zelt lautet inzwischen immer öfter die Devise. “Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland rund 60.000 Neuanmeldungen. Sehr viele junge Familien sind mittlerweile mit Wohnwägen unterwegs”, berichtet Zintl, während er über das Campinggelände geht und auf ein Mobil mit Schweizer Kennzeichen zeigt.

Der Chef selbst sieht sich mittlerweile schon auch als so etwas wie einen Eventmanager. Statt Spieleabende gibt es am Campingplatz an der Gütlestraße zwischendurch Konzerte. Wander- und Biketouren stehen ebenso im Angebot wie ein Sommerprogramm für die Kinder und ein Yogakurs.

“Das Campen hat sich schon sehr verändert”, bestätigt auch der erfahrene Camper Christian Winterer, der in seinem Campingstuhl gerade die Junisonne genießt. “Früher ist man schneller in Kontakt gekommen. Nach dem Corona-Wahnsinn gehen immer mehr Leute campen. Vor allem auch junge”, erzählt er. Seine aktuellen Nachbarn seien sehr nett. Er selbst hat das Camperdasein mit Zelt und VW-Bus gestartet. Inzwischen setzt der Deutsche auf einen Wohnwagen. Schon öfter war er damit in Dornbirn, da er gerne Mountainbikefahren geht und die neue Anlage schätzt. “Das ist einfach ein schöner natürlicher Campingplatz”, sagt er und rührt nicht nur im Nudeltopf auf dem Tisch, sondern auch die Werbetrommel für Zintl und sein Team.

Appartements in Dornbirn geplant

Was den Campingplatz-Chef betrifft, so zaubert Zintl diese Aussage natürlich ein Lächeln auf die Lippen. Die Anlage wurde vor drei Jahren als 4-Sterne-Campingplatz neu eröffnet. Nun soll bald wieder investiert werden, wie Zintl berichtet: “Es ist ein neues Gebäude mit Appartements geplant.” Derzeit laufen diesbezüglich noch die Planungen.

Irmela und Manfred sind mit Wohnmobil und Bikes aus Deutschland zu einer Familienfeier angereist.
Irmela und Manfred sind mit Wohnmobil und Bikes aus Deutschland zu einer Familienfeier angereist.

Neben Zintl durften sich auch zahlreiche weitere Campingplatzbetreiber über ein ausgebuchtes Pfingstwochenende freuen. Unter anderem auch Marion Schwendiger vom Camping Vorderboden in Mittelberg. Sie hat in den vergangenen Jahren ebenso den Trend von steigender Nachfrage und den Wunsch nach mehr Komfort beobachtet.

“Es gibt eine wesentlich größere Nachfrage. Oft ist es dann nicht mehr möglich, spontan einen Platz zu bekommen”, erzählt die Campingplatz-Chefin und fügt hinzu: “Einerseits ist das für uns zwar gut. Ich finde es aber schade für die Camper, da die Planung für sie weniger flexibel geworden ist.” Schwendiger hat zuletzt noch weitere Beobachtungen gemacht. “Die Gäste wollen nicht mehr billig campen. Sie suchen Qualität. Außerdem ist die Aufenthaltsdauer länger geworden.”

Willkommen in der Natur lautet das Motto beim Camping Vorderboden in Mittelberg. <span class="copyright">Camping Vorderboden</span>
Willkommen in der Natur lautet das Motto beim Camping Vorderboden in Mittelberg. Camping Vorderboden

Diesbezüglich versuchen die Mittelberger mit moderner Architektur, gepflegten Anlagen, Ambiente und einfacher regionaler Küche und regionalen Produkten zu punkten. Dass die Richtung stimmt, zeigen die Buchungszahlen. Pfingsten war ausgebucht. In der Hauptsaison ab Juli ist ebenso kein Platz mehr zu kriegen. Außer natürlich es gibt noch eine Stornierung. “Für Spontanentschlossene vermieten wir einen Stellplatz bei Verfügbarkeit natürlich auch für eine Nacht”, sagt Schwendiger.

Auch Peter Zintl darf sich bereits über eine gute Buchungslage freuen. “Früher war der Campingplatz hier ein Durchreiseplatz. Jetzt haben wir viele Gäste, die auch zwei Wochen bleiben.”

Camping in Zahlen

32 Campingplätze gibt es aktuell in Vorarlberg

314.742 Nächtigungen wurden im Jahr 2021 gezählt

10 Prozent der Nächtigungen im Tourismus machen Campingplätze inklusive pauschalierter Plätze aus