Widerstand gegen Fußgängerzone

Bregenzer Geschäftsleute befürchten wirtschaftliche Nachteile durch totale Verbannung der Autos. Petition läuft.
Bregenz Ursula Stöhr (75) ist guter Laune. Die rüstige Dame radelt von der Anton Schneider-Straße Richtung Mili. „Ach, mir persönlich passt es so. Normalerweise spaziere ich ja entlang der Pipeline Richtung Stadt oder Bad. Mit dem Rad fahre ich jetzt wegen einer Zehenverletzung. Die Fußgängerzone ist gut. Für mich. Aber was machen jene, die hier wohnen, Geschäfte und Parkplätze haben? In deren Situation möchte ich nicht sein.“
Im Leuchtengeschäft archiLUM, zuckt Inhaberin Barbara Gilhaus-Sturn mit den Achseln. „Ich wohne ganz am Rand. Da können die Kundschaften noch fast hinfahren. Aber die Nachbarn um mich herum sind mit dieser Lösung nicht zufrieden. Einig verfügen über Parkplätze und sollten für Ausnahmeparkgenehmigungen plötzlich zahlen. Das kommt nicht gut an.“
Die Innenhöfe
In der Stadtapotheke am Fuße der Kirchstraße bringt Besitzer Werner Braun seine Geschütze gegen die neue Stadtverordnung in Stellung. Braun ist die Speerspitze des Protests gegen die vorliegende Verordnung und hat eine Petition, die mittlerweile in 30 Geschäften vorliegt und bereits 500 Unterschriften stark ist, ins Leben gerufen. „Wir haben in der Innenstadt insgesamt vier Innenhöfe mit 100 Abstellplätzen für 400 Fahrzeuge. Diese gehören auch Betrieben, die für ihre wirtschaftliche Tätigkeit zu- und abfahren müssen. Und zwar nicht nur bis 10 Uhr und nur mit Fahrzeugen, für die sie eine teuer bezahlte Ausnahmegenehmigung erworben haben“, redet sich der Pharmazeut in Fahrt.
Für manche wird’s teuer
Im Innenhof der Kirchstraße, unmittelbar hinter seiner Apotheke, zeigt er auf die dort abgestellten Fahrzeuge. „Der Installationsbetrieb mit seinen fünf Stellplätzen wird hier alle zwei Jahre 315 Euro für jedes der fünf Autos zahlen müssen. Und was ist mit der Feuerwehr in der Belruptstraße. Da bräuchte ja jeder Wehrmann der zu einem Noteinsatz herfährt, eine Sondergenehmigung.“
Im zur Fußgängerzone verwandelten Teil der Römerstraße schimpft Koch Harald Fink wie ein Rohrspatz. „Hier kracht’s andauernd, weil Autos zu den Hotels zufahren dürfen und andere Verkehrsteilnehmer das ignorieren. Gerade eben ist wieder was passiert.“
Mal abwarten
Beim „Blumen Hotz“ in unmittelbarer Nähe stecken die dort beschäftige Riccarda Holzer und Doris Gasser von benachbarten gleichnamigen Schuhaus die Köpfe zusammen. „Wir werden mit dem Zuliefern Probleme bekommen. Ja glauben die denn wirklich, dass sich das Zustellen auf bestimmte Zeitfenster beschränken lässt“, fragt sich Gasser. Und fügt hinzu:“Ich hör’ schon jetzt immer wieder von Leuten: ‘Wir gehen künftig lieber in Dornbirn oder in Lindau einkaufen.“
Andreas Rimmele von der Metzgerei Rimmele will die Empörung noch nicht teilen. „Ich warte mal ab, was dann wirklich kommt. Die Fußgängerzone ist ja grundsätzlich nichts Schlechtes. Die Petition könnte ich später immer noch unterschreiben.“
Für Begegnungszonen
Werner Braun meint, er habe ja auch nichts gegen eine Fußgängerzone. „Aber abgesehen von der rechtlichen Problematik müssen wir in verschiedenen Bereichen Begegnungszonen schaffen und nicht Fußgängerzonen mit engem rechtlichem Rahmen.
Von der nun erweiterten Fußgängerzone sind neben den Bewohnern der Oberstadt, Thalbach, Dorf und Innenstadt zwei Apotheken, drei Hotels, eine Pension, drei Notariate, Arzt- und Physiotherapiepraxen, Steuerberater, Büros, Händler und die Feuerwehr in der Belruptstraße betroffen.


