Ein kleines Stück Heimat vermitteln

Vorarlberg / 21.04.2023 • 14:58 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Ein kleines Stück Heimat vermitteln
Martha Fritsche und Susanne Böhler-Salomon sind schon seit vielen Jahren ein eingespieltes Team. Böhler-Salomon, Fritsche, Gemeinde Brand

2018 gründeten Susanne Böhler-Salomon und Martha Fritsche ein Begegnungscafé für 24-Stunden-Hilfen.

Bürs, Bürserberg Den größten Teil ihrer Zeit sind die 24-Stunden-Betreuerinnen mit ihren zumeist hochbetagten Pflegebedürftigen auf sich allein gestellt und sehr isoliert. Das ist für die Frauen, die vorwiegend aus Rumänien, Polen, Ungarn oder aus der Slowakei kommen, sehr schwierig und herausfordernd.

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Im Begegnungscafé in Brand sollen die 24-Stunden-Betreuerinnen ein Stück Heimat finden können.

„Es ist ein fremdes Land, sie können oft die Sprache noch nicht perfekt und fühlen sich in der Einsamkeit allein gelassen. Ganz besonders wenn sie es mit demenzkranken Menschen zu tun haben. Da ist die schwierige Situation oft zum Knackpunkt geworden und sie haben aufgegeben“, weiß Susanne Böhler-Salomon, die Diplomierte Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflegerin und Pflegeleiterin beim Krankenpflegeverein Brandnertal ist.

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Das Begegnungscafé für 24-Stunden-Hilfen in Brand ist eine Anerkennung für ihre Arbeit.

Hinzu kommt, dass die Lage im Brandnertal sehr exponiert ist. „Wir konnten uns einfach nicht so um die 24-Stunden-Betreuerinnen kümmern, wie sie es gebraucht hätten“, ergänzt die 52-Jährige. Zwar schauen die Mitarbeitenden des Krankenpflegevereins einmal pro Woche vorbei, sie sind aber oft der einzige Besuch für die engagierten Frauen.

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Beim Austausch im Begegnungscafé in Brand darf der Humor nicht fehlen.

Für Böhler-Salomon war klar, „dass wir initiativ werden müssen“. Gemeinsam mit Martha Fritsche, ebenfalls Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und Mohi-Einsatzleiterin, rief sie vor fünf Jahren ein Begegnungscafé für 24-Stunden-Betreuerinnen ins Leben. „Wir wollten eine Möglichkeit schaffen, um die Frauen in regelmäßigen Abständen an einen Tisch zu bringen, damit sie sich in einer neutralen Atmosphäre ausreden und ihre Geschichte erzählen können“, sagt Böhler-Salomon.

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Das Gespräch dreht sich nicht nur um den Arbeitsalltag, sondern auch um Privates.

Die Betreuerinnen können sich aber auch beraten lassen. Beispielsweise wie man eine Blutung stillt oder wo sie in Notfällen anrufen können. Außerdem werden Ausflüge, Erste-Hilfe-Kurse oder Impulsvorträge über Demenz organisiert. „Es geht aber auch um Vernetzung untereinander, um den Austausch mit Kolleginnen und eine schöne gemeinsame Freizeitgestaltung“, betont Susanne Böhler-Salomon.

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Ein Impulsvortrag informiert über die „Herausforderung Demenz“.

Weil die beiden Frauen nicht alles allein stemmen können, haben sie ein ehrenamtliches Team mit ins Boot geholt. „Alois Gassner und Hermann Müller leisten Fahrdienste, sie holen die Frauen an ihrem Einsatzort ab, und Karin Müller und Mathilde Dreier sorgen für Kaffee und Kuchen“, freuen sich die beiden über die Unterstützung. Das Angebot wurde von Anfang an gut angenommen.

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Martha Fritsche kam vor vielen Jahren der Liebe wegen nach Vorarlberg.

Inzwischen arbeiten schon dreizehn 24-Stunden-Betreuerinnen im Brandnertal. Sie halten das ambulante System am Laufen. „Ohne sie würde es nicht gehen“, weiß Fritsch die von ihnen geleistete Arbeit zu schätzen. Auch andere Regionen in Vorarlberg haben inzwischen die Wichtigkeit erkannt und Begegungscafés gegründet.

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Den beruflichen Ausgleich findet Susanne Böhler-Salomon in der Natur.

Bürs ist erst vergangene Woche gestartet, Bregenz vor zwei oder drei Monaten. „Wir waren die Ersten im Land“, sagt Fritsche und freut sich über die Nachahmer. „Das Angebot ist eine Wertschätzung ihrer unverzichtbaren Arbeit und soll ihnen ein kleines Stück Heimat vermitteln.“ Denn Integration ist wichtig. Darum sind Brand und das Brandnertal auch Mitglieder bei familieplus. CRO

Zu den Personen

Susanne Böhler-Salomon

Alter 52 Jahre

Wohnort Bürs

Familie verheiratet, eine Tochter

Beruf Pflegeleitung beim Krankenpflegeverein Brandnertal

Hobbys Natur, Pilze suchen, wandern in mittlere Höhenlagen, Urlaub in Ligurien und in der Steiermark (Südsteirische Weinstraße)

Martha Fritsche

Alter 57 Jahre

Wohnort Bürserberg

Familie verheiratet, vier Söhne

Beruf Mohi-Einsatzleitung

Hobbys Garten, die Berge, wandern, die Natur, Ski fahren

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