Ein kleines Stück Heimat vermitteln

2018 gründeten Susanne Böhler-Salomon und Martha Fritsche ein Begegnungscafé für 24-Stunden-Hilfen.
Bürs, Bürserberg Den größten Teil ihrer Zeit sind die 24-Stunden-Betreuerinnen mit ihren zumeist hochbetagten Pflegebedürftigen auf sich allein gestellt und sehr isoliert. Das ist für die Frauen, die vorwiegend aus Rumänien, Polen, Ungarn oder aus der Slowakei kommen, sehr schwierig und herausfordernd.

„Es ist ein fremdes Land, sie können oft die Sprache noch nicht perfekt und fühlen sich in der Einsamkeit allein gelassen. Ganz besonders wenn sie es mit demenzkranken Menschen zu tun haben. Da ist die schwierige Situation oft zum Knackpunkt geworden und sie haben aufgegeben“, weiß Susanne Böhler-Salomon, die Diplomierte Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflegerin und Pflegeleiterin beim Krankenpflegeverein Brandnertal ist.

Hinzu kommt, dass die Lage im Brandnertal sehr exponiert ist. „Wir konnten uns einfach nicht so um die 24-Stunden-Betreuerinnen kümmern, wie sie es gebraucht hätten“, ergänzt die 52-Jährige. Zwar schauen die Mitarbeitenden des Krankenpflegevereins einmal pro Woche vorbei, sie sind aber oft der einzige Besuch für die engagierten Frauen.

Für Böhler-Salomon war klar, „dass wir initiativ werden müssen“. Gemeinsam mit Martha Fritsche, ebenfalls Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und Mohi-Einsatzleiterin, rief sie vor fünf Jahren ein Begegnungscafé für 24-Stunden-Betreuerinnen ins Leben. „Wir wollten eine Möglichkeit schaffen, um die Frauen in regelmäßigen Abständen an einen Tisch zu bringen, damit sie sich in einer neutralen Atmosphäre ausreden und ihre Geschichte erzählen können“, sagt Böhler-Salomon.

Die Betreuerinnen können sich aber auch beraten lassen. Beispielsweise wie man eine Blutung stillt oder wo sie in Notfällen anrufen können. Außerdem werden Ausflüge, Erste-Hilfe-Kurse oder Impulsvorträge über Demenz organisiert. „Es geht aber auch um Vernetzung untereinander, um den Austausch mit Kolleginnen und eine schöne gemeinsame Freizeitgestaltung“, betont Susanne Böhler-Salomon.

Weil die beiden Frauen nicht alles allein stemmen können, haben sie ein ehrenamtliches Team mit ins Boot geholt. „Alois Gassner und Hermann Müller leisten Fahrdienste, sie holen die Frauen an ihrem Einsatzort ab, und Karin Müller und Mathilde Dreier sorgen für Kaffee und Kuchen“, freuen sich die beiden über die Unterstützung. Das Angebot wurde von Anfang an gut angenommen.

Inzwischen arbeiten schon dreizehn 24-Stunden-Betreuerinnen im Brandnertal. Sie halten das ambulante System am Laufen. „Ohne sie würde es nicht gehen“, weiß Fritsch die von ihnen geleistete Arbeit zu schätzen. Auch andere Regionen in Vorarlberg haben inzwischen die Wichtigkeit erkannt und Begegungscafés gegründet.

Bürs ist erst vergangene Woche gestartet, Bregenz vor zwei oder drei Monaten. „Wir waren die Ersten im Land“, sagt Fritsche und freut sich über die Nachahmer. „Das Angebot ist eine Wertschätzung ihrer unverzichtbaren Arbeit und soll ihnen ein kleines Stück Heimat vermitteln.“ Denn Integration ist wichtig. Darum sind Brand und das Brandnertal auch Mitglieder bei familieplus. CRO
Zu den Personen
Susanne Böhler-Salomon
Alter 52 Jahre
Wohnort Bürs
Familie verheiratet, eine Tochter
Beruf Pflegeleitung beim Krankenpflegeverein Brandnertal
Hobbys Natur, Pilze suchen, wandern in mittlere Höhenlagen, Urlaub in Ligurien und in der Steiermark (Südsteirische Weinstraße)
Martha Fritsche
Alter 57 Jahre
Wohnort Bürserberg
Familie verheiratet, vier Söhne
Beruf Mohi-Einsatzleitung
Hobbys Garten, die Berge, wandern, die Natur, Ski fahren
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