Ertappt: Handysünder in der VN-Fotofalle

In 40 Minuten wurden neun Fahrerinnen und Fahrer fotografiert. Auch ein Lkw-Fahrer war dabei.
Schwarzach Es ist verboten und lebensgefährlich, trotzdem können viele Autofahrer:innen während der Fahrt einfach nicht ihre Finger vom Handy lassen. Der Vorarlberger Polizei seien allein von Jänner bis Ende Mai dieses Jahres
1713 Handysünder ins Netz gegangen, sagt Rudolf Salzgeber, Leiter der Verkehrsabteilung des Landes. 1564 erhielten ein Organmandat, 149 wurden angezeigt. Im Vorjahr waren es insgesamt 4020 Vergehen (3685 Organmandate, 335 Anzeigen).


Expert:innen warnen immer wieder vor der Gefahr. „Bei 30 bis 40 Prozent der Unfälle ist Ablenkung die Hauptunfallursache“, unterstreicht Salzgeber. Nicht bei jedem dieser Unfälle ist das Telefonieren oder das Hantieren mit dem Handy schuld. Untersuchungen zeigen aber, dass Autofahrer:innen, die ein Handy am Ohr haben, um etwa eine halbe Sekunde verzögert reagieren und somit vergleichbar schlecht wie Autofahrer:innen mit 0,8 Promille im Blut.


Mit 36 km/h
Die VN wollten wissen, wie viele Autofahrer:innen tatsächlich mit dem Handy am Steuer unterwegs sind, und haben sich an einem normalen Vormittag unter der Woche auf der Brücke vor dem Achraintunnel in Schwarzach auf die Lauer gelegt. Die Bilanz: In 40 Minuten sind acht Autofahrer:innen und ein Lkw-Fahrer in die Fotofalle getappt.

Michael Schwendinger vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) verdeutlicht die möglichen fatalen Folgen anhand eines Beispiels: „Läuft ein Kind 23 Meter vor einem Auto, das 50 km/h fährt, auf die Straße, kann ein aufmerksamer Fahrer das Auto vor dem Kind zum Stillstand bringen. Ein Fahrer, der eine halbe Sekunde verzögert reagiert, fährt das Kind mit einer Geschwindigkeit von rund 36 km/h nieder, was mit hoher Wahrscheinlichkeit zu schweren Verletzungen führen kann.“ Wer während des Fahrens am Telefon Nachrichten schreibt, ist demnach sogar bis zu zwei Sekunden im Blindflug unterwegs.

100 statt 50 Euro
Anfang Mai wurde die Strafe von 50 auf 100 Euro erhöht. Ob das Auswirkungen auf die Anzahl der ertappten Handysünder hat, lässt sich laut Salzgeber noch nicht sagen. „Dafür ist die Zeitspanne noch zu kurz“, erläutert er. „Wir erhoffen uns natürlich, dass allein die Erhöhung eine Auswirkung hat. Gefühlsmäßig hat es sich aber noch nicht wirklich durchgesetzt.“

Zu wenig
Für den VCÖ sind die 100 Euro lediglich ein Schritt in die richtige Richtung. Die Strafhöhe stehe nach wie vor in keinem Verhältnis zum Ausmaß der Gefährdung. Michael Schwendinger betont: „Handy am Steuer ist kein Kavaliersdelikt, sondern kann Gesundheit und Leben anderer Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer gefährden.“
