Ein Juwel der Alpwirtschaft am Diedams

Im neuen Alpgebäude ließ die Älplerfamilie Feurstein hinter die Kulissen blicken.
Schoppernau Die in Vorarlberg, speziell im Bregenzerwald, etablierte Dreistufenwirtschaft – Heimgut, Vorsäß, Hochalpe – ist seit Jahrhunderten besonders stark ausgeprägt und bildet die Grundlage für das Funktionieren bäuerlicher Familienbetriebe.

Die Anerkennung dieser Bewirtschaftungsform als Immaterielles Kulturerbe durch die Unesco im Jahr 2011 erfolgte nicht ohne Grund. Diese ausgeklügelte Form der Bewirtschaftung hat die Region nachhaltig geprägt und die Entwicklung der Talschaft maßgeblich mitbestimmt. Heute trägt die Alpwirtschaft wesentlich zum Erhalt der Bergwelt bei und avanciert zu einem unverzichtbaren Partner im Tourismus.

2021 wurde in Zusammenarbeit zwischen Almwirtschaft, Tourismus und der Käsestraße eine Initiative ins Leben gerufen. Unter dem Motto „Alpen zum Reinbeißen“ wurden Dutzende Sennalpen vernetzt, um Bergwanderer einzuladen, einzukehren und einen Blick hinter die Kulissen der Alpsennereien zu werfen. In diesem Jahr hat sich eine besondere Sennalpe hinzugesellt: Die Alpe Mitteldiedams. Dort wurde das alte Alpgebäude aus dem Jahre 1787 abgerissen und im vergangenen Jahr durch einen Neubau ersetzt – ein echter Leuchtturm in der Alplandschaft. Das war für die VN-Heimat ein Anlass, die Älplerfamilie zu besuchen. Ende Mai zog Helmut Feurstein zu seinem 19. Alpsommer auf. Mit dabei waren seine gesamte Familie – Gattin Elke und die Kinder Martin, Katharina und Lisa-Maria die – ganz traditionell – schon Mitte Juni in die Schulferien starten durften.

Dies hat einen guten Grund: Auf der Alpe werden alle Hände benötigt. Neben der Bewirtung von Gästen gilt es, 32 Kühe, 16 Schweine, 15 Ziegen, 15 Hennen und neun Hasen zu versorgen – sieben davon sind erst Ende Mai auf der Alpe geboren worden. Die Arbeit beginnt schon um 4 Uhr morgens.

In der “Sennkuchi” erwärmt Helmut rund 700 Liter Milch im großen Kupferkessel auf die richtige Temperatur und nutzt die Wartezeit, um Butterstöckle zu schlagen. Parallel dazu verarbeitet Brigitte die Ziegenmilch zu Goaßkäsle. Gegen halb neun Uhr folgt dann das Highlight des Tages: Mit dem Käsetuch wird der Bruch aus dem Kupferkessel genommen, der für zwei 27 bis 33 kg schwere Käselaibe reicht.

Plötzlich kommt Hektik auf: Nachdem die Sonne vom blauen Himmel strahlte, ziehen rasch Wolken auf und ein heftiger Regenschauer fegt über die Alpe. Gemeinsam wird hastig die Terrasse geräumt, Sitzpolster und Tischdecken sowie der Blumenschmuck ins Trockene gebracht und die Gäste suchen im Schopf Zuflucht.

Nach der kurzen Aufregung kehrt wieder Ruhe ein. Die Regenwolken verziehen sich so schnell wie sie gekommen sind. Innerhalb weniger Minuten scheint erneut die Sonne vom blauen Himmel, als hätte es nie einen Wolkenbruch gegeben. STP