In dieser Vorarlberger Kirche herrscht das vielleicht außergewöhnlichste Licht

Besondere Betonglasfenster lassen einen Dornbirner Sakralbau bunt erstrahlen.
Dornbirn Eines der interessantesten Kirchenkunstwerke im Rheintal befindet sich an einem unscheinbaren Ort: Der Innenraum der Kirche St. Christoph im Rohrbach, ein Beton-Bau aus den 60er-Jahren, wird umsäumt von besonderen Betonglasfenstern, die christliche Szenen darstellen. Von außen völlig unsichtbar tauchen die Mosaikfenster den Kirchenraum in ein charakteristisches buntes Licht. Einer, auf den sie einen besonderen Zauber ausüben, und der seit 20 Jahren zu ihrer Entstehung forscht, ist Klaus Thaler (92) aus Dornbirn.
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„Es sind Fenster zum Angreifen, um sie besser zu begreifen“, formuliert es Thaler. Bestehen andere Mosaikfenster aus glatten Glasblöcken, sind die Mosaiksteine in St. Christoph aus groben Brocken zusammengesetzt, die teilweise aus der Mauer ragen. „Das sind Gussglasblöcke, die kann man nicht schneiden, die muss man brechen“, erläutert Thaler.

Zusätzlich wurden alle Glaselemente mit einem Hammer bearbeitet. Die dadurch entstandenen muschelförmigen Ausbrüche ergeben einen besonderen Lichtbrechungseffekt, der zu der besonderen Lichtstimmung in der Kirche beiträgt. Die gewählten Motive sind biblische Szenen aus dem alten und neuen Testament sowie die Legende vom heiligen Christophorus, dem Namenspatron der Kirche.

Der Kirchenbau im Rohrbach geht zurück auf die 50er-Jahre, als viele Menschen aus dem Osten Österreichs nach Vorarlberg kamen. „Deswegen handeln alle Motive vom Unterwegs-sein“, erklärt Klaus Thaler: Die Reise des Paulus, die Flucht nach Ägypten oder eben Christophorus, der das Jesuskind über den Fluss trägt.
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Als 1963 der Auftrag für die Fenster vergeben wurde, gewann ein gewisser Professor Albert Birkle die Ausschreibung. Hergestellt wurden die Elemente der Fenster von der Tiroler Glasmalerei und Mosaikanstalt, die, so fand Thaler heraus, nur viermal derartige Kirchenfenster fabrizierte. Seit 1971 entstanden gar keine Betonglasfenster der Rohrbacher Machart mehr.

Für die Motive ließ Birkle die Steine auf Karton kleben. Dann wurde Draht dazwischen gespannt und ein spezieller Intarsien-Zement in die Zwischenräume gefüllt, den man langsam aushärten ließ. Jedes Motiv besteht aus 30 Platten. Der Künstler haderte damit, dass sein Mosaik durch viele zehn Zentimeter breite Pfeiler unterbrochen wird, „die der figürlichen Komposition sehr hinderlich sind“, das entsprechende Schreiben fand Klaus Thaler. Aber die Statik machte die Pfeiler notwendig.

Dennoch entfalten die Mosaikfenster gerade durch ihre groben Elemente eine besondere Wirkung. Geht man nah heran, ist es unmöglich, in den kantigen Klumpen bunten Glases ein Motiv zu erkennen. Wenn man aber auf Abstand geht, erkennt man das jeweilige Bild glasklar und auch in subtilen Details. Klaus Thaler hat es besonders der Christophorus angetan, der seinen Stab kraftvoll hält, obwohl er unter einer schweren Last zu ächzen scheint. Dargestellt nur durch wenige behauene Glassteine.
