“Jeder Suizid ist einer zu viel”

Vorarlberg / 11.09.2023 • 15:26 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Marcel Gilly (GPA Vorarlberg), Primar Philipp Kloimstein, Landesrätin Martina Rüscher und Supro-Leiter Andreas Prenn. <span class="copyright">Hofmeister</span>
Marcel Gilly (GPA Vorarlberg), Primar Philipp Kloimstein, Landesrätin Martina Rüscher und Supro-Leiter Andreas Prenn. Hofmeister

Supro präsentierte neue Kampagne zur Suizidprävention, die sich an Mitarbeitende in Vorarlberger Betrieben richtet.

Götzis Vor wenigen Tagen wurde anlässlich des Suizidpräventionstages der aktuelle Suizidbericht der aks gesundheit veröffentlicht. Laut aktuellsten Zahlen für das Jahr 2022 ist in Summe eine Zunahme von Suiziden in Österreich zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Gesamtzahl der Suizide von 1099 auf 1276 an. In Vorarlberg nahmen sich im selben Zeitraum 44 Menschen das Leben und damit um drei Personen mehr als im Vorjahr. “Die Zahlen sind erschreckend, auch wenn sich die Situation in Vorarlberg etwas besser darstellt als im Österreich-Vergleich. Jeder Suizid ist einer zu viel”, unterstreicht Philipp Kloimstein, Primar der Stiftung Maria Ebene.

Der Kampagnen-Claim bleibt gleich: "Ich höre zu, ich frage nach, ich hole Hilfe"
Der Kampagnen-Claim bleibt gleich: "Ich höre zu, ich frage nach, ich hole Hilfe"

Aus diesem Grund startete die Supro die zweite Kampagne zur Suizidprävention in Vorarlberg, um die breite Bevölkerung für das Tabuthema zu sensibilisieren. “Wir sprechen mittlerweile von einer Multikrise, in der wir leben. Die Nachwirkungen der Pandemie, der Ukrainekrieg sowie die Klimakrise hinterlassen ihre Spuren”, betont Kloimstein. “Wenn das Leben irgendwann am seidenen Faden hängt, braucht es ein Hilfsnetz, das auffangen und Unterstützung geben kann.”

Während sich die Kampagne im vergangenen Jahr an Jugendliche und junge Erwachsene gerichtet hat, legte man heuer den Fokus auf die Betriebe, beziehungsweise deren Mitarbeiter. “Wir verbringen die meiste Zeit am Arbeitsplatz, da gilt es zu lernen, hinzuschauen und hinzuhören.” Risikofaktoren seien nicht nur Depressionen und Suchterkrankungen, sondern auch Arbeitslosigkeit und die Sorge um den Job. Die Präventionsarbeit, vor allem in Zeiten hoher Inflation, sei wichtiger denn je, betont auch Landesrätin Martina Rüscher. “Der Druck der Arbeitnehmerschaft steigt. Hier braucht es ein sorgsames Hinhören und dazu trägt diese Kampagne maßgeblich bei.”

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Der Kampagnen-Claim bleibt gleich:”Ich höre zu, ich frage nach, ich hole Hilfe”. Die Maßnahmen und das Setting sind in diesem Jahr neu und richten sich konkret auf das berufliche Umfeld in Vorarlberg. “Der Faktor Arbeitsplatz ist für uns ganz bedeutend. Die Hochrisikogruppe sind die 55 bis 65-Jährigen. Das sind vor allem Arbeitnehmer, die massiv darunter leiden, wenn ihr Arbeitsplatz nicht mehr sicher ist”, erklärt Supro-Leiter Andreas Prenn. “Vom Arbeitsplatz gehen mitunter wesentliche Belastungen aus”, erklärt Marcel Gilly von der Arbeitnehmervertretung GPA Vorarlberg, welche die Kampagne in enger Kooperation mit der Supro umsetzt. “Die Arbeitgeber, Betriebsärzte und Betriebsräte haben hier eine wichtige Funktion, genauso liegt es aber auch an jedem einzelnen selbst. Es ist uns wichtig, dass wir entsprechende Hinweise oder Andeutungen auf Probleme bei unseren Kolleginnen und Kollegen ernst nehmen, sie ansprechen und nötigenfalls Hilfe suchen.”

Zentrale Schnittstelle

Mit Plakaten und Broschüren in verschiedenen Sprachen sowie Vorträgen, Fortbildungen und Informationsveranstaltungen in den Unternehmen sollen Mitarbeitende sensibilisiert und dazu ermutigt werden, bei entsprechenden Signalen etwas zu unternehmen. Zentrale Schnittstelle und Informationsquelle bietet hier die eigens überarbeitete Webseite www.papageno.tips.

Die wichtigsten Hilftsangebote

– Individuell ausgewiesene, innerbetriebliche Stellen, wie Betriebsarzt:ärztin, Gesundheitsbeauftrage etc.

– Webseite: www.papageno.tips (neu überarbeitet)

– Telefonseelsorge Vorarlberg: unter 142 für telefonische Hilfe, anonym und kostenlos