Bis etwas passiert
Die Länder verfolgen nun schon seit einigen Jahren mit großem Aufwand das Ziel, sogenannte Schadwölfe zu bejagen und nehmen dabei auch manchen Konflikt mit der EU und Umweltverbänden in Kauf.
Die Zahl der Gerichtsverfahren ist endlos. Im Interesse der Überzeugungskraft kann es nicht ohne hässliche Bilder gehen: Zerfetzte Nutztierkörper sind ein gutes Anschauungsmaterial für die Gefährlichkeit des Wolfes, der seine Opfer nicht mit dem Schlachtschussapparat tötet. Angeblich sind auch viele Menschen besorgt, dass ihnen selbst beim Spazierengehen mit der Familie Meister Isegrimm begegnen könnte. Daher wurde von vielen politischen Entscheidungsträgern mahnend eingefordert, dass nicht so lange zugewartet werden dürfe, „bis etwas passiert“.
In Vorarlberg dürfen sogenannte Kampfhunde nur mit Bewilligung des Bürgermeisters gehalten werden.
Die Zahl der Nutztierrisse in Österreich ist in der Zwischenzeit deutlich zurückgegangen. Es bleibt dahingestellt, inwieweit dies auf legale Wolfsabschüsse zurückzuführen ist.
In Oberösterreich ist dagegen nun tatsächlich etwas passiert: Ein Kampfhund hat eine Joggerin getötet. Der Fall macht deutlich, dass die Gefahr, bei einer Freizeitbetätigung von einem Tier angefallen zu werden, am ehesten von einem zur Waffe abgerichteten Hund ausgeht. Zahlreiche Personen, darunter viele Fachleute, fordern nun eine Verschärfung der Gesetze.
In Vorarlberg dürfen sogenannte Kampfhunde nur mit Bewilligung des Bürgermeisters gehalten werden. Damit ist die Rechtslage in unserem Land immerhin ein bisschen strenger als in Oberösterreich, wobei offenbleibt, ob dadurch solch eine Tragödie vermieden werden kann. Wenn die Tierhalter gegen Beißkorb- und Leinenpflicht verstoßen, nützt auch ein Bewilligungsverfahren nichts. Was bringt der Nachweis, dass eine Person im Umgang mit Hunden sachkundig ist, wenn sie einen problematischen Charakter hat? Was spricht daher dagegen, die Haltung solcher Tiere gänzlich zu verbieten?
Angesichts der getöteten Joggerin in Oberösterreich ist jedenfalls zu wünschen, dass die Länder gefährlichen Hunden mit derselben Entschlossenheit und Unnachgiebigkeit begegnen wie dem Wolf. Wir wollen doch nicht warten, bis (wieder) etwas passiert?
Peter Bussjäger
peter.bussjaeger@vn.at
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus und Universitätsprofessor in Innsbruck.
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