Baldauf: Eskalation eines vielschichtigen Konflikts

Kaum ein Vorarlberger besuchte das Heilige Land so oft wie der Pfarrer von Hard. Er ist entsetzt über die Terrorangriffe des Wochenendes. Die Lage im Gazastreifen sei jedoch hoffnungslos für die zwei Millionen Einwohner.
Darum geht’s:
- Erich Baldauf kennt das Land von zahlreichen Reisen.
- Empathie für Israelis und Palästinenser, historische Gründe für Konflikt
- Gazastreifen als hoffnungslose, von der Hamas kontrollierte Zone
Hard Der Überfall der Hamas auf Israel dieses Wochenende beschäftigt auch viele in Vorarlberg. So auch den Harder Pfarrer Erich Baldauf, der regelmäßig Gruppen in das heilige Land begleitet und somit sowohl die Situation in Israel als auch in den Palästinensergebieten aus eigenen Erfahrungen kennt.
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“Es ist menschlich eine ganz große Tragödie”, erklärt Baldauf mit Blick auf den Angriff vom Samstagmorgen. Mit Stand Montagnachmittag geht Israel von 700 Todesopfern, über 2000 Verletzten und an die 130 Geiseln aus. Zu den Zielen der wohl etwa 1000 Hamas-Kämpfer zählte auch ein Musikfestival. “Den Entführten steht ein sehr unbestimmtes Schicksal bevor”, ist sich auch Baldauf bewusst. Entsprechend groß sei seine Anteilnahme und Empathie mit den Israelis.
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Baldauf will sich gleichzeitig nicht zu Schwarz-Weiß-Malerei im Gesamtkonflikt hinreißen lassen. “Wir Europäer sind nicht ganz unschuldig, die Briten hinterließen in Palästina ein Desaster”, verweist er auf die Wurzeln des Nahost-Konflikts. Entsprechend groß sei auch seine Empathie mit den Palästinensern in beiden Gebieten. In der Westbank sei derzeit primär die Siedlungspolitik und das oft arrogante Auftreten der Siedler gegenüber den Palästinensern der Funken, der die Konflikte immer wieder anheizt.
Der Gazastreifen
Der Gazastreifen am Mittelmeerufer selbst ist hingegen ein Gebiet, etwa so groß wie das Rheintal und Heimat von zwei Millionen Menschen. “Der Gazastreifen gleicht einem riesigen Gefängnis, die Perspektive ist für diese Menschen in vielerlei Hinsicht hoffnungslos”, fasst er die Lage in dem seit 2007 von der Hamas diktatorisch kontrollierten Zone zusammen. Die Hamas ist eine islamistisch geprägte Terrororganisation, das Gebiet zählt seitdem nur auf dem Papier zu den palästinensischen Autonomiegebieten. “Bereits beim Camp-David-Abkommen 1978 verzichtete Ägypten bewusst auf den Gazastreifen”, erinnert der Pfarrer. Zu absehbar war die Entwicklung zum Armenhaus der Region. “Das ist ein Problem, dass Israel nicht allein lösen kann”, ist Baldauf überzeugt. Doch eine internationale Lösung gelang bisher ebenfalls nicht.
“Auch ich habe keinen Rat für eine Lösung”, betont Baldauf. Grundsätzlich müsse man mit gut gemeinten Ratschlägen aus der Entfernung vorsichtig sein. Zu vielschichtig seien die Probleme. Einerseits gebe es abseits der offiziellen politischen Linie vielfach gelebte Freundschaft zwischen Israelis und Palästinensern. Andererseits gibt es aber auch Kräfte auf beiden Seiten, die den Hass schüren. Und dann gibt es die Interessen von Iran, den arabischen Staaten, Russland und den USA in der Region. “Man kann den Konflikt nur verstehen lernen”, fasst er die derzeit beschränkten Möglichkeiten zusammen.