Warum Tetiana arbeitet und Iryna nicht

Ukrainischen Kriegsflüchtlingen steht der Arbeitsmarkt offen. Aber oft nicht so, wie es ihrer Qualifikation entspricht.
Darum geht’s:
- Tetiana Golubynska ist seit einem Jahr in Österreich und arbeitet ohne Unterlass.
- Golubynska hatte verschiedene Jobs und besuchte Deutschkurse.
- Iryna Okhremenko ist Leaderin der ukrainischen Frauencommunity in Vorarlberg und organisiert Treffen und Veranstaltungen
Bregenz Tetiana Golubynska (43) ist eine umtriebige Frau. Seit sie im Anfang Mai vor einem Jahr dem Krieg in Kiew entfloh und nach Österreich kam, arbeitet sie praktisch ohne Unterlass. In ihrem gelernten Beruf der Chemietechnikerin ist die alleinstehende Ukrainerin freilich nicht tätig, sie nimmt mit weniger anspruchsvollen Jobs vorlieb. “Als ich von Wien nach Vorarlberg kam, landete ich bei einem Paar in Feldkirch. Die Frau arbeitet bei Wolford. Sie vermittelte mir einen Job im Shop”, beginnt die Erzählung der 43-Jährigen über die Anfänge ihres Arbeitslebens in Vorarlberg.
Von Verkauf bis Sozialem
Später dann heuerte Tetiana Golubynska in einem Feldkircher Hotel an. “Erst war ich in der Früh im Service tätig, nach einiger Zeit wechselte ich auf den Abend. Ich arbeitete 40 Stunden die Woche. In der Früh besuchte ich Deutschkurse.”
Vorarlberg hatte die Ukrainerin noch vor dem Krieg gekannt. Sie war auf Urlaub hier. Seit dieser Zeit kennt sie auch Leute im westlichsten Bundesland Österreichs.

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Ihren Wohnort verlagerte Tetiana diesen Mai von Feldkirch nach Bregenz. Damit verbunden war auch ein neuerlicher Jobwechsel. Sie arbeitet nun in einer sozialen Einrichtung in Hörbranz, betreut dort alte Menschen. Für Tetiana ist es unter den gegebenen Umständen, die beste Tätigkeit, die sie sich vorstellen kann. “Dieser Job tut mir gut für die Seele. Ich habe das Gefühl, diesem Land mit einer sinnvollen Tätigkeit etwas zurückgeben zu können”, sagt sie fast pathetisch.
Dankbar für Hilfe
Ob Tetiana Golubynska in Österreich bleiben wird, weiß sie noch nicht. Im Sommer bekam sie während ihres Urlaubs in Kiew bei Eltern und ihrem geliebten Hund, einen Eindruck vom Leben im Krieg. “Ich musste am Boden schlafen, in sicherer Entfernung zum Fenster. Immerhin tat mir das gut für den Rücken”, findet sie einen Schuss Sarkasmus. Ein Leben ohne Arbeit in Österreich könnte sich Tetiana nicht vorstellen. “Wir Ukrainerinnen sind fleißige Menschen. Wir müssen arbeiten”, sagt sie fast trotzig.

Bergbauingenieurin
Arbeiten würde auch Iryna Okhremenko (48) gerne. “Aber ich würde derzeit nur Billiglohn-Jobs bekommen und verlöre die Unterstützung, die wir hier erhalten. Ich bin mit meinen zwei kleinen Kindern und meiner kranken Mama hier. Mein Mann darf die Ukraine nicht verlassen.”

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Auf der faulen Haut liegt Iryna deswegen ganz und gar nicht. Sie ist die Leaderin der ukrainischen Frauencommunity in Vorarlberg, sie organisiert Treffen und Veranstaltungen. Darüber hinaus betreut sie digital Projekte in ihrer Heimat. Iryna ist eine beruflich hoch qualifizierte Frau. “Sie ist studierte Bergbauingenieurin und hat auch einen akademischen BWL-Abschluss. Iryna möchte weiter ihre Deutsch-Kenntnisse verbessern, um womöglich später eine ihr entsprechende Anstellung zu erhalten. Aber eines möchte sie vor allem: “Eines Tages wieder in meine Heimat zurückkehren. Dann, wenn der Krieg vorbei ist und ich beruflich gute Möglichkeiten habe. ”