Spitalsärzte begehren auf

Unterschriftenaktion für ein faires Lohnsystem in den Vorarlberger Krankenhäusern.
Dornbirn Aufbegehren bei den Spitalsärzten: In einem offenen Brief an die Landesregierung macht sich die Initiative „Pro angestellte Fachärzt:innen“ für ein faires Lohnsystem in den Vorarlberger Krankenhäusern stark. Die unzureichende Bezahlung gefährde die spitzenmedizinische Versorgung, heißt es in dem Aufruf. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, wurden zudem Unterschriften gesammelt. Kommende Woche geht das Unterschriftenpaket an Landeshauptmann Markus Wallner und Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. Auslöser für das Rumoren aus der Basis heraus war die unlängst abgehaltene Spitalsärzteenquete. „Sie hat deutlich gezeigt, dass die eigentlichen Probleme der Fachärzte in den Krankenhäusern nicht gesehen werden“, kritisiert Spitalsärztesprecher und Ärztekammer-Vizepräsident Hermann Blaßnig. Der Unmut darüber ist groß, denn: „Spitalsärzte tragen die Letztverantwortung für Patienten auf Kosten ihrer Lebensqualität.“ Dafür wollen sie angemessen abgegolten werden. Dem Vernehmen nach wird das Anliegen auch von zahlreichen leitenden Ärztinnen und Ärzten unterstützt.

Deutliche Unterschiede
Die Steiermark, das Burgenland und zuletzt Wien haben Gehaltsverbesserungen eingeführt, „um ein kollabierendes System zu retten“, wie es in der Petition heißt. In Vorarlberg gab es die letzte Gehaltsreform im Spitalssektor vor zehn Jahren. Es sei am Markt nicht mehr konkurrenzfähig. Bei der Spitalsenquete legte Hermann Blaßnig den Unterschied offen: „Im Laufe einer dreißigjährigen Berufskarriere verdient eine Fachärztin oder ein Facharzt in der Steiermark, wenn man die Grundgehälter vergleicht, rund 570.000 und im Burgenland um 745.000 Euro mehr.“ Dazu würden noch die deutlich höheren Lebenshaltungskosten in Vorarlberg kommen. So sei es kaum möglich, medizinisches Personal zu halten bzw. zusätzliches zu gewinnen.
Die Spitalsärzte erkennen die vom Land zur Verfügung gestellte hochmoderne Infrastruktur an. Die ständige Weiterentwicklung in der Medizin beschert ihnen jedoch zusätzlich einen hohen Leistungsdruck. „Die Versorgung Schwerstverletzter, die Behandlung von Herzinfarkten oder Schlaganfällen und vielen anderen, plötzlich eintretenden bedrohlichen Erkrankungen müssen jeden Tag sichergestellt werden. Es sind Spitalsärzte, die in Akutsituationen die Patienten vor dem Schlimmsten bewahren und das zu jeder Tages- und Nachtzeit“, führen die Initiatoren weiter aus. Für die massiven Einschränkungen in der Lebensqualität, die ein Nachtdienst mit sich bringe, würden Fachärztinnen und Fachärzte mit viel zu niedrigen Pauschalen entlohnt.
Schmerzliche Verluste
Moniert wird auch, dass die Bedarfsanalyse des Landes den Krankenhäusern zwar eine ausreichende ärztliche Besetzung attestiere, aber: „Der Anteil der vollumfänglich ausgebildeten, dienstverantwortlichen und mit hoher beruflicher Expertise ausgestatteten Mediziner bleibt dabei völlig unberücksichtigt.“ In der zunehmend spezialisierten Krankenhausmedizin seien Verluste dieser erfahrenen Fachärzte besonders schmerzlich. Verlangt wird deshalb eine grundlegende Reform des Grundgehaltssystems, sprich 30 Prozent mehr Grundgehalt über eine 30-jährige Berufskarriere, eine bessere Zusatzentlohnung bei hochqualifizierter Tätigkeit bzw. Bereichsleitung sowie eine angemessenere Entlohnung von Nacht- und Bereitschaftsdiensten. „Eine Bereitschaftspauschale von 192,71 Euro ist nicht adäquat“, wird als Beispiel angeführt. Belastung und Verantwortung müssten deutlich höher entlohnt werden.