“Erhöhung wäre wahnsinnig”

KHBG-Direktor Fleisch hält nichts von 30 Prozent mehr Gehalt für alle Spitalsärzte.
Feldkirch 30 Prozent mehr Gehalt ist keine schmale Forderung. Vorarlbergs Spitalsärzte sind aber überzeugt: Nur mit dieser Erhöhung ist die Versorgung in den Krankenhäusern des Landes auch in Zukunft gesichert. Jetzt meldet sich der Krankenhaus-Chef zu Wort. Er erteilt den Wünschen eine klare Absage. Man soll den Boden der Realität nicht verlieren.
85 Prozent aller Vorarlberger Spitalsärzte haben die Petition unterschrieben. Sie fordern 30 Prozent mehr Grundgehalt in allen Gehaltsklassen. Ansonsten würde Personal abwandern, was sowohl Ausbildung als auch Versorgung gefährde. Schließlich würden Ärzte in anderen Bundesländern wesentlich mehr verdienen. In der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) widerspricht man dieser Aussage. KHBG-Chef Gerald Fleisch betont: „Hier kursieren Zahlen, die einfach nicht stimmen.“
Er hält fest: „Ein Arzt soll gut verdienen. Das ist ein äußerst ehrbarer Beruf mit langer Ausbildung und einer ganz hochwertigen Dienstleistung für die Gesellschaft. Aber die Frage ist, wie viel?“ Schließlich gehe es um die Frage der Verhältnismäßigkeit mit anderen Berufsgruppen. „Im dritten Jahr der Ausbildung hat ein Turnusarzt ein Brutto-Jahresgehalt von 94.000 Euro. Das ist ein Vielfaches dessen, was andere akademische Berufe bekommen. Wenn man 30 Prozent drauflegt, kommt der Turnusarzt auf 120.000 Euro. Das kann man in der Bevölkerung niemandem erklären. Wir sind an einem gesellschaftsethischen Knackpunkt angekommen. Ich würde der Ärztekammer raten, aufzupassen.“
Im sechsten Jahr der Facharztausbildung erhält der Arzt inklusive Dienste 107.000 Euro. 30 Prozent mehr wären 139.000 Euro. „Diese Erhöhung wäre wahnsinnig“, ärgert sich Fleisch. Ein Facharzt, der 30 Jahre im Dienst ist, verdient 166.000 Euro pro Jahr. „Wenn man da noch 30 Prozent rauf knallt, dann liegen wir bei 215.000 Euro.“ Die Schere zu anderen qualifizierten Berufen mit viel Verantwortung dürfe nicht auseinandergehen.
400 Millionen Euro Personalkosten
Speziell die Gemeinden kämpfen momentan mit der aktuellen finanziellen Situation. Sie müssen die Krankenhauskosten bekanntlich mit stemmen. Die Personalkosten in den Krankenhäusern liegen bei rund 400 Millionen Euro. Eine geforderte Lohnerhöhung würde 30 Millionen Euro mehr bedeuten. Dass Ärztinnen und Ärzte mit überlasteten Ambulanzen kämpfen, unterstreicht er. „Das Gesundheitssystem befindet sich in einer immensen Schieflage, in der die Krankenhäuser für alles verantwortlich sind. Der Zustrom in die Ambulanzen ist so hoch, dass die Ausbildungsqualität leidet.“ Dazu komme, dass zwischenzeitlich mehr als 100 Betten in den Vorarlberger Spitälern von Menschen belegt werden, die eigentlich in ein Pflegeheim sollten.
Der Krankenhausdirektor sehe also die Probleme und ist mit den Ärzten einer Meinung. Mit mehr Gehalt würden sie sich aber nicht lösen lassen. Etwas soll sich gehaltstechnisch aber tun, und zwar bei den Kaderärzten. Hier müsse man sich dem Markt anpassen –aber das gelte auch für den IT-Bereich zum Beispiel. Einfach mit der Gießkanne über alle 30 Prozent zu schütten, sei aber nicht zielführend. Fleisch: „Da verliert man ja jeden Bezug zur Realität.“
„Ein Arzt soll gut verdienen. Es ist ein ehrbarer Beruf. Aber die Frage ist, wie viel?“
