Im Ventilator gehen die Lichter aus

Im März schließt Vorarlbergs bekanntestes Altwaren- und Antiquitätengeschäft. Ein Abschied mit Wehmut.
Dornbirn Die Stammkunden dürften es bereits geahnt haben. Schon mit der Weihnachtspost wurden Veränderungen angekündigt. Jetzt ist es fix. Nach 37 Jahren gehen beim bekanntesten Altwaren- und Antiquitätengeschäft des Landes die Lichter aus. Der Ventilator in Dornbirn schließt.
“Ich kann mir gut vorstellen, dass mir das alles dann fehlen wird”, sagt Elmar Diem (66). Noch sei alles am Laufen und man denke nicht jeden Tag nach. “Die Wehmut entwickelt sich, wenn es nicht mehr ist”, ergänzt seine Frau Angelika Türtscher (63). Ein verfrühter Frühlingsabverkauf, dann ist Schluss. Vielleicht bis Mitte März, dieses Mal aber definitiv. Ans Aufhören denken die beiden schon länger. In den letzten zwei, drei Jahren ist die Entscheidung gereift.

Ihr berufliches Lebenswerk lassen sie zurück, blicken gespannt nach vorne. Etwas Neues erleben, woanders Fuß fassen. Dafür zieht es die beiden in ihre zweite Heimat Italien. Davor gilt es, Licht in die großzügigen Ventilator-Räumlichkeiten zu bringen. Tausende Artikel haben sich in den Jahren angesammelt. Schmuck, Vitrinen, Möbelscharniere, opulente Luster zeugen von der Umtriebigkeit der beiden. Es sollen in den nächst knapp drei Monaten Abverkauf weniger werden. Neues würden sie jetzt nicht mehr zukaufen.

Das war über fast vier Jahrzehnte das Geschäftsmodell der beiden. In der Hinteren Achmühle hatte Elmar Diem Mitte der 80er-Jahre mit einem türkischen Geschäftspartner “Remzy´s Altwarenhandel” gegründet und bald übernommen. Neben Gebrauchsgegenständen wurden damals schon Antiquitäten im Sortiment geführt. Ein neuer Name, erdacht von einer Werbeagentur, sollte frischen Wind in die Geschäftsidee bringen. Rasch war der Ventilator im Altwaren- und Antiquitätenhandel eine feste Größe. Später bildeten die Möbelanfertigung und der Baustellen- und Innenausbau ein wichtiges, zweites Standbein.
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Mit dem Umzug in die Dornbirner Eisengasse, dem ehemaligen Helene Niederer-Stammhaus, ist das Geschäft zur Institution geworden. Aus dem ganzen Land kommen Kunden. Bis jetzt ist das so. Nicht alle kaufen auch ein, erzählt Angelika Türtscher, die mit der Übersiedlung vor 23 Jahren ihren Pädagogen-Job an den Nagel gehängt und seither an der Seite ihres Mannes den Ventilator zu dem gemacht hat, was er heute ist. Für manche sei er eben auch ein Ausflugsziel oder eine Art Museum, beschreiben die beiden einige ihrer regelmäßigen Besucher.

Die meisten sind aber Kunden. Treue darüber hinaus. Die Kartei ist in den Jahren deutlich fünfstellig angewachsen. Mit manchen habe sich auch eine Freundschaft entwickelt. “Es ist schon ein sehr schönes Gefühl, wenn jemand glücklich und zufrieden das Geschäft verlässt, weil er etwas gefunden hat, das er lange gesucht hat”, beschreibt Elmar Diem die vielen Glücksmomente in 37 Jahren Ventilator. Das werde ihm schon fehlen, schwingt in der Erinnerung schon jetzt etwas Wehmut mit. So seien viele der Produkte zwar nicht von großem Wert, aber für die Kunden, die sie sonst nirgendwo finden, extrem wichtig.

Elmar Diem und Angelika Türtscher haben gefunden, was andere nicht mehr brauchen konnten. Sie wurden etwa dann gerufen, wenn Häuser aufgelassen wurden. Eine Art Schatzsuche sei das gewesen. Dinge aussuchen, die an anderer Stelle wieder Verwendung fanden. Manche haben es auch ins Kino und das Fernsehen geschafft. So zählen auch Filmfirmen zu den Ventilator-Kunden.

Noch ist das letzte Kapitel nicht geschrieben. Für die Ventilator-Räumlichkeiten wird ein Nachmieter gesucht. “Die Räume sollen auch in Zukunft bespielt werden. Am besten in einer Form, wo die alten Dinge eine Verwendung finden”, sagt Angelika Türtscher. Was die konkrete Nutzung betrifft, sind die beiden offen. Ein bisschen Ventilator könnte also dann doch irgendwie weiterleben.

