Schon wieder! Wärmstes Jahr!

An dieser Stelle habe ich letztes Jahr gefragt, was uns das neue Jahr bringt. Einerseits im Hinblick auf („Natur“)Katastrophen. Natur schrieb ich unter Anführungszeichen, weil wir als Menschheit durch den Ausstoß von Treibhausgasen global ins Klima eingreifen und uns daher immer häufiger Katastrophen treffen, die durch den anthropogenen Klimawandel viel häufiger und wahrscheinlicher geworden sind. Es ist immer mehr der Einfluss von uns Menschen, nicht nur der „Natur“ alleine, der katastrophale Auswirkungen auf unser Leben haben kann.
„Das sorgt einerseits für Starkregen, andererseits für Trockenheit.“
Andererseits aber auch in Bezug auf unsere gesellschaftlichen und politischen Reaktionen auf die Klimakrise.
Im Jahr 2023 gab es wieder eine Reihe von Extremwetterereignissen. Ob bei uns in Vorarlberg, in ganz Österreich, in Europa oder auf der ganzen Welt. Einzelne Monate waren die wärmsten, die jemals gemessen wurden. Neue Höchsttemperaturen gab es nicht nur im Sommer! Auch in Monaten, in denen das nicht erwartet würde, gab es Hitzetage mit Tageshöchstwerten über 30°C (im Oktober in Niederösterreich). Starkniederschläge gab es in Südösterreich, in Slowenien, Griechenland und Libyen. Gleichzeitig wurde in einer Studie der schweizerischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL festgestellt, dass die Luft über Europa heute trockener ist als vor der Industrialisierung. Das hängt damit zusammen, dass wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Das sorgt einerseits für Starkregen, andererseits für Trockenheit. Und schlussendlich war 2023 das wärmste Jahr der Messgeschichte. In Österreich, in Deutschland und global.
Angesichts dieser Fakten ist die politische und gesellschaftliche Reaktion so, als ob wir noch Jahrzehnte Zeit hätten, unser Leben an die geänderten Klimabedingungen und Klimaschutznotwendigkeiten anzupassen. Das ist ersichtlich beim Finanzausgleich, bei der Diskussion um die Klimakleber und der politischen Auseinandersetzung um den Nationalen Energie- und Klimaplan zwischen den Koalitionspartnern ÖVP und Grüne. Und auch die COP28 in Dubai hat nicht die nötigen Schritte gebracht.
Mein Neujahrswunsch für 2024: adäquate strukturelle Reaktionen auf die Klimakrise! Dabei geht es um gesellschaftliche Strukturen, die ein klimafreundliches Leben ermöglichen. Und, genauso wichtig, um den Aufbau von neuen Strukturen in unserer Verwaltung für die Anpassung an den Klimawandel. Es braucht nämlich Gesetze, qualifiziertes Personal und passende Budgets auf allen Ebenen in Bund, Ländern und Gemeinden.
Der Vorarlberger Simon Tschannett ist Meteorologe und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Stadtklimatologie.