Corona geht, Grippe kommt

Befürchtete Doppelwelle bleibt aus. Impfempfehlungen werden weitgehend ignoriert.
SCHWARZACH. In Vorarlberg gibt es laut Gesundheitskasse immer weniger Krankenstände wegen Corona. In der Woche vor Weihnachten hatte es sich um mehr als 1000 gehandelt. In der ersten Woche des neuen Jahres waren es nur noch 359. Das hängt nicht allein mit den Feiertagen zusammen, an denen sich kaum jemand krankmeldet. Es hat auch damit zu tun, dass das Infektionsgeschehen nachgelassen hat.

Mitte Dezember war es noch so stark wie nie zuvor. Das zeigt die Entwicklung der Virenlast, die in den Kläranlagen festgestellt wird. Im Zeitverlauf habe sie nun jedoch deutlich abgenommen. Das berichtet der Leiter des Umweltinstituts, Christoph Scheffknecht: „Aus diesem Befund lässt sich ein ausgeprägter abnehmender Trend des Infektionsgeschehens ableiten.“

Bei den Virusvarianten gibt es eine Konstante: Sie und ihre Verbreitung ändern sich laufend. Die bedeutendste Untervariante im Land ist laut Scheffknecht gerade „JN.1“. Sie wird auch als „Juno“ bezeichnet und ist international in den Schlagzeilen. Grund dafür ist ein Umfrageergebnis des britischen Statistikamtes, wonach es zu ungewöhnlichen Symptomen komme: Rund zehn Prozent der Infizierten hätten angegeben, verstärkt unter Schlafproblemen, Sorgen und Ängsten gelitten zu haben.
Alles in allem bleiben Erkrankungsverläufe jedoch weit weniger schwer als in der Vergangenheit. Das hängt damit zusammen, dass viele mehrfach geschützt sind – aufgrund bereits erfolgter Infektionen und auch Impfungen.

Die Befürchtung, dass es parallel zur jüngsten Corona- auch eine Grippewelle gibt, sodass das Gesundheitssystem massiv belastet wird und es auch zu extrem vielen Krankenständen kommt, zerschlägt sich: Es folgt eine auf die andere. „Es ist davon auszugehen, dass wir in Vorarlberg am Beginn einer Influenzawelle stehen“, bestätigt Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Prognosen seien unmöglich, betont er: „Das wäre Kaffeesudleserei.“
Die Medizinische Universität Wien erfasst die Lage: Vorarlberg war bis vor wenigen Tagen das letzte Bundesland, bei dem noch nicht von einer Welle die Rede war. Jetzt ist es den Darstellungen der Universität zufolge auch hier der Fall.

„Die tatsächliche Grippewelle steht uns noch bevor“, warnt der Chefarzt der Österreichischen Gesundheitskasse, Andreas Krauter und ruft einmal mehr dazu auf, sich impfen zu lassen. Das wird jedoch weitgehend ignoriert: Hierzulande haben sich seit dem vergangenen Sommer nur fünf Prozent der Bevölkerung eine Grippe-Impfung und dreieinhalb Prozent eine Corona-Auffrischungsimpfung verabreichen lassen. Das Nationale Impfgremium würde eine solche besonders allen ab 60-Jährigen empfehlen.