Dieser Industrielle will umstrittene Luxus-Alpe in Sibratsgfäll kaufen

Kaufvertrag für “Alpresort Krähenberg” in Sibratsgfäll bereits unterschrieben. Unternehmer hat bereits eine eigene Gesellschaft gegründet.
Sibratsgfäll Es geht um richtig viel Geld und die Frage, ob sich jeder so einfach eine Alpe kaufen kann. “Bauernland in Bauernhand” war jedenfalls einmal, wie gleich mehrere Beispiele aus der Vergangenheit zeigen. Eines der prominentesten ist die Alpe Krähenberg in Sibratsgfäll, die ein international tätiger Werbeunternehmer 2009 erwarb. Eingefädelt wurde der Deal damals mit Unterstützung gut vernetzter Bregenzerwälder Anwälte, willfähriger Kommunalpolitiker und einem Egger Landwirt, der mit einem Minderheitsanteil (ein Achtel) das umstrittene Immobiliengeschäft erst ermöglicht hatte.

Knapp 15 Jahre später soll die Liegenschaft erneut den Besitzer wechseln. Auch dieses Mal ist der Kaufinteressent kein Landwirt. Nur scheinen sich die Rahmenbedingungen mittlerweile geändert zu haben. So hat mit Christian Beer, Eigentümer von Heron, vor wenigen Wochen ein Industrieller seine Unterschrift auf den millionenschweren Kaufvertrag gesetzt, in trockenen Tüchern ist das Immobiliengeschäft bisher nicht. Die Grundverkehrs-Landeskommission hat bereits bei einem früheren Kaufinteressenten in einem Bescheid die Bewilligung versagt und argumentiert auf VN-Anfrage unter anderem mit einem neuen Sachverhalt, weil “das alte Gebäude zwischenzeitlich abgetragen und neu errichtet worden sei”, so der Leiter der Kommission, Alexander Sepp.

Der Kaufinteressent wollte das so aber nicht stehen lassen und hat das Landesverwaltungsgericht angerufen. Gegen den Bescheid der Grundverkehrskommission sei zwischenzeitlich ein ordentliches Rechtsmittel eingebracht worden, bestätigen sowohl die Kommission als auch der Präsident des Landesverwaltungsgerichts, Nikolaus Brandtner, auf Anfrage. Die öffentliche Verhandlung hat demnach am 21. Dezember stattgefunden. Ein Ergebnis steht aus. Was das am Ende für die Kaufabsicht von Christian Beer, der bereits eigens eine Alpe Krähenberg GmbH gegründet hat, bedeuten wird: unklar.
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Lange war es rund um die Vorgänge zum Erwerb und Neubau der Alpe Krähenberg ruhig. Mit den Verkaufsplänen 2022 hat sich das allerdings geändert. Ein exklusives Wiener Maklerbüro hatte mit dem “Alpresort Krähenberg” eine landwirtschaftliche Immobilie mit 440 Quadratmetern Wohnfläche, 10 Bädern und acht Schlafzimmern sowie 115 Hektar Boden beworben – eigener Teich inklusive. In Medien wurde über einen vagen Kaufpreis zwischen 7 und 14 Millionen Euro spekuliert und prominente Interessenten wie Ex-Formel-1-Star Sebastian Vettel ins Spiel gebracht.
Die Hochglanzbilder aus dem Verkaufskatalog haben viele im Land stutzig gemacht und schließlich Landesvolksanwalt Klaus Feurstein auf den Plan gerufen. Die VN berichteten. Nach über einem Jahrzehnt wurde der Bauakt aus den Schubladen geholt, mehrere Prüfverfahren eingeleitet. Zu einem liegt der Schlussbericht vor. Das Gebäude sei in diesem Ausmaß nicht bewilligt, sagt Bürgermeister Martin Bereuter. Es wurde demnach größer und luxuriöser gebaut, als in den Planungsunterlagen festgelegt. Bereuter, seit 2018 im Amt, erbt die Causa “Alpe Krähenberg” von seinem Vorgänger Konrad Stadelmann, einem der Wegbereiter der “Alpe de luxe”.

Mitte Mai 2012 hatte die Gemeindevertretung Sibratsgfäll die Umwidmung einer 1700 Quadratmeter großen Fläche für das neue Alpgebäude am Rande eines Hochmoors beschlossen. Man habe ein paar Quadratmeter mehr umgewidmet, als für den Bau benötigt wurden – “damit die Bauherren nicht wegen jedem Firlefanz neu ansuchen müssen, sondern Spielraum haben”, so der damalige Bürgermeister Stadelmann direkt nach der Sitzung in einem Interview mit dem ORF Vorarlberg. Wie sich jetzt herausstellte, wurde der zusätzliche Spielraum weidlich ausgenutzt. Die Bauausführung weicht jedenfalls erheblich vom vorliegenden Baubescheid ab.

Ob sich mit den jüngsten Entwicklungen an den Kaufinteressen etwas geändert hat und wie sichergestellt werden könne, dass die Alpe entsprechend der Bewilligung betrieben werde, wollten die VN von Unternehmer Christian Beer in einer schriftlichen Anfrage wissen. Ohne Rückmeldung. Telefonisch hieß es später lediglich: “Kein Kommentar!” Äußern wollte sich Beer lieber zu geopolitischen Themen, die den Menschen mehr unter den Fingern brennen würden, so der Industrielle.
MITARBEIT: Andreas Scalet, Michael Prock
Für diesen Beitrag gibt es eine Aktualisierung vom 18. Jänner um 12 Uhr. Neu ist, dass nicht Christian Beer Beschwerdeführer beim Landesverwaltungsgericht ist, sondern ein Kaufinteressent, der die Alpe zu einem früheren Zeitpunkt erwerben wollte. Aktualisiert ist der Artikel auch um die Information, dass Beer bereits eine Alpe Krähenberg GmbH gegründet hat.