„Das Wichtigste ist mir geblieben“

Vorarlberg / 04.02.2024 • 15:50 Uhr
Kai Gassners Arbeitgeber Rhomberg Bau hat ihm sofort eine Unterkunft zur Verfügung gestellt. <span class="copyright">HRJ</span>
Kai Gassners Arbeitgeber Rhomberg Bau hat ihm sofort eine Unterkunft zur Verfügung gestellt. HRJ

Auch wenn Kai Gassner durch einen Brand alles verloren hat, lässt er sich nicht unterkriegen.

HOHENEMS, GÖFIS „Brand zerstörte Wohnhaus in Göfis“, stand am 16. Jänner in den VN auf der „Blaulicht & Gericht“-Seite. Das Bild bei dem Bericht stellte dar, was von dem am Tag zuvor abgebrannten Gebäude übriggeblieben ist: eine Ruine.
Drei Menschen haben in dem Haus gewohnt. Der Vorarlberger Kai Gassner und zwei Männer aus Kroatien. Keiner von ihnen war daheim, als eine Maus ein Kabel anknabberte und einen Defekt im Bereich des Stromverteilerkastens verursachte, wodurch gegen 4 Uhr früh das Feuer ausbrach. „Die Mitbewohner waren auf Heimaturlaub, und ich war auf Montage in Deutschland“, berichtet Kai Gassner. Der 26-jährige Vater eines kleinen Mädchens hat durch den Brand alles, was er besessen hat, verloren.

Das Haus in Göfis, in dem Kai Gassner gewohnt hat, ist am 15. Jänner völlig abgebrannt. <span class="copyright">Feuerwehr Feldkirch Stadt</span>
Das Haus in Göfis, in dem Kai Gassner gewohnt hat, ist am 15. Jänner völlig abgebrannt. Feuerwehr Feldkirch Stadt

Bett, Nachtkästchen, Schrank, Tisch, zwei Stühle. Das Zimmer, welches Kai Gassner momentan noch bewohnt, ist klein und mit einem Gemeinschaftsbad verbunden. Der junge Mann ist voller Dankbarkeit, hier in diesem Mehrparteienhaus in Hohenems unterzukommen, dessen Eigentümer sein Arbeitgeber, das Bauunternehmen Rhomberg, ist. „Es ist alles da, was ich zum Leben brauche“, sagt er.

Kai setzt sich auf das Bett. Sein Vater Markus Gassner, gerade auf Besuch, lehnt an der Eingangstür.

Durch das Feuer hat Kai Gassner alles verloren: „Aber nur das Materielle.“ <span class="copyright">HRJ</span>
Durch das Feuer hat Kai Gassner alles verloren: „Aber nur das Materielle.“ HRJ

„Papa, mein Bruder Fabian und ich sind vor 15 Jahren nach Göfis gezogen“, beginnt Kai zu erzählen. 1997 zur Welt gekommen, hat er den Großteil seines bisherigen Lebens in dem alten Montafonerhaus in der Berggasse verbracht. Vater und Bruder sind inzwischen wieder ausgezogen: „Papa schon vor Jahren. Fabian erst vor ein paar Wochen, am 15. Dezember.“ Seitdem ist von der Familie Gassner nur noch Kai in der Berggasse eingemietet, und eben die zwei Kroaten.
Beruflich hat sich Kai fürs Baugewerbe entschieden. Der gelernte Tiefbauer ist seit April letzten Jahres bei Rhomberg Bau als Gleisbauer beschäftigt und die meiste Zeit auf Montage.

Auf Montage, und zwar in München, war Kai auch am Montag, dem 15. Jänner: „Ich wäre eigentlich am Sonntagabend heimgefahren. Wir hatten aber noch einen halben Tag zu arbeiten, darum bin ich in München geblieben.“
Es war halb sieben Uhr morgens, als Markus Gassner seinen Sohn anrief und ihm mitteilte, dass das Haus in Göfis in Flammen steht. „Ich war total schockiert, konnte aber das Ganze noch gar nicht richtig realisieren“, erinnert sich Kai. „Ich war gerade auf der Baustelle.“ Sein Vorgesetzter hingegen, der Polier Christian, habe sofort reagiert und sich mit der Firmenzentrale in Bregenz in Verbindung gesetzt. „So konnte ich hier am gleichen Tag einziehen“, sagt Kai, und voller Anerkennung für den Polier fügt er hinzu: „Christian ist ein super Chef. Er schaut auf seine Leute!“

Kaffee gibt es aus dem Automaten im Gemeinschaftsraum des Rhomberg-Wohnhauses in Hohenems. <span class="copyright">HRJ</span>
Kaffee gibt es aus dem Automaten im Gemeinschaftsraum des Rhomberg-Wohnhauses in Hohenems. HRJ

Gegen 10 Uhr machte sich Kai auf den Weg nach Vorarlberg, um am Nachmittag zusammen mit seinem Vater das abgebrannte Haus in Göfis zu besichtigen. Vielleicht konnte ja irgendetwas von seinen Sachen gerettet werden? Das war nicht der Fall. Das Feuer hat alles, was er hatte, vernichtet. Kai sieht das so: „Ich habe aber nur das Materielle verloren. Das Wichtigste ist mir geblieben: mein Leben.“ Einzig der Verlust von Dingen, die einen emotionalen Wert für ihn haben, schmerzt ihn. Etwa das erste Vatertagsgeschenk von seiner dreieinhalbjährigen Tochter Emy: ihre eingerahmten Fuß- und Handabdrücke. Emys Geburt sei übrigens das schönste Ereignis in seinem Leben gewesen: „Ich flennte wie ein kleines Kind, als sie da war. Ich habe eine ganz intensive Beziehung zu meiner kleinen Prinzessin.“

Schon Emy wegen lässt er sich nicht hängen, sondern will das Beste aus der Situation machen: „Zuallererst auf Wohnungssuche gehen.“ Kai hat Glück. Er findet eine Dreizimmerwohnung in Frastanz und bekommt heute noch den Schlüssel ausgehändigt.

Kai bekommt oft Besuch von seinem Vater Markus Gassner, der ihm, wo er kann, zur Seite steht. <span class="copyright">HRJ</span>
Kai bekommt oft Besuch von seinem Vater Markus Gassner, der ihm, wo er kann, zur Seite steht. HRJ

Kai braucht aber auch finanzielle Unterstützung. Wer ihm helfen möchte, kann das über folgende Kontonummer: AT19 5800 0104 4655 4013, Markus Gassner.
Knapp überlebt

Wünsche, meint Kai, habe er keine: „Ich bin einfach nur glücklich, dass mir diesmal nichts passiert ist.“ Diesmal? „Ja. Denn als Kind wurde ich einmal beinahe von einem Baum erschlagen, der nach einem Sturm umgestürzt ist.“ Der damals Achtjährige ist nur knapp mit dem Leben davongekommen. Die Kopfverletzungen waren jedoch so schwer, dass es ganze zehn Jahre gedauert hat, bis sie geheilt waren. „Trotzdem habe ich mich nie unterkriegen lassen“, stellt Kai klar. „Ich halte am Positiven fest und schaue zuversichtlich in Zukunft.“