„Endlich zur Ruhe kommen“

Vorarlberg / 19.02.2024 • 15:08 Uhr
Claus und Angelika, Eltern von fünf Kindern, brauchen dringend ein neues Zuhause. <span class="copyright">HRJ</span>
Claus und Angelika, Eltern von fünf Kindern, brauchen dringend ein neues Zuhause. HRJ

Angelika und Claus Leitner und ihre fünf Kinder brauchen dringend ein neues Zuhause.

HARD, GÖTZIS Die Uhr tickt. Bis Ende Juni muss die Familie Leitner aus ihrem gemieteten Haus in Götzis ausziehen. Als Eltern von fünf Kindern ist es für Angelika (42) und Claus Leitner (54) schwierig, an geeigneten, leistbaren Wohnraum zu kommen. Bisher ist die Suche erfolglos. Angelika beginnt zu verzweifeln: „Wo sollen wir dann leben, wenn wir bis dahin nichts gefunden haben?“

Treffpunkt ist der Second-Hand-Shop „Würmle“ in Hard. Es ist 16:30 Uhr. Das Geschäft ist bereits geschlossen. Das heißt jedoch nicht, dass Angelika und Claus Feierabend machen. Jetzt wird der Wareneingang registriert und sortiert. Das wird noch zwei, drei Stunden in Anspruch nehmen.

Im Mai 2021 haben Angelika und Claus Leitner den Second-Hand-Shop „Würmle“ übernommen. <span class="copyright">HRJ</span>
Im Mai 2021 haben Angelika und Claus Leitner den Second-Hand-Shop „Würmle“ übernommen. HRJ

Ohne die Arbeit zu unterbrechen, schildern Angelika und Claus, wie sie einander gefunden und die Großfamilie gegründet haben, und was es mit ihrer prekären Wohnsituation auf sich hat.

Angelika, seit 1981 auf der Welt, ist in einem Generationenhaus in Göfis mit Vater, Mutter, Großeltern und einer jüngeren Schwester groß geworden. Sie absolviert eine Lehre beim Göfner Spar, arbeitet als Führungskraft in Märkten des Lebensmittelkonzerns und sammelt dann Erfahrung in unterschiedlichen Berufsbereichen.

Gleich gefunkt

In einer Nacht im November 2003 begegnet sie in der Bodega Bar in Frastanz Claus. „Er war dort DJ und hat echt gute Musik aufgelegt“, erinnert sich Angelika, „ich musste ihn einfach anquatschen“. Claus sieht das erste Treffen mit ihr so: „Sie kam auf mich zu und sprach mich an. Fasziniert von ihren grünen Augen, hat es gleich gefunkt.“

Wo sollen wir leben, wenn wir nichts gefunden haben, bis wir ausziehen müssen?

Angelika und Claus Leitner, Eltern von fünf Kindern

Claus, 1970 geboren, ist mit seinen Eltern und zwei älteren Halbbrüdern in Hohenems aufgewachsen. Sein beruflicher Weg führt ihn nach der Textilschule Dornbirn, Zweig Weberei / Spinnerei, in verschiedene Textilbetriebe, in eine Blechschlosserei, in die Versicherungsbranche, in eine Firma für Sondermaschinenbau und -konstruktionen, zu einem Kaffeemaschinenhersteller, in eine Bank, in ein Callcenter.

Zum Alltag der Leitners gehört nicht nur „schaffen, schaffen schaffen“, sondern auch Spaß haben. <span class="copyright">HRJ</span>
Zum Alltag der Leitners gehört nicht nur „schaffen, schaffen schaffen“, sondern auch Spaß haben. HRJ

Geschieden von der Mutter seines ersten Sohnes, steht Claus am 6. Mai 2005 erneut vor dem Standesbeamten. Diesmal ist Angelika die Braut.

Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, Mutter zu werden. „Aber das Leben denkt sich oft andere Pläne aus“, konstatiert Angelika, die letztendlich fünf Kinder zur Welt gebracht hat: Bastian (17), Anja (15), Vanessa (11), Fabian (8), Mona (4).

2007 gründet das Ehepaar Leitner ein eigenes Unternehmen und ist etwa als Marktforscher, Mystery Shopper, Interviewer, Verkoster und in der Mitarbeiterschulung tätig. 2020 ist Corona bedingt Schluss. Seit Mai 2021 führen Angelika und Claus das „Würmle“, das gebrauchte und neue Baby- und Kinderbekleidung, Spielwaren, Bücher, Fahrräder, Tretroller, Kinderwagen, Kinderbetten und vieles mehr anbietet. Nichtverkaufte Sachen werden an die Kinderhilfsorganisation „Stunde des Herzens“ und an Krisenfamilien gespendet.
Angelika und Claus schupfen den Laden allein. Wie geht das? „Schaffen, schaffen, schaffen. Nur so können wir das Würmle und unsere Großfamilie erhalten.“

Geschäftsschluss heißt nicht Feierabend. Angelika registriert den Wareneingang. <span class="copyright">HRJ</span>
Geschäftsschluss heißt nicht Feierabend. Angelika registriert den Wareneingang. HRJ

Nun steht das Problem mit der Wohnraumsuche an. Passiert ist es so: 2020 verkauft Claus seine Eigentumswohnung in Götzis wegen (Corona bedingter) finanzieller Einbußen. „Wir zogen daraufhin in ein Haus in der Nachbarschaft“, erzählt Angelika. Der Vermieter habe den Leitners zwar versprochen, das Haus so lange er lebe bewohnen zu dürfen: „Doch zweieinhalb Jahre später hieß es, das Haus gehört nun seinem Enkel. Wir mussten raus.“

Claus macht sich dran, angekommene Kindersachen auszupacken und zu sortieren. <span class="copyright">HRJ</span>
Claus macht sich dran, angekommene Kindersachen auszupacken und zu sortieren. HRJ

Die Leitners haben Glück. In der Nähe steht ein Haus leer, in das sie im Februar letzten Jahres einziehen. Nur zehn Monate später werden sie vom Vermieter über den Verkauf der Immobilie informiert. „Im Jänner bekamen wir es schriftlich. Spätestens Ende Juni müssen wir ausziehen.“

Erneut auf der Suche

So sind die Leitners einmal mehr auf der Suche nach einem Haus. Es sollte in Götzis, Mäder, Altach oder Koblach stehen, „damit die Kinder in ihrem sozialen Umfeld und ihren Schulen bleiben können“, und sechs Zimmer haben. Denn Fabian und Mona sind Autisten und haben besondere Bedürfnisse. Neben anderem brauchen die Kinder eigene Räume, um allein sein zu können.
Aufrufe im Ländleanzeiger und in sozialen Medien, auch Bittschreiben an Bürgermeister haben bislang nichts gebracht. So ist die Frage nach Wünschen rasch beantwortet: „Ein leistbares Daheim, wo wir mindestens zehn Jahre bleiben und zur Ruhe kommen können“, sind sich Angelika und Claus einig. Wer den Leitners helfen kann, meldet sich unter 069919664475 oder 06801430813.