Vor 100 Jahren „verschwand“ Hochkrumbach

1884 zu Warth-Hochkrumbach verschmolzen und 1924 ganz aus dem Ortsnamen gelöscht.
Warth, Hochkrumbach Vorarlbergs Bergregionen vom Brandnertal über Silbertal, Laternsertal, Großwalsertal, Damüls und Hochtannberg bis Kleinwalsertal und mithin das Ebnit wurden Ende des 13. Jahrhunderts von Einwanderern aus dem Schweizer Kanton Wallis nach und nach besiedelt und urbar gemacht. In 17 Walsergemeinden konnten 2013 – die älteste Urkunde mit Walserbezug stammt aus 1313 – gar das 700-Jahr-Jubiläum der Walser in Vorarlberg gefeiert werden. Heute haben Zehntausende Vorarlberger Walser Wurzeln.

Walsergerichtsbarkeit
Walliser Einwanderer gründeten in Vorarlberg zahlreiche Siedlungen, die über Jahrhunderte in Walsergerichten zusammengefasst waren. Die heutigen politischen Gemeinden Lech, Warth, Schröcken und Mittelberg bildeten eines dieser Gerichte. Vom Arlberg über den Hochtannberg bis ins Kleinwalsertal gab es bis 1806, als Vorarlberg für acht Jahre zu Bayern kam, mehr als diese vier (politischen) Gemeinden: Am Arlberg bestanden neben Lech auch die Siedlungen Zürs, Zug oder Bürstegg.

Das Kleinwalsertal besteht auch heute noch aus den Ortschaften Mittelberg mit Baad, Hirschegg und Riezlern. In vielen Belangen eigenständig – u. a. eigene Pfarreien – bilden diese Ortschaften heute die politische Gemeinde Mittelberg. Die Gemeinde Schröcken wiederum umfasst heute u. a. das Auenfeld (bis 1902 dauerbesiedelt, seither nur noch Alpgebiet) oder Nesslegg.

Die Entwicklung auf der Passhöhe verlief ungewöhnlich, denn in der Blütezeit zählte etwa Hochkrumbach ein Dutzend Häuser und mehr Einwohner als Warth. Die Siedlung um die Tannbergpasshöhe war so bedeutend, dass hier von 1528 bis 1563 sogar das Walsergericht tagte. In der Zeit der Bayernherrschaft (1806 bis 1814) wurde Vorarlberg neu strukturiert, aus landesweit 24 Gerichten wurden sieben und gleichzeitig wurden eigenständige Gemeinden in heutiger Form installiert. Aus dem aufgelösten Walsergericht Tannberg etwa entstanden Lech, Schröcken, Warth und Hochkrumbach.

In Hochkrumbach hatte indes ein dramatischer Entsiedlungsprozess eingesetzt: Die seit 1687 bestehende Pfarrei war ab 1854 verwaist, nachdem der letzte Kurat seine Pfarre verlassen musste. Die Chronik berichtet, er habe in seinem letzten Winter Kirchenbänke verheizt, um nicht zu erfrieren. Die Pfarre wurde 1867 aufgegeben und in die Pfarre Warth eingegliedert. 1884 wurde auch die Ortschaft Hochkrumbach an Warth angeschlossen und fortan unter dem Doppelnamen Warth-Hochkrumbach geführt. Mit Ablaufdatum, denn die Entsiedelung am Fuße des Widdersteins schritt unaufhaltsam fort. Nach dem Ersten Weltkrieg war nur noch das rund 300 Jahre alte Gasthaus Adler unweit der Passhöhe ganzjährig bewohnt. Dass dann 1924 Hochkrumbach ganz aus dem Ortsnamen gestrichen wurde, war logische Folge.

Für Jahrzehnte geriet Hochkrumbach gleichsam in Vergessenheit – nur der Adler sorgte für „Leben“ im Bereich der Passhöhe, über die nur ein Saumpfad führte.

Wiederaufschwung
Mit dem Bau der Lifte am Salober und in Warth setzte der Wiederaufschwung ein. Das heutige Hotel Jägeralpe (als Gasthaus 1967 eröffnet), ab 1964 die Lifterschließung des Salobers, die 1979 gebaute Jägeralpbahn und in jüngster Zeit errichtete Appartementhäuser sorgen im Verbund mit dem Adler dafür, dass Hochkrumbach wieder ein touristischer Hotspot wurde, der Sommer wie Winter rund 300 Gästebetten bietet. STP




