Seit 30 Jahren ist Ingeborg Winsauer eine Entwicklungshelferin für Leselust

Dornbirn Mit einem Lächeln öffnet Ingeborg Winsauer die Eingangstür zur Stadtteilbücherei Schoren, um den Bücherschatz zu präsentieren, der sich in einem Raum neben der Pfarrkirche Bruder Klaus befindet. “Unser Motto ist ,absolut Familie’. Deshalb haben wir alles auf Kinder von null bis 14 Jahren und deren Eltern ausgerichtet”, erklärt die Büchereileiterin.

Das Angebot der Bücherei hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert und auch weiterentwickelt. “Ich möchte, dass sich Eltern bei uns nicht überfordert, sondern gut beraten fühlen. Unser Ziel ist es, ein breites Angebot für Kinder ab 5-6 Monate zu haben. Mit einer Bücherkiste für Kleinkinder sind wir nicht zufrieden”, führt die Dornbirnerin ihre Ansprüche aus.

Auch die Einstellung zum Lesen und zur Leseförderung habe sich im Laufe der Zeit immer wieder gewandelt, resümiert die 64-Jährige, die seit 30 Jahren die Leiterin dieser Bücherei ist. Die derzeitigen Eltern würden bewusst mit ihren Kindern lesen und spielen.

Sie selbst kann sich daran erinnern, dass sie mit zehn oder elf Jahren von ihrer Mutter mit Lesestoff versorgt worden ist. “Ich kann mich gut an das Buch Trotzkopf oder die Buchreihe Gulla erinnern”, erzählt Winsauer. Wenn sie nicht gerade ein Buch inhaliert hat, war sie draußen mit anderen Kindern am Spielen. Diese Leidenschaft für Geschichten, Bücher und Spiele hat die ausgebildete Spieleleiterin und Spielberaterin auch an ihre drei Kinder weitergegeben. “Ich habe auch meinen Enkeln das Jassen beigebracht. Ich freue mich, wenn Kinder leidenschaftlich gerne spielen und dies auch mit anderen Kindern teilen.” Auch in der Bücherei hat sie einen weiteren Schwerpunkt auf Spiele gesetzt. Neben den Spielen können auch Fahrzeuge für Kinder als auch Großspiele für Feiern und Feste ausgeliehen werden.

Ihre Leseleidenschaft war auch einem Pfarrgemeinderat bekannt, als er Ingeborg Winsauer vor 30 Jahren die Leitung der Stadtteilbücherei Schoren angetragen hat. Ihr war klar, dass es einiges zu tun gibt, als sie 1994 zugesagt hat. Mit Schwung und Elan ging sie nicht nur den Bücherbestand an. Es wurden auch neue Möbel bestellt, auf EDV umgestellt und die Öffnungszeiten erweitert. Diese Neuerungen zeigten sich an der gestiegenen Auslastung. “Wir haben in kurzer Zeit über neue 400 Mitglieder verzeichnet”, erklärt Winsauer, die in ihren Anfängen auch eine Bibliothekarsausbildung absolviert hat. Besonders stolz ist die Ehrenamtliche auf eine Einladung, die die Bücherei 1995 erhalten hat. “Die Frankfurter Buchmesse hatte in diesem Jahr den Schwerpunkt Österreich. Wir konnten unsere Bücherei in der Kategorie ,Neue Büchereien in Österreich’ auf dieser großen Buchmesse vorstellen.”

Gerade in ihrer ersten Zeit hat Ingeborg Winsauer viel Zeit in der Bibliothek verbracht. Zusätzlich ist sie halbtägig arbeiten gegangen. Die letzten zehn Jahre vor ihrer Pensionierung war sie Leiterin einer Spielgruppe in Dornbirn. Zudem war sie noch zwölf Jahre in der Trauergruppe der Pfarre Schoren tätig und hat Hinterbliebene auf eigenen Wunsch hin besucht. Trotz ihres Engagements im Berufsleben und als Ehrenamtliche “kam für mich persönlich immer meine Familie an erster Stelle”. Die Rücksichtnahme gilt auch für ihre Mitarbeiterinnen in der Bibliothek. “Ist ein Kind krank oder kann jemand aus anderen Gründen nicht, dann finden wir eine Lösung”, erklärt Winsauer.

Die Energie holt sich die 64-Jährige in der Natur beim Wandern oder Radfahren. “Ich musste mir den Freiraum nehmen und Tankstellen für meine Energie suchen, denn ich bin für mich selbst verantwortlich”, hat die Leiterin der Bücherei Dornbirn Schoren bald erkannt. Und die wichtigste Kraftquelle ist für sie die Bücherei, für die sie seit 30 Jahren Verantwortung trägt. “Was gibt es Schöneres, als ein Kind, das mit einem Lächeln aus unserer Bücherei geht?”