„Mit einem Obstbaum ist ein bisschen so wie bei einem Hund“
![Wir pflanzen 1000 Obstbume, ãWir pflanzen 1.000 Obstbume Ð fr Vielfalt, Tradition und VersorgungssicherheitÒ, mit Landesrat Christian Gantner, Josef Moosbrugger (Prsident Landwirtschaftskammer Vorarlberg), Armin Rauch (Obmann Vorarlberger Baumwrter), Gerhard Polzhofer (Obmann Vereinigung Abfindungs- und Kleinbrenner
sterreichs) und Ulrich Hfert (Obstbaureferent, Landwirtschaftskammer Vorarlberg)Wir pflanzen 1000 Obstbume, ãWir pflanzen 1.000 Obstbume Ð fr Vielfalt, Tradition und VersorgungssicherheitÒ, […]](/2024/03/0F8A1214-1-768x512.jpg)
Startschuss für Baumaktion: Bis Herbst sollen in Vorarlberg 1500 neue Obstbäume gepflanzt werden.
Wolfurt In der Schweiz ließ der Staat zwischen 1950 und 1975 rund zehn Millionen Obstbäume fällen. Die Hauptgründe dafür waren der Kampf gegen den Alkoholismus und Millionenverluste der Eidgenössischen Alkoholverwaltung. In Vorarlberg gab es einen solchen “Baummord” nicht, dennoch nimmt die Zahl der Obstbäume kontinuierlich ab. Der Baumwärter Fachverband, der Verband der Obst- und Gartenbauvereine (OGV), der Kleinbrenner (VAKÖ), und der Mostsommeliers sowie die Landwirtschaftskammer wollen diesem Trend entgegenwirken und haben im Vorjahr eine Pflanzaktion ins Leben gerufen. Am Mittwoch wurde einer der ersten Bäume im Rahmen einer Pressekonferenz im Obstgarten von Sigrid (52) und Josef (57) Schertler in Wolfurt ausgepflanzt.


Das Ziel waren 1000 Obstbäume, geworden sind es knapp 1500. Das Land fördert jeden mit 30 Prozent. Landesrat Christian Gantner ist überzeugt: Menschen, die sich zurückbesinnen und Bäume pflanzen, finden ein Stück weit zurück zur Natur und bekommen ein Verständnis für Lebenszyklen und Naturabläufe. „Durch dieses Verständnis wächst auch das Verständnis, dass man Produkte kauft, die regional und saisonal sind“, ergänzt er.

Die Pflanzaktion ging von den Baumwärtern aus. Ulrich Höfert, Obstbaureferent bei der Landwirtschaftskammer Vorarlberg, hat die Bäume organisiert, was aufgrund von Lieferproblemen gar nicht so einfach gewesen sei: „Da es rundherum sehr viele solcher Aktionen gibt, sind die Baumschulen im Moment ein bisschen im Rückstand mit dem Nachvermehren. Sie konnten uns nicht alles liefern, daher gibt es 500 Bäume erst im Herbst”, berichtet er. Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger verweist auf Pflanzenkrankheiten wie Feuerbrand und Co. Wichtig sei, dass Vielfalt vorhanden ist und dass man nicht nur Wert auf neue, sondern auch auf alte Sorten legt: „Das sorgt für Stabilität.“


Im Obstgarten der Schertlers in Wolfurt wachsen seit vielen Jahrzehnten Apfel-, Birnen-, Zwetschgen- oder Nussbäume. „Wir machen Most und Essig selbst, wir dörren das Obst, mit einem Teil lassen wir jetzt Balsamico machen. Das, was wir nicht verwerten, liefern wir beim Streuobstverein ab, wo es zu verschiedenen Produkten weiterverarbeitet wird. Und das Fallobst bekommen die Schweine“, zählt Sigrid Schertler auf.


Ein Baum ist schnell gepflanzt, damit allein ist es allerdings nicht getan. „Es ist ein bisschen wie bei einem Hund, man kauft sich auch Arbeit und ein Stück weit Verantwortung mit“, unterstreicht der Obstbaureferent. Armin Rauch, Obmann der Vorarlberger Baumwärter ergänzt: „Wenn man einen Baum nicht schneidet, wird er sehr dicht und sehr dicht heißt, dass Krankheiten entstehen, weil er nicht gut austrocknen kann. Auch auf die Düngung darf man nicht vergessen.“ Die Vorarlberger Baumwärter organisierten alle zwei Jahre einen Baumschnittkurs. An jedem Kurs nehmen zwischen 40 und 50 Interessierte teil. Trotzdem wären laut Ulrich Höfert noch viel mehr Baumschneider gefragt: „Wir haben einen Fachkräftemangel bei den Baumschneidern. Fürs gewerbliche Baumschneiden braucht man einen Gewerbeschein mit Lehre, deswegen gibt es ein bisschen ein Loch, das wir versuchen mit Kursen zu füllen.“


Zurück zum Baummord in der Schweiz: Angefangen hatte alles mit einem Feldzug gegen den Alkoholismus. 1922 war der Schnapskonsum in der Schweiz deutlich höher als in anderen Ländern. Der Grund dafür war, dass das Alkoholgesetz nur den Kartoffelschnaps besteuerte, nicht aber Obstbrände. Mit der sogenannten Alkoholvorlage wurde das 1930 geändert. Um die Bauern dafür zu gewinnen, verpflichtete sich der Staat, zu stattlichen Preisen, den gesamten Apfel- und Birnenschnaps zu übernehmen, den die Bauern produzierten. Die Eidgenössische Alkoholverwaltung häufte in den kommenden Jahren ein Millionendefizit an. Um die Ernte zu verkleinern, köderte man Landwirte mit Prämien, damit sie möglichst viele Bäume fällten.

Tipps zur Baumpflege
Die Landwirtschaftskammer empfiehlt:
- Die Pflege beginnt bei der Abholung. Die Bäume dürfen beim Transport nicht austrocknen.
- Bei sehr sonnigem Wetter und Transport zB auf offenen Anhängern sollten die Wurzeln ggf. mit einem feuchten Tuch oder einer Plane abgedeckt werden.
- Die Pflanzung sollte möglichst am selben Tag erfolgen. Ist dies nicht möglich, kann der Baum an einem kühlen, schattigen Ort bis zu ca. 2 Tagen zwischengelagert werden. Die Wurzeln sind mit feuchter Erde zu bedecken.
- Im Grünland sollten die Bäume gg. Wühlmausfraß in einen Korb aus unverzinktem Hasendraht gepflanzt werden. Frisch gepflanzte Bäume brauchen einen ca. 2,50 m langen Pfahl. Nach dem Pflanzen muss gut angegossen werden.
- In Trockenphasen muss in den ersten Jahren ggf. erneut regelmäßig bewässert werden.
- Der Bereich um den Stamm sollte die ersten Jahre vom Bewuchs anderer Pflanzen freigehalten werden.
- Vor dem Austrieb brauchen die Bäume einen Schnitt, besonders, wenn sie sich noch in der Aufbauphase befinden.
- Gut ist es, im Herbst Falllaub und befallene Baumteile zu entfernen und zu kompostieren, weil manche Schadpilze dort überwintern.
- Sollte Feuerbrand auftreten, muss die befallene Blüte oder der befallene Zweig rasch mit etwas gesundem Holz entfernt, nach Möglichkeit abgebrochen werden.
- Ab und zu müssen den Bäumen Nährstoffe zugeführt werden.