Es geht wieder los: Das erwartet die Passagiere am Bodensee

Am Karfreitag startet die Schifffahrtssaison. Kapitän Wüstner verabschiedete sich nach 40 Jahren bald in die Pension.
Bregenz Noch laufen die letzten Vorbereitungen auf Hochtouren, am Karfreitag (29. März) geht es wieder los: Die Weiße Flotte startet mit dem Linienverkehr in die neue Saison. Die Personenschifffahrt am Bodensee feiert heuer ihr 200-jähriges Jubiläum. Für Kapitän und Betriebsleiter Hans Wüstner (60) ist es zugleich die letzte Saison.

Im Vorjahr nahmen 401.606 Passagiere auf den Schiffen der Vorarlberg Lines Platz, gegenüber 2022 (399.465 Passagiere) ist das ein leichtes Plus von 0,5 Prozent. Im Gegensatz dazu konnte der Umsatz um 17,3 Prozent von knapp 5,5 auf 6,4 Millionen Euro gesteigert werden. Als Gründe dafür nennt Geschäftsführer Alexandro Rupp die Preissteigerungen von durchschnittlich 6,5 Prozent, große Veranstaltungen auf der Sonnenkönigin und grundsätzlich höhere Auslastungen auf den Eventfahrten.

In die Revision der Schiffe haben die Vorarlberg Lines im Herbst und Winter knapp 970.000 Euro investiert. Der größte Brocken wurde in das Flaggschiff MS Austria gesteckt, das in diesem Jahr 85 Jahre alt wird. Um fast 600.000 Euro wurden dort der Propeller sowie das gesamte Unterwasserschiff mit Wasserleitungen, Sanitär und Fäkalientank generalsaniert und die Generatoren elektrotechnisch überholt. „Damit ist das Schiff die nächsten 15, 20 Jahre wieder seetauglich. Wir setzten voll auf die Traditionsschiffe“, unterstreicht Alexandro Rupp. Auf dem MS Altenstadt Bludenz wurde unter anderem das Oberdeck erneuert und auf dem MS Vorarlberg die LED-Beleuchtung.

2024 sind die Tickets im Schnitt um sechs Prozent teurer. Als erstes Vorarlberger Passagierschiff der Saison legt die Austria am Freitag um 9.40 Uhr vom Bregenzer Hafen in Richtung Friedrichshafen, Meersburg und Mainau ab. Am neuen Tarifsystem mit den drei Zonen, das im Jahr 2023 eingeführt wurde, wird nicht gerüttelt. „Es hat sich sehr bewährt“, sagt der Vorarlberg Lines-Chef.

Ein großes Thema, das das Unternehmen seit einiger Zeit beschäftigt, ist das Personal. „Wir sind voll im Generationenwechsel. Zwischen 2023 und 2026 gehen alle Kapitäne, die teilweise bis zu 40 Jahre bei der Schifffahrt sind, in den Ruhestand. Wir haben natürlich vorgesorgt, aber der gesamte Unterbau mit Matrosen und so weiter muss wieder aufgefüllt werden. Das ist eine ordentliche Herausforderung, aber wir sind auf einem richtig guten Weg“, berichtet Alexandro Rupp.

Einer dieser Kapitäne ist Hans Wüstner. Der bald 61-Jährige verabschiedet sich Ende der Saison nach 40 Jahren bei der Schifffahrt in die Pension. „Wenn man den Job gerne gemacht hat, dann geht man natürlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich werde aber weiterhin vorbeikommen und wenn einmal eine Frage auftaucht, können sie mich jederzeit anrufen“, merkt der Langzeitkapitän mit einem Schmunzeln an. Um die neuen Kapitäne auszubilden, wurde laut Wüstner frühzeitig das System umgestellt, mit einem Ausbildungsleiter und einer neuen Form der Ausbildung, die wesentlich länger dauert und intensiver ist. “Weil die Jungen nicht so lange dabei sind, wie wir es waren”, erläutert er.

Das Motorschiff Austria wird heuer 85 Jahre alt. Die Personenschifffahrt am Bodensee gibt es seit mittlerweile 200 Jahren. Ihre offizielle Geburtsstunde schlug laut dem Bregenzer Schifffahrtsexperte Arnulf Dieth am 1. Dezember 1824. An diesem Tag erfolgte auf Initiative des württembergischen Königs Wilhelm I. sowie des amerikanischen Konsuls Edward Church und des Stuttgarter Verlagsbuchhändlers Freiherr von Cotta die Indienststellung des Dampfschiffs Wilhelm, das fortan die Strecke Friedrichshafen-Rorschach/Romanshorn bediente. Österreich trat 1884 als letzter Anrainerstaat mit einer eigenen Flotte auf. Zum 200-Jahr-Jubiläum sind an mehreren Tagen Aktionen wie zwei Tageskarten zum Preis von einer oder Gratis-Fahrradmitnahme geplant.

Ein Thema, das die Verantwortlichen wohl noch länger begleiten wird, ist die Frage: Wie wird die Schifffahrt klimafit? Alexandro Rupp skizziert die Möglichkeiten: „Dadurch, dass wir die Traditionsschiffe weiterführen wollen, sind die E-Fuels für uns ein großes Thema. Elektro wäre bei einer einstündigen Rundfahrt möglich, bei der Kursschifffahrt aber uninteressant. Genauso ist Wasserstoff sehr teuer. Da müssten die Fördertöpfe noch dementsprechend gefüllt werden, damit man auch die Schifffahrt in diese Richtung umstellen kann.“


Termine und Infos
200 Jahre Personenschifffahrt am Bodensee
14. April Zwei Tageskarten zum Preis von einer
27. April Flottensternfahrt
5. Mai Familientag
22. September Das Fahrrad fährt gratis mit
Termine am Hafen Bregenz
21. April Tag der Schifffahrt
1. Mai Familien-Schiffletag
Kursverkehr 29. März bis 13. Oktober, Schnellkurs aber 18. Mai