Es schnauft, pufft und dampft wieder im Bregenzerwald

Das Wälderbähnle ist startklar: Am Sonntag wird am Bahnhof in Bezau angedampft.
Bezau Die „Uh 102“ hat bereits ordentlich Dampf unterm Kessel. Sie schnauft und pufft. Der Kamin qualmt wie ein Vulkan. „Die drei sind noch an den letzten Vorbereitungen dran und schauen, ob die Lok überall dicht ist“, erläutert Walter Rüf (74), der Geschäftsführer des Wälderbähnle.

Der Countdown läuft. Am Sonntag wird bei der Museumsbahn angedampft. Es ist die erste Ausfahrt der Saison mit der Dampflok. Mit an Bord ist natürlich auch der Osterhase. Bis Pfingsten sind mehrere Sonderzüge zwischen Bezau und Schwarzenberg unterwegs. Anschließend startet die Fahrplansaison. „Da geht es dann richtig los“, ergänzt Rüf.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.
Zickig
Lucien Gmeiner (17) schaufelt gerade im Führerstand Kohle nach, während Florian Müller (22) versucht, oben auf der Lok die letzten Undichtheiten zu beseitigen. „Die Probefahrt haben wir erfolgreich absolviert, aber man ist eigentlich an jedem Tag angespannt, weil so eine Maschine auch gerne zickt. Du siehst erst, wenn sie unter Druck kommt, ob etwas undicht ist“, erläutert Ernst Cavegn, der das Geschehen von unten verfolgt. Der 62-Jährige ist seit 35 Jahren ehrenamtlich beim Wälderbähnle im Einsatz, seit vielen Jahren als Betriebs- und Werkstattleiter. Sonntagsjob sei es keiner, meint der Reuthener, zeigt seine Hände und lacht: „Heute sind wir noch sauber. Ab und zu sieht es anders aus, wenn du unter die Maschine kriechen musst.“


Das Wälderbähnle ist ein lebendes Museum auf Schiene. Alle Loks und Wagons, die der Verein unterhält, sind typengleich auf der Wälderbahn gefahren. Damit das so bleibt, werden alleine in die Instandhaltung pro Jahr im Schnitt rund 120.000 Euro investiert. „Man kann die Züge hier so erleben, wie sie unsere Vorfahren erlebt haben“, sagt Walter Rüf. Eine der beiden Dampfloks hat bereits 1902 bei der Wälderbahneröffnung den Eröffnungszug gezogen. Auch die grünen Wagons sind baugleich mit jenen in den Anfängen der Bahn. „Das Fahrwerk ist original, die Kästen oben haben unsere Leute mit Plänen aus dem Staatsarchiv typengleich nachgebaut“, schildert der Geschäftsführer.


300 Kilo Kohle
Der Museumsbahnverein hat derzeit knapp 45 aktive Mitglieder. Alle arbeiten ehrenamtlich. Lucien Gmeiner ist seit knapp drei Jahren als Heizer dabei. Während einer Fahrt von Bezau nach Schwarzenberg und retour schaufelt er zwischen 280 und 300 Kilo Steinkohle in den Ofen. Die Hitze mache ihm nichts aus. „Man gewöhnt sich dran. Es brennt einem halt mit der Zeit alle Haare an der Hand weg, aber das gehört dazu“, meint der 17-jährige Schwarzenberger. Sein Kollege Florian Müller, ebenfalls aus Schwarzenberg, ist von Beruf Lokführer bei den ÖBB, wenn er frei hat, ist er meistens am Bahnhof in Bezau anzutreffen. „Mit der Dampflok ist es komplett etwas anderes. Du hast keine Bildschirme und Alarmpiepser. Da ist einfach alles mechanisch. Die Lok redet mit dir, du musst halt die Sprache verstehen und viel nach Gehör fahren“, berichtet der Dampflokfahrer der, seit 2008 Mitglied und seit 19 Jahren Fan des Wälderbähnle ist.


Am Sonntag wird die „Uh 102“ den ersten Zug der Saison raus nach Schwarzenberg ziehen. Fünf bis sechs Stunden vor der Fahrt wird mit dem Einheizen begonnen. Ernst Cavegn schwärmt: „Es ist etwas Schönes, wenn man die Lok einfeuert und sie langsam zum Leben erwacht.“
