Bereinigung von Sündenfall am Arlberg wird zum Super-Deal

Vorarlberg / 19.04.2024 • 13:06 Uhr
Bereinigung von Sündenfall am Arlberg wird zum Super-Deal
Die Eigentümergesellschaft um Bauunternehmer Richard Hinteregger (oben) und die Gemeinde Lech mit Bürgermeister Gerhard Lucian (unten) haben für das Projekt Hotel Alpenrose eine Verwendungsvereinbarung abgeschlossen. Handout/Hinteregger Bau, VN/Sierra

Hotelbetrieb des umstrittenen Investorenmodells Alpenrose in Zürs langfristig abgesichert. Aber: Im Gegenzug sollen neue Ferienwohnungen entstehen – ein Millionen-Deal.

Lech, Zürs Die Weichen wurden in der Gemeindevertretung längst gestellt, erste Informationen bereits im Jänner an die Öffentlichkeit getragen. Aus dem Investorenmodell Alpenrose im Lecher Ortsteil Zürs werde ein Hotel, freute sich Bürgermeister Gerhard Lucian in einer Aussendung Anfang Jahr. Dauerhaft. Die Sanierung eines Sündenfalls früherer Widmungspraktiken aus den Anfang Neunzigern dürfte nur Gewinner sehen. Es geht um die touristische Zukunft des Orts und im Gegenzug um einen Millionen-Deal für den Eigentümer der Hotelanlage. Eine Win-Win-Vereinbarung in bester Lage und feiner Gesellschaft, wie Hintergrund-Recherchen zeigen.

hotel robinson club alpenrose
Die Alpenrose wird vom deutschen Hotelkonzern Robinson geführt. Jetzt soll investiert und ausgebaut werden. Der Hotelbetrieb ist langfristig gesichert. VN/Steurer

Die Alpenrose ist ein markantes Bauwerk an der Ortseinfahrt von Zürs und steht für eine Zeit, in der man es sich offensichtlich noch richten konnte. Denn hinter der Hotelfassade finden sich ausschließlich gewidmete Ferienwohnungen. Ein Sündenfall war geschaffen. Das Haus wird zwar seit über einem Jahrzehnt vom deutschen Hotelkonzern Robinson (Anm. TUI) betrieben, der Vertrag wäre demnächst allerdings ausgelaufen. Eine weitere touristische Nutzung: ungewiss. Das hat die Gemeinde auf den Plan gerufen. Einem Grundsatzbeschluss folgte nun eine unterschriebene Verwendungsvereinbarung. In der Lecher Gemeindestube herrscht für einmal Einigkeit.

<p class="caption">Bürgermeister Gerhard Lucian räumt eine gewisse Enttäuschung ein. <span class="marker">VN/Steurer</span></p>
“Es sind jetzt die richtigen Schritte gesetzt worden”, sagt Bürgermeister Gerhard Lucian. VN/Steurer

“Es sind jetzt die richtigen Schritte gesetzt worden. Die Nutzung des Gebäudes als Hotel ist langfristig sichergestellt. Das ist gut und wichtig für Zürs”, sagt Bürgermeister Gerhard Lucian im Gespräch mit den VN. Thomas Eggler ist Hotelier in Zürs und für die Opposition “Unser Dorf” in der Gemeindevertretung. Er schlägt in die gleiche Kerbe. Zürs brauche die Betten dringend. “Die langfristige Sicherung der touristischen Nutzung des Hotels ist ein guter Deal für den Ort”, so Eggler. Er sei bis zu einem gewissen Grad aber auch schmerzhaft, weil man eine Krott, nämlich neue Ferienwohnungen, habe schlucken müssen. Von einem “Super-Deal” für die Eigentümer sprechen andere, die namentlich nicht in der Zeitung stehen wollen.

Bereinigung von Sündenfall am Arlberg wird zum Super-Deal
Thomas Eggler sieht in der Vereinbarung einen guten Deal für die Gemeinde mit dem Haken, dass neue Ferienwohnungen entstehen. Handout/Arlberghaus

Details zur Vereinbarung finden sich in der offiziellen Kommunikation der Gemeinde kaum. Nur soviel: Das Investorenmodell wird von Ferienwohnungsrechten freigestellt. Die Hälfte der bisherigen Nutzungsberechtigungen als Ferienwohnung können in vom Hotel unabhängigen Gebäuden realisiert werden. Was genau hinter dem Deal steckt, zeigen Protokolle, die den VN vorliegen. Demnach verzichtet der Hoteleigentümer, eine Gesellschaft um den Bregenzer Bauunternehmer Richard Hinteregger und den Steuer- und Finanzexperten Eduard Tschofen, auf 5000 Quadratmeter gewidmete Ferienwohnungen in der Alpenrose, sichert im Gegenzug in einem Projektsicherungsvertrag den Hotelbetrieb für weitere 20 Jahre zu. Es soll investiert werden, Sanierungsarbeiten und ein Umbau stehen an. Zudem lässt die neue Hotelwidmung auch langfristig keine andere Nutzung zu.

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Keine Ferienwohnungen mehr in der Alpenrose, dafür dürfen zwei neue Gebäude errichtet werden. VN/Steurer

Die “großzügige Geste” wird allerdings millionenschwer belohnt. Die Alpenrose-Eigentümer dürfen in Zürs an anderer Stelle 2500 Quadratmeter Ferienwohnungen errichten. Dafür soll sich die Gesellschaft laut VN-Informationen im Ort bereits das Hotel Guggis gesichert haben. Noch ist die Transaktion nicht verbüchert. Es liegen allerdings schon konkrete Pläne vor, die einen Abriss des Hauses und einen Neubau vorsehen. Rund 1600 der 2500 versprochenen Quadratmeter Ferienwohnungen sollen an diesem Standort realisiert werden.

hotel guggis
Am Standort des Hotel Guggis sollen Ferienwohnungen entstehen. VN/Steurer

Hoch hinaus wollten die Eigentümer offenbar mit einem zweiten Gebäude, das auf Boden des Hotel Alpenrose Richtung Hasenfluh gebaut werden soll. Es sollte ein Ferienwohnungs-Turm mit Erd- plus sieben Obergeschossen entstehen. Geeinigt hat man sich schließlich auf “Erdgeschoss+5”, wie aus gut informierten Kreisen zu erfahren war. Gegenüber den VN wollte sich weder die Eigentümerin des Hotel Guggis noch Vertreter der Eigentümergesellschaft der Alpenrose äußern. Dort wurde lediglich auf die offizielle Kommunikation durch den Bürgermeister verwiesen.

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Bei der Bereinigung des einstigen “Sündenfalls Alpenrose” geht es um Geld – um richtig viel Geld, wie Recherchen im Grundbuch zu Wohnungskäufen in Lech und Zürs der letzten Jahre zeigen. Längst sind am Arlberg Quadratmeterpreise von über 20.000 Euro erreicht, womit sich ein Wert der gewährten Ferienwohnungsrechte von mehr als 50 Millionen Euro errechnen lässt. In der Gemeindestube wird allerdings auch darauf hingewiesen, dass die Eigentümer auf Flächen verzichten würden und diese auch völlig rechtmäßig besäßen.

Bagger dürften trotz politischen Konsens dennoch so schnell keine auffahren. Vielmehr stehen komplexe Behördenverfahren an, die Jahre dauern könnten.