Bezauer Hirschen ist Geschichte

Der traditionsreiche Gasthof weicht einer Kleinwohnanlage mit Geschäften.
Bezau Beim Neubau der Volksschule mit Kindergarten wurde dieser Tage Firstfeier begangen, beim Traditionsgasthaus Hirschen, direkt gegenüber dem künftigen Schulhaus, gehen die Verhandlungen um eine Nachnutzung nur schleppend voran, wie der Eigentümer Josef Albrecht bedauert. Sicher ist nur, dass die Wirtschaft Geschäftsflächen und Wohnungen weichen wird. Das Gasthaus Hirschen wird nie mehr aufsperren.

Nach mehr als 220 Jahren
Damit endet eine Wirtshaustradition, die um 1800 begonnen hat und die dank der zentralen Lage zwischen Pfarrkirche und Rathaus mehr als 200 Jahre im gesellschaftlichen Leben der Marktgemeinde eine wichtige Rolle spielte. Josef Albrecht plant an diesem Standort ein Objekt mit Gewerbeflächen und 19 Wohnungen. Derzeit, so Albrecht, würden mit den Baubehörden offene Fragen bezüglich Tiefgarage usw. abgeklärt, ein konkreter Baubeginn deshalb noch nicht fixiert werden. Das Gasthaus wurde vor rund zwei Jahren geschlossen, Zimmer wurden noch bis Weihnachten 2023 vermietet und seither ist der Betrieb komplett eingestellt.

Müssen sich Wohnungssuchende hier also noch gedulden, so wurde ein anderes Wohnbauprojekt in der Gemeinde bereits größtenteils bezogen: „Es sind nur noch zwei Wohnungen frei, die anderen elf sind bereits vergeben und bezogen“, freut sich Planer Ralph Broger, der mit seinem Partner Kaspar Greber das Projekt realisiert hat. Es ist ein weiterer Baustein von großen Veränderungen, die in Bezau in jüngster Zeit am Laufen sind.

Ereignisreiches Jahrzehnt
Rückblickend kann Bezau über ein ereignisreiches Jahrzehnt Bilanz ziehen: Unter dem Motto „l(i)ebenswert – Gemeindeentwicklung Bezau“ hat die Gemeinde 2014 einen Dorfentwicklungsprozess initiiert, um die Weichen für eine nachhaltige Dorfentwicklung in den kommenden Jahrzehnten zu stellen. Ausgelöst wurde dieser Prozess durch den Bau des Sicherheitszentrums, das nach jahrelanger Diskussion und Planung 2014 eröffnet werden konnte. Es ist heute Heimstätte für Feuerwehr, Berg- und Wasserrettung sowie Polizei.

Noch einmal viele Jahre eine Standortdiskussion über Einzelvorhaben zu führen wollte man sich in Bezau nicht mehr antun und entwickelte ein Gesamtkonzept, in das künftig Projekte eingefügt werden. In die Gesamtplanung eingefügt wurde dann beispielsweise das Wohnbau-Vorhaben, das auf dem Areal des früheren Café Fröwis errichtet wurde. Etwas abgerückt vom Zentrum konnten hier 2018 rund zwei Dutzend Wohnungen und einige Geschäfte bezogen werden. Weitere 16 Wohnungen standen mitten in der Pandemie Ende 2020 im Wohn- und Geschäftshaus Komot zur Verfügung und Anfang dieses Jahres stellte das „Komot-Unternehmen“ Broger-Greber-Project ein weiteres Wohnhaus mit 13 Einheiten (Lebelle) im Ortsteil Ellenbogen fertig.

Das Bemerkenswerte an diesen beiden Vorhaben: Sie waren beide ressourcenschonend angelegt. Beim Komot wurde der Altbestand eines Wohn- und Geschäftshauses genützt, ausgehölt, modernisiert und ergänzt, beim Lebelle ein mehr als 200 Jahre altes baufälliges Haus abgerissen und auf gleicher Fläche ein baugleiches modernes Objekt errichtet, das durch einen zusätzlichen Flügel erweitert wurde.

Ressourcenschonende Konzepte
Mit der Nachnutzung des Hirschen-Areals soll in der Gemeinde Bezau das ressourcenschonende Konzept fortgesetzt werden. Für rund 70 neue Wohnungen in den vier Projekten sowie das Projekt Gemeindeamt/Volksschule/Kindergarten erforderten kaum neuen Baugrund. STP
