Zwei Fässer Bier als Miete für ein Feuerwehrauto

Vorarlberg / 15.07.2024 • 12:30 Uhr
Feuerwehr quer
„Flüssiger Bonus“ als Fahrzeugmiete: Kommandant Tobias Thullner (mit Mikro), sein Stellvertreter Manuel Breyer (2.v.l.) und Vereinsvorstand Daniel Henke (r.) übergaben Kommandant Markus Wirth zwei Fässer Bier samt Dankurkunde. STP

Außergewöhnliche Nachbarschaftshilfe unter Feuerwehren über die Landesgrenze hinaus.

Lauterach, Sigmarszell War das ein Hallo, als eine Delegation der Freiwilligen Feuerwehr aus Sigmarszell beim Landesfeuerwehrfest zwei 50-Liter-Bierfässer ins Lauteracher Festzelt rollte und den bayrischen Gerstensaft der Lauteracher Feuerwehr übergab – als „Miete“ für ein gebrauchtes Lauteracher Feuerwehrauto, das seit über zwei Jahren in Sigmarszell gute Dienste leistet.

Spezielle Nachbarschaftshilfe

Ein Einsatzfahrzeug aus dem Bestand der Lauteracher Wehr in der Garage der Wehr in Bayern? Auf den Fahrzeugtüren Schriftzug und Lauteracher Wappen, daneben Sigmarszell-Wappen samt Schriftzug und ergänzt durch den Aufdruck „#grenzenlosekameradschaft“ – so rücken die Feuerwehrleute der deutschen Nachbargemeinde seit zwei Jahren zu ihren Einsätzen aus – weil die „grenzenlose Kameradschaft“ nicht nur in diesem Fall gelebt wird. Zusammenarbeit der Wehren auf beiden Seiten der Leiblach sind – wie erst kürzlich praktiziert – etwa bei Hochwasserereignissen am Grenzfluss eine Selbstverständlichkeit. Auch bei Bränden hilft man sich immer wieder grenzüberschreitend aus und pflegt die Kameradschaft bei Festen.

Feuerwehr Sigmarszell
Das Lauteracher „Leihfahrzeug“ steht seit gut zwei Jahren in der Sigmarszeller Feuerwehrgarage – mit den Logos beider Wehren und dem Zusatz „#grenzenlosekameradschaft“.

Hilferuf wurde gehört

Zusammenarbeit mit Leiblachtaler Nachbarwehren Lochau, Hörbranz oder Hohenweiler ist nichts Außergewöhnliches – aber wie kommt da ein Lauteracher Einsatzfahrzeug ins Spiel? Katharina Thullner, Pressebeauftragte der Sigmarszeller Wehr erläutert gegenüber der VN-Heimat die Entstehung dieser Partnerschaft: Es begann mit einem Brand in der Sigmarszeller Feuerwehrgarage, wo am 22. Mai 2022 ein defekter Akku in der Ladevorrichtung des Einsatzfahrzeugs zu brennen begann. Das Feuer griff auf das Fahrzeug über und verursachte einen irreparablen Totalschaden. Ein Super-GAU für die Wehr der 3000-Seelen-Gemeinde Sigmarszell, denn das zerstörte Fahrzeug war das einzige der Wehr und eine sofortige Ersatzbeschaffung war nicht möglich – Einsatzfahrzeuge für die Feuerwehr gibt es ja nicht im Supermarkt, da müssen politische Gremien einen Beschluss fassen und die Finanzierung sicherstellen, ehe bestellt werden kann.

Die Situation für die Sigmarszeller Wehr war prekär und deshalb kontaktierte Kommandant Tobias Thullner seinen Hohenweiler Kollegen Armin Rottmaier und bat um Hilfe. Hohenweiler hatte kurz zuvor ein neues Fahrzeug in Dienst gestellt, vielleicht wäre das alte verfügbar? War es nicht, aber Rottmaier machte sich in Vorarlberg auf die Suche und wurde schnell fündig.
Lauterachs Wehr hatte ein neues Fahrzeug bekommen, ein TLFA 3000 war deshalb entbehrlich. Und dann ging alles sprichwörtlich „schnell wie die Feuerwehr“: schon am 28. Mai – keine Woche nach dem Brand – kamen die Sigmarszeller zu einer Besichtigung nach Lauterach und schon am 8. Juni erfolgte nach Erledigung aller Formalitäten die Übergabe. Bei dieser Gelegenheit erfolgte auch eine Einschulung der Sigmarszeller Maschinisten durch ihre Lauteracher Kollegen.

Hilfe ist kostenlos

Bemerkenswert an dieser Aktion: „Das Lauteracher Einsatzfahrzeug wird uns kostenlos zur Verfügung gestellt, bis wir unser neues bekommen“, lobt Kommandant Thullner das großzügige Angebot der Lauteracher Wehr. Einzige Entschädigung: „Wir laden unsere Lauteracher Kollegen alljährlich zu einem Kameradschaftsabend nach Sigmarszell ein.“ Jetzt nahmen Thullner und seine Mannschaft das Landesfeuerwehrfest zum Anlass für einen „Bonus“ und übergaben beim Fest zwei Fässer Bier. STP